Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
Männern zusammen gewesen. Grace rutschte über die Bettkante und zog dabei das Laken mit, um sich zu bedecken. „Warum sind Männer so verdammt … grausam, nachdem sie Sex hatten?“
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, während ihr redegewandter Pirat sie überrascht anstarrte und sie an ein Gemälde ihres Vaters denken musste, das sie einmal gesehen, aber nicht verstanden hatte. Ein Gentleman, ein Edelmann auf den Knien, umwirbt eine Dame und küsst ihre Hand, während sie sich abwendet und versucht zu widerstehen. Und dann, nachdem die beiden miteinander im Bett waren, klammert sich die nackte und zerzauste Dame an den Edelmann, während er seine Hosen anzieht und versucht, ihr zu entkommen.
Devlin wollte ihr helfen, aber er bot ihr nur deshalb Geld an, weil er das Bett mit ihr geteilt hatte.
Es ging nicht darum, dass sie irgendetwas erwartet hatte. Das hatte sie nicht. Aber er hatte sie abserviert, wie es Lord Wesley getan hatte. Nicht ganz so grausam, aber es tat dennoch weh.
Wesley hatte sie verletzen und anschließend vergessen wollen.
Devlin wollte sie bezahlen und dann vergessen.
Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich zurück und stolperte dabei fast über das Laken.
„Grace.“
„Sie können mich mit vollem Geldbeutel verlassen, Mr. Sharpe. Alles, was ich von Ihnen wollte, war …“ Was? Erregung? Erinnerungen, die besser waren als die, die Mr. Wesley bei ihr hinterlassen hatte?
Sie wusste es nicht genau.
„Ich will dir nur helfen, Grace. Wie könnte das falsch sein? Wie kann dich das verletzen?“ Er strich sich mit den gespreizten Fingern das Haar zurück. „Verflucht. Ich verstehe es nicht. Welches verdammte Verbrechen habe ich begangen?“
Dieses Mal konnte sie nicht davonlaufen. Nicht splitterfasernackt aus ihrem eigenen Schlafzimmer.
Das Bett knarrte, als er auf den Boden sprang und im Zimmer seine Kleider aufsammelte. „Ich werde gehen, Grace, weil ich dich nicht durch meine Gegenwart verletzen oder in Angst versetzen will. Aber das zwischen uns ist noch nicht vorbei, Liebste. Es war nicht meine Absicht, dich wütend zu machen oder dir wehzutun.“
Sie wandte sich ab, während er hastig in seine Kleider stieg – wenigstens in die meisten.
Wieder war ihr Herz gebrochen worden. Die Wunde, die sie auszulöschen versucht hatte, schmerzte umso heftiger in ihrem Inneren. Es war ein heißer Schmerz, dort, wo ihr Herz lag.
Sie hatte sich mit Devlin Sharpe eingelassen und war sich sicher gewesen, ihr Herz würde dabei unbeteiligt bleiben, doch im selben Moment, in dem sie seine Nähe zugelassen hatte, hatte sie auch zugelassen, dass sie sich verliebte. Nun, es war nicht direkt Liebe … es war eine Hoffnung, der Wunsch nach jemandem, der zu ihr gehörte, das Bedürfnis nach einer Beziehung.
Jetzt wusste sie, dass sie nicht in der Lage war, körperlich mit einem Mann zusammen zu sein, ohne dass ihr Herz beteiligt war. Es war eine ganz schlichte, unumstößliche Tatsache.
In dem Augenblick, in dem sich ihre Schlafzimmertür mit einem leisen Geräusch schloss, erinnerte sie sich schon nicht mehr genau, warum sie Devlin Sharpe verjagt hatte.
4. KAPITEL
„Was, um alles in der Welt, tust du da, Grace?“
Grace zuckte schuldbewusst zusammen, als ihre beste Freundin sie dabei ertappte, wie sie versuchte, sich still und leise davonzustehlen. Es konnte keine andere Erklärung als eine heimliche Flucht dafür geben, dass sie sofort nach dem Frühstück in der vorderen Auffahrt neben einer Kutsche stand. Obwohl ihre Wangen sofort anfingen zu brennen, während sie sich Lady Prudence zuwandte, betete sie, dass ihre Verlegenheit nicht zu offensichtlich war. Prudence, die in einem himmelblauen Samtmantel mit Pelzbesätzen die geschwungene Treppe zur Auffahrt heruntereilte, sah sehr hübsch und sehr verletzt aus. Am Himmel zogen zahlreiche dunkelgraue Wolken vorbei, als wüssten sie um Grace’ Stimmung.
Atemlos kam Prudence bei ihr an.
Es begann leicht zu nieseln, und der kalte Regen fühlte sich auf Grace’ Wangen wie ein eisiger Vorwurf an.
„Willst du abreisen?“ Große graublaue Augen suchten ihren Blick und zeigten deutlich Prudence’ Erstaunen.
Grace zupfte am Rock ihres dunkelgrauen Reisemantels. Die grauen Bänder ihres abgetragenen Huts wehten ihr mit dem kalten, feuchten Wind ins Gesicht, während ihr der Regen auf die Wangen tropfte. „Ich denke, das sollte ich tun, Lady Prudence.“ Wie sollte sie ihr das Geschehene auch jemals erklären können?
Ihre
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