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Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust

Titel: Feuer der Lust - Page, S: Feuer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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mich nicht umzudrehen. Doch hier stehe ich nun und sehe in die Richtung, wo das Zimmer meiner Großmutter liegt. Sicher sieht sie nicht nach draußen, um einen letzten Blick auf mich zu erhaschen. Sie wird froh sein, wenn ich fort bin.“
    Bäume beugten sich im Wind, und die unteren Zweige fegten über die Auffahrt. Bunte Blütenblätter wirbelten durch die Luft und bildeten exotische Muster.
    „Gütiger Himmel, das Wetter ist schrecklich“, stellte Grace fest, doch sie umklammerte die Bänder ihrer Haube und hastete dem wartenden Wagen entgegen, der sie zum Dock bringen sollte.
    Devlin wusste, dass es ihm nicht gelingen würde, sie von ihrem Entschluss abzubringen. Alles, was er tun konnte, war, ihr zu helfen und sie zu unterstützen. Als die Kutsche auf dem Kiesweg in Richtung Strand dahinschwankte, klammerte sie sich am Rand des Gefährts fest und nicht etwa an ihm. Er ließ seine Hand in ihre gleiten – zuvor hatte er seinen Handschuh ausgezogen und schob nun seine Finger unter den Rand ihres Handschuhs, wo er den ängstlichen Schlag ihres Pulses fühlen konnte.
    In ihren Augen war jedoch von ihrer Angst nichts zu sehen, in ihnen spiegelte sich nur ihr furchtbarer Verlust.
    Grace umklammerte ihre Haube noch fester, als der Wind daran zerrte. Eine elegante Blüte löste sich von einem der Bänder und flog davon, bevor er danach greifen konnte.
    Das arme Mädchen hatte von einer liebevollen Familienzusammenführung geträumt, und er wusste, wie stark und sehnsüchtig solche Träume waren, Träume, die die ganze Kindheit lang genährt und bewahrt wurden. Diese Fantasien überstanden sogar die harte Realität des Erwachsenendaseins. Er hatte sich sein ganzes Leben lang danach gesehnt, anerkannt zu werden – und, in gewisser Weise, hatte er seinen Traum wahr gemacht. Ihm gehörte die Bewunderung seines Vaters, des Marquess of Rydermere. Zur Hölle, er hatte den Cognac seines Vaters getrunken, hatte die Hand seines Vaters geschüttelt und begriffen, dass sein Traum sehr viel kostbarer gewesen war, als es die Wirklichkeit jemals sein konnte. Die wortlose Billigung, mit der sein Vater sein wildes, wagemutiges Leben betrachtete, änderte nicht das Geringste daran, dass er ein Bastard war. Ebenso wenig heilte dadurch sein Kummer über den frühen Tod seiner Mutter. Es machte ihn nicht zu einem anderen Mann. Er war durch seine Lebensumstände geformt worden. Hätten sich die Träume seiner Kindheit verwirklicht, als er noch ein Kind gewesen war, wäre er jetzt ein vollkommen anderer Mensch.
    Devlin wusste nicht, wie er das Grace erklären sollte, und er bezweifelte, dass sie es hören wollte. Gerade eben erst war ihr größter Traum zerstört worden.
    Er wünschte sich, er könnte das für sie in Ordnung bringen, die Situation verändern und alles wieder so werden lassen, wie es früher gewesen war.
    Aber verdammt, er war pragmatisch genug, um zu wissen, dass das nicht möglich war. Doch er fühlte sich, wie er sich lange nicht gefühlt hatte, nicht, seit er sich hinaus aufs Meer geflüchtet hatte. Ihn überkam das Gefühl, dass er die Welt nicht einfach so akzeptieren sollte, wie sie war. Dass er, verdammt noch mal, etwas daran ändern sollte.
    Der Wagen hielt. Die Brandung schlug hoch über den Kai, und mit jeder Welle stieg salzige Gischt über der Ufermauer auf. Der Himmel war eine flache, schiefergraue Scheibe.
    „Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest, Liebste“, versprach er ihr, doch sie sah ihn an und zog eine Grimasse.
    „Außer davor, mich direkt auf meine Schuhe übergeben zu müssen?“
    Sie übergab sich tatsächlich, mehrere Male, in einen Eimer in der kleinen Kabine, die man ihnen zugewiesen hatte. Er hielt sie fest, streichelte ihr Haar, hielt es ihr aus dem Gesicht, als ihr Magen sich hob. Hinterher gab er ihr jedes Mal Wasser, damit sie ihren Mund ausspülen konnte, und wischte ihre Lippen mit einem feuchten Tuch sauber.
    Schluchzend und voller Scham versuchte sie sich aus seiner Umarmung zu befreien. Er wusste, sie wollte, dass er fortging, damit er sie so nicht sah – krank und verletzbar.
    Doch es war besonders wichtig für ihn, ihr jetzt beizustehen, und deshalb ließ er sich nicht wegschicken.
    Sie umfuhren eine Untiefe, den gefährlichen Ausläufer eines Felsens, der als Wellenbrecher vor der Hafeneinfahrt fungierte – das wusste er, weil dort das Wasser ruhiger war. Als sie den Hafen erreicht hatten und der Anker ausgeworfen wurde, schaukelte das Schiff auf den Wellen, und er half

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