Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Titel: Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
Vom Netzwerk:
Haltung sein, wenn sie aus dem Wagen fiel. Da fiel die Kutsche plötzlich wieder auf alle vier Räder und stand himmlisch still – jedenfalls relativ still.
    Ihre Finger bohrten sich in den dicken Samt und rissen ihn entzwei, als sie sich auf ihre Knie hochzog. „Au!“ Der Druck auf ihren Knien war so heftig, dass ihr übel wurde, und sie bemühte sich mit aller Kraft, auf die Füße zu kommen, wobei sie sich mit beiden Armen auf der Sitzbank abstützte. In ihrem Kopf pochte es, und auf ihrer Lippe schmeckte sie Blut.
    Was war geschehen?
    Benommen presste sie die Hand gegen ihren verletzten Kopf und streckte mühsam ihre weichen, zitternden Beine. Dann beugte Grace sich aus dem Fenster, wobei sie sich mit den Händen fest an den unteren Teil des Rahmens klammerte.
    Marcus’ Grauschimmel scharrten auf dem Boden und versuchten mit wilden Kopfbewegungen ihr Zaumzeug abzuschütteln. Grace nahm an, dass der Kutscher Mühe hatte, die Zügel festzuhalten. Durch das Fenster konnte sie sehen, dass die Kutsche quer zur Fahrtrichtung auf der Straße stand.
    Ein weißes Pferd blockierte den Weg. Auf dem riesigen Tier saß in lockerer Haltung ein Straßenräuber, der den herrlichen Schimmel mit den Schenkeln kontrollierte und lässig zwei Pistolen auf ihre Kutsche richtete. Er war maskiert. Ein quadratisches schwarzes Seidentuch war zum Dreieck gefaltet vor seinen Mund gebunden, dazu trug er eine gepuderte Perücke unter einem schwarzen Dreispitz. Ein langer Mantel, geschnitten nach der Mode des vergangenen Jahrhunderts, spannte sich über seine breiten Schultern und lag eng an seiner wohlgeformten Brust. Der Mantel war aus schimmernder, dunkelblauer Seide, reich bestickt und an den Aufschlägen und dem Kragen üppig mit französischer Spitze verziert. Die Knöpfe funkelten im Sonnenschein wie Juwelen, und im Ohrläppchen des Mannes blitzte ein großer, klarer Stein – ein Diamantohrring, wie Grace annahm.
    Pflegten Straßenräuber nicht „Geld oder Leben“ oder etwas in der Art zu rufen? Es schien, als hätte sich dieser hier nur mit seinem Pferd vor der herbeirasenden Kutsche aufgebaut, seine zwei Pistolen auf den Kutscher gerichtet und ohne zu weichen und zu wanken gewartet, dass der Wagen anhielt.
    Ein Zweig knackte. Aus dem Schatten der Bäume ritten vier bewaffnete Männer auf die Straße. Sie trugen alle die gleichen Hüte und Perücken, alle hatten spitzenverzierte Ärmel und Kragen und hatten sich ein Seidentuch über Mund und Nase gebunden.
    Auf ihren Pferden umringten sie die Kutsche.
    Grace wünschte, sie hätte daran gedacht, eine Pistole mitzunehmen. Die Abenteuer ihrer Schwestern hätten sie lehren müssen, dass eine Frau sich unter allen Umständen bewaffnen musste.
    Aber wäre sie wirklich in der Lage, den riesigen Mann zu erschießen, der so kühn ihre Kutsche angehalten hatte? Beinahe wäre ein Unglück geschehen – er hätte sie alle umbringen können. Konnte sie ihn aber deshalb kaltblütig erschießen?
    Dann gefror Grace das Blut in den Adern, und ihr Herz schien stillzustehen. Ein tollkühner Wegelagerer mit breiten Schultern, der nun das Seidentuch herunterzog, welches sein Gesicht bedeckte …
    Noch bevor er seine Maske vollständig entfernt hatte, wurde ihr klar, wer er war.
    Devlin Sharpe.
    Beim Anblick seines Mundes wusste sie, dass sie recht hatte. Selbst nach zwei Jahren erkannte sie die Kerbe in seinem Kinn und die vollen, sinnlichen Lippen.
    „Komm heraus, Süße“, rief er und stieß vor und nach seinen Worten sein tiefes, unvergessliches Knurren hervor. „Ich möchte dich sehen.“
    Seine faszinierende Stimme brachte ihr Herz zum Stolpern und ihre Vernunft zum Schweigen, und ihre Hand lag bereits auf der Türklinke, bevor ihr Kopf sich einmischte.
    Was wollte er von ihr?
    Konnte das ein Zufall sein?
    Wollte Devlin sie wirklich ausrauben?
    Sein Tuch hing ihm jetzt um den Hals, und sein tief gebräuntes Gesicht bildete einen starken Kontrast zu der schneeweißen Perücke.
    Er sah aus wie ein gefährlicher Verführer, von dem jede Frau insgeheim träumte.
    Aber was, um alles in der Welt, tat er hier?
    „Komm raus, Miss“, wiederholte er. „Ich würde ungern jemandem eine Pistolenkugel ins Herz schießen müssen.“
    „Das wagen Sie nicht!“ Grace stieß mit einer Hand die Tür weit auf und raffte mit der anderen ihre Röcke zusammen. Es war möglicherweise unklug, aber sie sprang hinunter auf die Straße, die wenigstens trocken war. So trocken, dass eine Staubwolke aufstieg, als sie

Weitere Kostenlose Bücher