Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Jahre verboten hatte. Doch als ich sie traf, war sie kalt und grausam. Ich konnte das einfach nicht verstehen.“
„Und Devlin war dort.“
Grace runzelte die Stirn. „Ja, er war da. Er wollte nicht, dass ich die Countess traf. Er wollte verhindern, dass ich verletzt werde.“
Venetia klopfte sich mit den Fingerspitzen gegen die Lippen, dann nahm sie Grace bei der Hand und führte sie zum Sofa. Dieses Mal ließ Grace sich willig nieder, sank in die mit Seide bezogenen Kissen, und ihre Schwestern setzten sich links und rechts neben sie.
„Wie hast du Devlin gefunden, oder war er es, der dich gefunden hat?“, fragte Venetia. „Oder hast du ihn zwei Jahre lang heimlich getroffen?“
„Ich glaube nicht, dass sie das getan hat.“ Maryanne warf Venetia einen offenen Blick zu. „Ich denke, wenn sie ihn getroffen hätte, wäre sie nicht so unzufrieden und ruhelos gewesen, wie sie es während dieser Zeit war.“
Venetia lächelte ironisch. „Das stimmt wohl.“
Grace wusste, es gab keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit zu sagen, und sie fühlte sich ihren Schwestern gegenüber so mutig wie nie zuvor. Zum ersten Mal fühlte sie sich als Gleiche unter Gleichen, nicht wie ein lästiges Kleinkind. „Devlin hielt meine Kutsche an. Er hatte mich zwei Jahre lang beobachtet.“
„Und aus welchem Grund hielt er dich an?“
„Um eine Affäre mit mir zu beginnen.“
„Er hat dir also niemals einen Heiratsantrag gemacht.“
Grace schüttelte den Kopf und ließ sich gegen die Lehne des Sofas sinken. Sie wollte über dieses Thema nicht reden. Natürlich hatte er ihr keinen Antrag gemacht. Aber er hatte ihr erklärt, dass er ihr nichts bieten konnte, da er ein steckbrieflich gesuchter Mann war. Dass er als ehrlicher Mann oder gar nicht zu ihr zurückkehren würde.
Sie wäre erleichtert gewesen, wenn in diesem Moment eine Säuglingsschwester eines der Kinder nach unten gebracht hätte, entweder Venetias kräftigen, sechs Monate alten Sohn Richard Nicholas Charles Wyndham oder Maryannes Baby Charles Dashiel Blackmore, der gerade mal ein Monat alt war. So lange Namen für so winzig kleine Männer.
Jeder der kleinen Jungen hätte eine Pause bedeutet, die sie verzweifelt brauchte.
Venetia verschränkte die Arme unter ihren Brüsten, kniff sehr ernst ihre haselnussbraunen Augen zusammen und zog eine rotbraune Braue hoch. „Er hat dir also keinen Heiratsantrag gemacht, nicht wahr?“
„Ich will meine Mitgift einlösen.“ Grace sah Venetia mutig ins Gesicht. „Ich habe vor, mit meiner Mitgift ein Schiff zu kaufen und Devlin zu befreien, ganz gleich, ob er mir die Ehe versprochen hat oder nicht.“
„Ihn befreien!“ Maryannes Brauen schossen in die Höhe. Ihre Schwester schrieb erfolgreich Romane über Abenteuer und Leidenschaft, die alle von den Kritikern verrissen, von den Lesern aber geliebt wurden. „Was genau meinst du mit ’ihn befreien’?“
„Ihn aus dem Gefängnis herausholen und aus England fortschaffen“, erwiderte Grace selbstbewusst.
„Du wirst nicht fortlaufen“, erklärte Venetia. „Das verbiete ich ganz entschieden.“
Grace war im Begriff, zum Kaminsims zu laufen und nach dem Zwilling der Vase zu greifen, die sie bereits zerbrochen hatte, und sie zwischen ihren Händen zu zerdrücken. Aber sie hielt inne. Schließlich war sie eine erwachsene Frau und musste nicht vor lauter Wut mit Porzellan um sich werfen. Was sie musste, war, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
„Warum verbietest du es mir?“, wollte sie wissen. Sie würde ihre älteste Schwester nicht anschreien, aber Venetia hatte kein Recht, ihr irgendetwas zu verbieten. Dieses eine Mal würde Grace ihrer Schwester tatsächlich zuhören, anstatt eine dramatische Szene aufzuführen. „Weil er ein Pirat ist?“
„Nein – weil ich mir nicht einmal vorstellen mag, dass du ein so gefährliches Leben führst, gejagt von der britischen Kriegsflotte! Weil ich will, dass du hierbleibst und glücklich bist. Dass du das Glück findest, das Maryanne und ich gefunden haben …“
„Ich denke, das ist das Problem, Venetia“, warf Maryanne ein, und Grace warf ihr einen überraschten Blick zu. Ihre mittlere Schwester schlug sich normalerweise auf Venetias Seite, da diese die dickköpfigste der drei Schwestern war. „Grace möchte eine völlig andere Art von Glück. Sie will Abenteuer.“
„Abenteuer werden furchtbar überschätzt“, rief Venetia. „Willst du noch mehr Nächte erleben, in denen du mit vorgehaltener Waffe
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