Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust
ihre gespielten, lautstarken Höhepunkte bezahlt hatte. Zur Hölle, das hatte er ganz sicher getan.
Und so hatte er gewartet, dass seine Zeit kam, anstatt seinen Rivalen zu töten. Rogan hatte gelernt, dass es für einen Mann besser war, Ruhe zu bewahren, als seiner Wut nachzugeben. Sharpe war ein gerissener Pirat und kühner Straßenräuber, und mit der ganzen Bande hatten sie gemeinsam ein Vermögen gestohlen.
Aber nun war es an der Zeit, sich zu holen, was ihm zustand.
„Bevor Sie aufs Pferd steigen, würd ich gern noch mit Ihnen reden, Captain.“
An Rogan St. Clairs leisem, wütendem Ton erkannte Devlin sofort, dass die Sache, über die sie am vergangenen Abend gesprochen hatten, noch nicht endgültig geklärt war. Er schaute von Rogans Pistole, die immer noch lässig am Schenkel des Mannes ruhte, in Rogans kalte graue Augen.
Devlin nahm dem jungen Stallknecht die Zügel ab. „Meine Antwort ist immer noch genau dieselbe wie gestern Abend.“
Mit einem Grinsen hob sein Lieutenant die Pistole und richtete die Mündung auf Devlins Herz.
„Ich könnte dich auf der Stelle töten, Captain.“
Ein Anflug von Panik verwandelte Devlins Blut in flüssige Lava, und er spürte die vertraute Welle der Erregung, die alle seine Sinne schärfte. „Das könntest du, St. Clair, aber damit würdest du nur erreichen, dass man dich sehr schnell aufknüpft, nicht aber das bekommen, was du willst.“
„Es könnte aber auch sein, dass die anderen mich nicht aufhängen. Es wäre möglich, dass sie sich mir anschließen. Keinem von ihnen gefällt es, von dir herumkommandiert zu werden, Captain – während du die Geldschatulle unter Verschluss hältst und wir eine milde Gabe bekommen, wenn wir darum betteln. Wir wollen den Anteil, der uns zusteht.“ Rogan zuckte mit dem Kopf in Richtung der Kutsche, deren Tür offen stand. „Sie ist verdammt viel Geld wert.“
„Ich weiß, du bist ein ehrenwerter Mann, St. Clair.“
„Aber kein dummer Mann.“ Er streckte den Arm vor und spannte die Pistole.
Etwas stürzte aus der Kutsche – eine dunkle Gestalt sprang durch die offene Tür, und im nächsten Moment schrie Grace. Schrie so laut, dass St. Clair leicht in ihre Richtung zuckte.
Devlin sprang nach vorn und griff St. Clair in dem Moment an, in dem dieser die Pistole wieder auf ihn richtete, aber die dunkle Gestalt vollendete ihr Werk. Ein Seidenband flatterte im Wind, als Grace’ spitzenbesetzte Tasche niedersauste und St. Clair seitlich am Kopf traf.
„Himmelherrgott …“
Rogans Fluch erstarb auf seinen Lippen, als Devlins Faust das Kinn des Lieutenants traf und dafür sorgte, dass sein Kopf nach hinten kippte. Devlin riss Rogan die Pistole aus der Hand, dann platzierte er eine harte Linke auf Höhe der Eingeweide seines Freundes, um schließlich die Pistolenmündung an Rogans Kopf zu halten.
Sein Lieutenant krümmte sich, als ihn der Schlag im Bauch traf.
„Verschwinde von hier, St. Clair“, bellte Devlin. „Wenn du dich umdrehst und so schnell rennst, wie dich deine verdammten Beine tragen, könnte es sein, dass ich dir nicht den Kopf wegblase. Für den Fall, dass du bleibst, verspreche ich dir, es zu tun.“
Wilder Zorn ließ St. Clairs Gesicht in einem dunklen, fleckigen Rot leuchten. Wollte er überleben, hieß das, dass er wie ein Feigling Fersengeld geben musste – Devlins Ziel war, ihn zu demütigen.
„Du bist vollkommen verrückt. Mir steht mein Anteil an der Beute zu, du Bastard.“
Devlin ließ die Beleidigung an sich abprallen. „Du hast einen Treueschwur geleistet. Wir alle haben das getan. Ein Vertragsbruch zieht eine Vertragsstrafe nach sich. Und jetzt verschwinde von hier, verdammt noch mal, oder du wirst sehr viel mehr als nur Geld verlieren.“
Fluchend wandte Rogan sich um und lief in Richtung der Torpfosten die Auffahrt entlang.
Devlin wusste, dass viele Männer Rogan lieber erschossen hätten, als ihn laufen zu lassen. Ein toter Feind war besser als ein lebendiger.
Aber das brachte er nicht über sich.
Er konnte einem Mann nicht das Leben nehmen, um sich sein Leben einfacher zu machen.
Dann sah er Grace’ blasses Gesicht vor dem dunklen Hintergrund der Kutsche und verbeugte sich tief vor ihr. „Danke, meine Liebe. Du hast mir das Leben gerettet.“
Sie konnte Salz in der Luft schmecken und war sicher, trotz des Ratterns der Kutschenräder das Tosen der Wellen zu hören.
Verstohlen schaute Grace aus dem Fenster – das hatte sie nun schon eine ganze Stunde lang vermieden.
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