Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Sein Mantel war geöffnet; seine eng anliegenden braunen Hosen und die dunkle Weste verliehen ihm das Aussehen eines Landedelmanns von tadellosem Ruf.
Als er grinste, bildeten sich in seinen Wangen Grübchen – wie bei Devlin Sharpe. Seine Augen glitzerten boshaft. Aber sie entdeckte darin mehr als Lüsternheit. Es war seine Macht, die ihn erregte und bei ihr Übelkeit auslöste.
Er krümmte seinen Finger, doch sie ignorierte diese Aufforderung, näher zu kommen.
Nachdem er mit einer Hand seinen Hut vom Kopf genommen hatte, strich er mit der anderen sein helles, glattes Haar zurück. „Ach, Grace, ich will dich nicht mit deinen Schwierigkeiten allein lassen. Prudence deutete an, deine Familie sei in einer Notlage.“
Sie verschränkte die Arme unter der Brust, und natürlich sah er sofort auf ihr Dekolleté. „Es geht mir sehr gut, Mylord.“
„Das stimmt nicht. Und es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe, aber, ganz ehrlich, Liebchen, was hast du erwartet?“
Ihre Gefühle verletzt? Er hatte sie eine Dirne genannt; er hatte sie ausgelacht! Wegen einer Wette hatte er ihr Herz gebrochen, hatte sie mit dem Gedanken, dass nun ihr ganzes Leben zerstört war, in Angst und Schrecken versetzt. Es war entsetzlich schwer, ihn kühl zu behandeln, während sie von ihrer rasenden Wut fast zerrissen wurde! „Ich habe nichts von Ihnen erwartet, Mylord. Aber Sie haben mir die Ehe versprochen.“
Er stellte seinen zweiten Fuß auf den glatten, von glänzenden schwarzen Adern durchzogenen Marmorboden. „Aber du wusstest, dass ich jemanden wie dich nicht heiraten kann.“
„Nein.“ Und darüber bin ich froh, dachte sie.
„Doch ich habe dir einen Vorschlag zu machen, meine kokette Geliebte. Ein sehr großzügiges Angebot.“
In seinen blauen Augen leuchtete grenzenloses Selbstvertrauen, als sei er sich vollkommen sicher, dass sie nun mit angehaltenem Atem jedem seiner Worte lauschen würde.
„Ihr Angebot interessiert mich nicht.“ Sie drehte sich um und verließ das Haus. Das Letzte, was sie von ihm hörte, war ein erstauntes Zur Hölle ; dann lief sie mit einem Lächeln auf den Lippen die breiten Stufen hinunter. Das war kein echter Sieg gewesen, aber besser als nichts. Offensichtlich war Lord Wesley nicht daran gewöhnt, einfach stehen gelassen zu werden.
Doch in der Nähe einer kleinen Gruppe von Apfelbäumen holte er sie ein – sie hörte seinen heftigen Atem hinter sich, bevor er sie am Ellenbogen packte. Seine Finger gruben sich in ihre Haut, sodass sie gezwungen war, stehen zu bleiben.
Mit knirschenden Zähnen wandte sie sich um. „Lassen Sie mich los!“
„Du hast dir meinen Vorschlag noch nicht angehört, du kleine Idiotin.“ Er schob sie rückwärts gegen einen Baumstamm, sodass überall um sie herum Zweige mit frühen Knospen hervorragten. Einer strich ihr über die Wange und verursachte einen Kratzer. Indem Lord Wesley sich mit einem Arm über ihrem Kopf abstützte, verhinderte er erfolgreich, dass sie sich bewegen konnte.
Ein raubtierartiges Lächeln lag um seine Lippen. „Ich will, dass du meine Mätresse wirst. Ich werde dich in London unterbringen. Dort miete ich dir ein Haus, kaufe dir schöne Kleider, um deine tollen Titten hervorzuheben, und behänge dich mit Juwelen. Und dann werde ich dich ab und zu besuchen, meine Liebe, um dich in die erotischen Künste einzuweisen.“
Vor lauter Verblüffung fiel Grace keine Erwiderung ein. Wesley beugte sich vor und wartete, sein Mund nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Offenbar war er sicher, sie würde im nächsten Moment „Ja, ja, ja!“ rufen.
Am liebsten hätte sie die Hände gegen seine Brust gestemmt und ihn weggestoßen, doch sie wollte ihn nicht einmal zu diesem Zweck berühren. Also ballte sie nur die Fäuste und war sich sicher, dass ihre Fingernägel sich durch ihre Baumwollhandschuhe bohrten. „Warum sollten Sie mir ein solches Angebot machen? War ich nicht einfach nur eine der Frauen auf Ihrer Liste von Eroberungen, die Sie machen müssen, um eine Wette zu gewinnen?“
„Ich will dich. Wegen deiner Schönheit. Und weil ich es sehr pikant fand, was du mir sexuell geboten hast.“
„Lieber würde ich verhungern, als irgendein Angebot von Ihnen anzunehmen.“
„Der Zeitpunkt für falschen Stolz scheint mir ziemlich schlecht gewählt, Grace.“
„Mag sein. Aber ich könnte meinen Stolz nicht hinunterschlucken, ohne daran zu ersticken. In Ihrer Gegenwart kommt es mir ständig hoch.“
Er sprang zurück.
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