Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
„Dumme Hexe!“ Mit diesem Ausruf wirbelte er herum und stürmte auf dem schmalen Pfad davon, bis er hinter einer Kurve verschwand und von seinen goldenen Haaren, seinem Hut und seinem makellosen Mantel nichts mehr zu sehen war.
Eine tiefe, vertraute Stimme erschreckte sie. „Was hat er zu dir gesagt, Grace?“
Devlin ging auf Grace zu, die mit dem Rücken an einem knorrigen Apfelbaum lehnte, die Hände hinter dem Körper, den Kopf gegen die Borke gestützt. Das hier musste der Traum eines jeden Straßenräubers sein – eine schöne, wohlerzogene Dame allein im Wald anzutreffen. Eine Dame mit einem so perfekten Gesicht, dass es sich lohnte, jeden Kampf um sie auszufechten, und mit einem üppigen Körper, der die personifizierte Versuchung war.
Doch zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Devlin sich schuldig, weil er sich auf die weiblichen Attribute einer Frau konzentrierte. Denn er mochte Grace Hamilton. „Was hat er gesagt?“, wiederholte er. „Wenn Wesley dich beleidigt hat, werde ich …“
Grace wandte ihm ihr Gesicht zu, und er kam in den Genuss des Anblicks ihrer geröteten Wangen und ihrer zornig funkelnden grünen Augen. „… ihn wieder übers Knie legen? Vielleicht gefällt ihm das ja“, murmelte sie.
Sie war immer noch kratzbürstig. Aber er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum sie Wesley hierher gefolgt war.
„Erzähl mir, was er von dir wollte, Grace.“
Aber sie weigerte sich, ihn anzusehen. Daher war er immer noch nicht sicher, ob sie gekränkt oder verletzt war.
Einen Moment lang kaute sie auf ihrem Daumen herum, der in einem weißen Baumwollhandschuh steckte. Dann keuchte sie, was wenig damenhaft klang, auf Devlin aber, ebenso wie ihr prustendes Lachen, sehr anziehend wirkte.
„Lord Wesley hat mir ein großzügiges Angebot gemacht. Ein Haus in London, genug Juwelen, um daran zu ersticken, und Sexunterricht vom Meister persönlich.“
„Hast du das Angebot angenommen?“
Ohne ihn anzusehen, ohne ein weiteres Wort, ging sie davon.
Verdammt, was hatte er nun wieder getan? Er hatte ihr eine einfache Frage gestellt; immerhin war sie in Schwierigkeiten, also war es möglich, dass sie auf Wesleys Vorschlag eingegangen war. „Bleib stehen, Grace.“
Selbst sein drohender Ton zeigte keine Wirkung. Sie erreichte die in den Felsen gehauenen Stufen und eilte mit gerafften Röcken hinunter. Der starke Wind, der über den Felsen strich, riss an ihrem Kleid, und ihr Hut geriet in Gefahr davonzufliegen. Nackte Äste wehten ihr entgegen, und die grauen Wolken schienen sich noch tiefer herabzusenken, als würden sie von ihrem Feuer und ihrer Hitze angezogen.
Verdammt noch mal.
Sie hatte dagestanden und sich das Gequassel seines verdammten adligen Bruders angehört, doch vor ihm rannte sie davon.
Das würde er nicht hinnehmen.
Schließlich wollte er nichts anderes, als ihr helfen.
Ohne darauf zu achten, dass der Felsen gefährlich nass war, nahm er drei Stufen auf einmal. Als er sie einholte, hatte sie soeben ein kleines Plateau erreicht.
Nicht dort. Er war nicht bereit, sich an diesem Ort mit ihr auseinanderzusetzen – also zog er sie in seine Arme und hob sie hoch. Sie quietschte und trommelte gegen seinen Bizeps. „Zapple nicht herum, meine Liebe. Wenn ich dich hier fallen lasse, stürzt du die Treppe hinunter.“
Gott, sie war eine köstliche Last. Ihr üppiger Hintern lag auf seinem Unterarm, und seine Hand spreizte sich auf ihrem wohlgeformten Rücken. Anstatt weiter nach unten zu gehen, wählte er einen schmalen Weg von der Felskante weg und stand bald darauf vor dem Liebesnest seines Vaters. Inzwischen war der Pfad fast zugewuchert, aber die Zweige der Büsche trugen erst Knospen und noch keine Blätter, sodass die weißen Säulen und das von der orientalischen Bauweise inspirierte Dach durchschimmerten.
Langsam ließ Grace ihre Hände zu seinen Schultern hinaufgleiten und hielt sich dort fest, während sie, in seinen Armen liegend, ihren Kopf drehte, um nach vorne zu schauen. „Was ist das?“
„Der Ort, an dem ich gezeugt wurde“, erklärte er in ironischem Ton.
Nachdem er der Tür einen Tritt mit dem Fuß versetzt hatte, sodass sie aufsprang, stieß er einen Seufzer aus. Die Kissen auf dem Ruhebett zeigten Schmutz- und Schimmelflecke, und auch der Rest des Zimmers war von einer dicken Schicht aus Staub und Dreck überzogen. „Offensichtlich hat mein Vater nicht mehr so viele Stelldicheins wie früher.“
„Da will ich auf keinen Fall hinein. Es ist
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