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Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Titel: Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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des Reichtums.
    Absichtlich langsam schritt Grace den Flur in Venetias Haus entlang. In Weiß und Pastell gestrichen, wirkte der Korridor hell und luftig; die Londoner kamen nach Brighton, um drückende Hitze gegen Luft und Sonne einzutauschen. Wer hatte gerade jetzt weniger in diesem Haus zu suchen? Prudence oder sie?
    Eine der Türen zum westlichen Salon stand offen, und Grace hielt inne. Das Rascheln von Seide war zu hören. Grace strich ihre Röcke glatt, obwohl es sie nicht interessierte, was die Frau von ihr dachte, die einst ihre Freundin gewesen war, sie dann aber auf gemeinste Weise geschnitten hatte.
    Sie brauchte einfach nur ein wenig Zeit. Zeit, um sich zu sammeln.
    Dann trat sie in den Salon, hocherhobenen Hauptes, mit durchgedrücktem Rückgrat und den eleganten Bewegungen einer Dame. Ein einziger Blick in Prudence’ Richtung, und sie zögerte – Ihre Ladyschaft trug ein aufwendiges Kleid und darüber ein eng anliegendes Jäckchen aus himmelblauer Seide mit Borten, die in der Sonne funkelten. Ihre Haube schien aus einem Rosenbouquet zu bestehen, das von Bändern zusammengehalten wurde.
    Nein, von Kleidern würde sie sich nicht einschüchtern lassen – nicht nachdem sie ein Messer an der Kehle und eine auf ihren Kopf gerichtete Pistole überlebt hatte.
    „Hallo, Prudence. Darf ich nach dem Grund deines Besuches fragen?“ Als Begrüßung waren diese Worte weder ehrerbietig noch höflich. Doch sie entsprachen der Wahrheit. Alles, was Grace interessierte, war der Grund, aus dem Prudence gekommen war.
    Beim Klang ihrer Stimme wirbelte Lady Prudence erschrocken herum. Sie hatte am Fenster gestanden und in den sonnendurchfluteten Garten hinausgestarrt. Ihre schwarzen Locken glänzten, und ihre graublauen Augen waren hart und undurchdringlich wie das Meer vor einem Sturm.
    „Mein Bruder ist auf den Kontinent geflohen, und der Name unserer Familie ist durch den Skandal in den Schmutz gezogen worden. Das ist deine Schuld und die dieses schrecklichen Banditen Devlin Sharpe!“ Hoch aufgerichtet und zitternd stand Prudence da, wie ein schmaler Baum, der von stürmischen Winden gepeitscht wurde.
    „Dein Bruder ist auf der Flucht vor seiner eigenen Feigheit“, erwiderte Grace. Sie konnte sich nicht überwinden, die Wahrheit nicht auszusprechen, weil sie wusste, dass Prudence sie ohnehin nur beschimpfen und anschreien wollte. „Nicht zu vergessen, sein ekelhaftes Verhalten unschuldigen Frauen gegenüber.“
    „Wovon redest du?“, fauchte Lady Prudence. Offensichtlich war Prudence der Meinung, wegen ihres niedrigeren gesellschaftlichen Standes musste Grace es hinnehmen, grundlos beschimpft zu werden, aber sie weigerte sich, das zu tun.
    „Lord Wesley hat unsere Kutsche angehalten“, fuhr Grace fort. „Er war ziemlich betrunken, hätte beinahe Mr. Sharpe erschossen und wäre beinah selbst getötet worden.“
    „Dieser Mörder verwundete ihn …“
    „Nein, Prudence, sei still. Devlin hat mir von deinem Verehrer erzählt. Er erzählte mir von den Blutergüssen, die du von den Prügeln deines Liebhabers davongetragen hast. Prudence! Wie konntest du das nur hinnehmen?“
    Prudence wich zurück. Ihre Hände flogen an ihre Kehle, als könnte sie nicht glauben, dass Grace sie angriff. „Das ändert alles nichts an der Tatsache, dass Sharpe ihn getötet hat …“
    „Dein Verehrer hat die Regeln gebrochen und als Erster geschossen.“ Sie wollte Prudence nicht verletzen; sie wollte nur, dass sie die Wahrheit erfuhr.
    „Er hat ihn getötet.“
    „Das stimmt, aber begreifst du nicht, dass Devlin es tun musste, um dich zu beschützen?“
    Tränen schimmerten in Prudence’ Augen, und in Grace regte sich so heftig das Mitgefühl, dass es sie fast körperlich schmerzte. Sie bewegte sich auf ihre ehemalige Freundin zu, um ihr eine Umarmung und Unterstützung anzubieten, doch Prudence hob die Hand, als wollte sie Grace ohrfeigen.
    „Fass mich nicht an!“, schrie Prudence. „Du hast Wesley verhext. Du hast ihn mir weggenommen, hast sein Herz gestohlen.“ Ihre kostbaren Röcke raffend, zog Prudence sich zur Fensterbank zurück.
    „Das ist doch verrückt. Wesley hat mich verfolgt, um Devlins Gefühle zu verletzen – ich bedeute ihm nicht das Geringste. Tatsächlich denke ich, dass er nur an sich selbst und an niemanden sonst denkt. Deshalb hat er dich alleingelassen, Prudence. Er ist geflohen, um sich selbst zu hätscheln, seine Wunden zu lecken und sich wie ein verwöhntes Kind zu benehmen –

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