Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
über ein tiefes Verständnis der menschlichen Natur verfügte. Kein Wunder, dass Maryannes Geschichten so beliebt waren.
Dash lehnte sich zurück, und sein dunkles Äußeres wirkte vor dem Hintergrund des elfenbeinfarbenen Sofas höchst dramatisch. Er war ganz in Schwarz gekleidet, was früher seine inneren Qualen widergespiegelt hatte, nun aber bedeutete, dass er vorhatte, die ganze Nacht lang mit Maryanne verruchte Spiele zu spielen. Es war eines ihrer geheimen Zeichen, und Venetia lächelte.
Sie wollte so sehr, dass Grace glücklich war. Allerdings hatte sie gewollt, dass Grace glücklich und in Sicherheit war.
Doch selbst nach allem, was sie über Partnerschaft, Vertrauen und Liebe gelernt hatte, musste sie vielleicht noch den Moment erkennen, wenn es an der Zeit war loszulassen.
„Ich glaube, es gibt einen Weg“, erklärte Dash in schleppendem Tonfall, „Grace genau das zu beschaffen, was sie will.“
„Was ist es?“ Venetia sprang ihn fast an. Was hatte er sich ausgedacht?
Dash sah Marcus an. „Glaubst du, du könntest die Krone überzeugen, Devlin seine Verbrechen zu vergeben?“
„Wenn wir beide uns darum bemühen und eingedenk der Tatsache, dass ich dem König eine Menge Geld geliehen habe, als er noch Regent war – ich glaube, es könnte funktionieren.“ Er rieb sein Kinn auf jene Weise, die Venetia liebte. Sie liebte es, ihn in seine Gedanken versunken zu sehen, während er Pläne schmiedete. „Dann könnte eine Heirat zwischen Grace und dem freigelassenen Devlin stattfinden, aber sie würde immer noch einen Mann heiraten, der als Pirat bekannt ist und von dem man annimmt, dass er ein Straßenräuber ist …“
Dash hob die Hand. „Grace braucht ihr Abenteuer. Ich schlage vor, wir geben es ihr.“
Marcus ächzte. „Verdammt, ich glaube, ich verstehe, worauf du hinaus willst, Swansborough.“
Venetia starrte die beiden Männer an. Sie wusste, dass sie sich schon einmal miteinander verschworen hatten, um dafür zu sorgen, dass sie und Marcus ihr Glück finden konnten. Und sie sah das teuflische Grinsen, das sich zunächst um Dashs hübschen Mund legte und sich dann langsam, verführerisch auf den schönen, verlockenden Lippen ihres Ehemannes widerspiegelte.
Marcus’ türkisfarbene Augen leuchteten auf, und Venetia spürte, wie sämtliche Luft aus ihrer Lunge strömte. Er tat es immer noch, ihr gut aussehender Ehemann – er brachte ihren Atem zum Stocken. Und er sagte ihr, wenn sie zusammen im Bett lagen und er in ihr Ohr flüsterte, dass sie dasselbe mit ihm tat.
Sie hielt Marcus’ Blick fest, war sich seiner so bewusst – der kräftigen Form seines Kinns, der weichen, leicht gebräunten Haut seines Halses, der schönen Linien, die seinen Mund und seine Augen umrahmten.
Maryanne klatschte in die Hände, und Venetia fuhr aus der Betrachtung der prachtvollen, von dunklen Wimpern beschatteten Augen ihres Mannes hoch. „Ich glaube, das wird das beste Komplott, zu dem wir uns jemals zusammengeschlossen haben“, rief Maryanne.
Und da begriff Venetia, worum es in einer glücklichen Familie ging. Es ging nicht darum, die Menschen, die man liebte, dorthin zu führen, wo sie nach dem eigenen Empfinden sein sollten. Es ging um Akzeptanz, Unterstützung und Liebe.
„Wir werden unserer Schwester helfen, einen Piraten zu heiraten“, warnte sie die anderen, doch sie wusste, dass es längst zu spät war. Sie konnte nicht dagegen sein, dass Grace glücklich wurde, und das konnte auch keiner der anderen.
„Wirklich, Venetia“, bemerkte Maryanne mit spöttisch zur Schau getragenem Hochmut, „welchen Wert soll die Ehe denn haben, wenn man nicht mit einem Mann verheiratet ist, der es wert ist, gezähmt zu werden?“
„Glaubst du, er kann gezähmt werden?“, stieß Venetia hervor.
„Nicht in den wichtigen Punkten.“ Dieser ironische Kommentar kam von Dash, der seine Frau angrinste. „Und in den anderen muss er nicht gezähmt werden. Er ist wie alle wilden Männer – er war auf der Suche nach einer Frau, um die er kämpfen konnte.“
„Kämpfen? Aber gegen wen – es sind nur wir, gegen die er kämpfen muss, ist es nicht so?“, erkundigte sich Venetia. „Weil wir diejenigen sind, die nicht zustimmen sollten.“
Marcus schüttelte den Kopf. „Ich verstehe, was Dash meint. Er meint, dass Devlin mit sich selbst kämpfen musste, um die Stärke zu finden, Grace für sich zu beanspruchen – er musste seine eigenen Dämonen bekämpfen.“
„Dämonen, die ihn sein Leben lang dazu
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