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Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Titel: Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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wenigstens keinen Grund mehr, aus dem Fenster seine breiten Schultern anzustarren und zu beobachten, wie sein festes Hinterteil gegen den Sattel prallte …
    Der Kerl da draußen sonnte sich wahrscheinlich sowieso in dem Gefühl, ununterbrochen von ihr bewundert zu werden.
    Grace lehnte sich zurück. Nur noch wenige Stunden, dann würde sie ihre Großmutter kennenlernen. In ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge. Sie musste sich innerlich auf diese Begegnung vorbereiten. Darüber nachdenken, was sie sagen wollte. Aber sie hatte Angst – Angst, ihre Gefühle oder etwas anderes von sich zu offenbaren, solange sie nicht sicher war, dass man ihr freundlich begegnete.
    Außer „Ich bin Grace“ fiel ihr nichts ein, was sie hätte sagen können. Also beugte sie sich wieder zum Fenster hinüber. Wie ein Leuchtfeuer lag der goldene Schein der Nachmittagssonne vor ihnen, aber die Wälder ringsum waren dunkel und schattig, sie wirkten irgendwie bedrohlich. Und etwas stimmte tatsächlich nicht …
    Ungepflegte Fliederbüsche mit vertrockneten Blüten wuchsen am Rand des Weges. Sie erkannte auch einige andere Pflanzen, obwohl sie sich nie besonders für Blumen interessiert hatte, solange sie nicht in einem Strauß mit einer Karte ins Haus kamen. Außerdem wuchsen in diesem Park noch üppige Rhododendren.
    Eines der Vorderräder geriet in eine Fahrrinne, und sie flog auf ihrem Sitz in die Höhe.
    Das Schild mit der Aufschrift Land’s End am Beginn der schmalen Straße war leuchtend weiß gewesen, dennoch sah dieser Weg aus, als hätte sich jahrelang niemand darum gekümmert. Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf – so war es wohl auch Clarisse gegangen, als sie in der düsteren Burg ihres Vormunds angekommen war.
    Ein Mitglied des Hochadels sollte so ein ungepflegtes Anwesen besitzen? Das erschien … unwahrscheinlich. Andererseits waren nicht alle Adligen wohlhabend. Einige von ihnen waren so arm, wie sie selbst einmal gewesen war – es war für sie einfach nur leichter, sich Geld zu leihen.
    Hinter einer Wegbiegung erhaschte sie durch junge Bäume hindurch einen Blick auf Devlin. Wie große Regentropfen rieselten Schattenflecke über seine Schultern und seinen Hut und glitten durch sein goldenes Haar.
    Ja, sie war sehr froh, ihn in ihrer Nähe zu haben.
    Erneut beschrieb der Weg eine Kurve, und ihre Kutsche und die Pferde versperrten ihr die Sicht nach vorn. Aber sie lehnte sich aus dem Fenster und hielt ängstlich Ausschau. Führte dieses Sträßchen tatsächlich irgendwohin? Es schien sich endlos durch den Wald zu schlängeln. Flecken voller bunter, wilder Blumen verschwanden fast unter wuchernden Kletterpflanzen und zwischen unbeschnittenen Büschen. Dieser Anblick sorgte dafür, dass ihr das Herz bis in den Magen rutschte.
    Plötzlich wurde die Kutsche schneller, und helles Licht fiel in schrägen Strahlen auf sie nieder. Kurz darauf wurde die Fahrbahn breiter, und die Pferdehufe bewegten sich über Kies. Die Bäume blieben zurück, eine Lichtung öffnete sich und mitten darauf stand ein großes, lang gestrecktes Herrenhaus aus Stein.
    Es war ein etwas heruntergekommenes, aber doch großartiges Herrenhaus – eine architektonische Mischung aus Tudorzeit und gregorianischer Epoche, angebaut an einen antiken Turm.
    Das hier war Avermeres Anwesen, der Ausgangspunkt für die Überfahrt per Schiff auf die Insel. Es sah jedoch völlig anders aus, als sie es sich vorgestellt hatte. Grace hatte geglaubt, ein Earl wie Avermere würde sich besser um seinen Besitz kümmern.
    Wild wuchernde rote Rosen, die sich bereits für die Nacht geschlossen hatten, kletterten bis zum ersten Stockwerk an den Steinmauern hinauf. Rötliches Licht spiegelte sich im Glas der Fenster, doch dahinter waren die Vorhänge geschlossen. In der Auffahrt stand eine weitere Kutsche, um welche Diener herumliefen, die damit beschäftigt waren, einige Koffer auszuladen.
    Grace war sicher, dass es sich nicht um die Kutsche der Countess of Warren handelte. Diese hier war von bescheidenem Schwarz, ohne eine Krone oder ein Wappen auf der Tür. Es waren auch nicht annähernd so viele Koffer zu sehen, wie eine Countess sie benötigte.
    Plötzlich war sie wieder furchtbar nervös, obwohl sie selbst nicht wusste, weshalb die Kutsche eines Fremden ihre Nervenenden in Schwingungen versetzte.
    Devlin führte sein Pferd neben das Fenster, aus dem sie herausschaute. Die Sonne stand hinter ihm, und die Krempe seines Huts warf einen tiefen Schatten auf sein Gesicht.

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