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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Selbstsicherheit war wieder da. „Was für einen Grund könnte ich haben, Leichen zu erfinden, die es nicht gibt?"
    „Dann werde ich mir den Toten jetzt ansehen!", sagte Sabine und blickte sich suchend nach ihrer Tasche mit dem Autoschlüssel um. „Hast du meine Handtasche gesehen?"
    Der Vampir schüttelte gelangweilt den Kopf. „Sie wird wohl irgendwo im Park heruntergefallen sein."
    „Na super!", rief Sabine sarkastisch. „Auto-, Haus-und Präsidiumsschlüssel, Handy und Geldbeutel mit EC-und Kreditkarten, Führerschein, Ausweis ..."
    „Ich kann sie später holen, wenn sie dir so wichtig ist", unterbrach er ihre Aufzählung. „Erst fahren wir zu dem Toten -oder ist er jetzt plötzlich nicht mehr so dringend?"
    „Ja, gut", stimmte sie zögernd zu.
    Eine beschwingte Melodie summend, verließ der Vampir die Bibliothek, durchquerte die Halle und schritt zu dem flachen Nebengebäude, in dem sein Jaguar und das schwere Motorrad standen. „Eine flotte Fahrt mit der Hayabusa und eine Leiche -welch reizender Ausklang dieses Abends", sagte er mit einem liebenswürdigen Lächeln, als er Sabine seine Lederjacke reichte.
    Die Kommissarin erwiderte nichts, schlüpfte in die Jacke und schwang sich hinter ihm auf den Sitz. Der Motor heulte auf. Das eiserne Tor schwang zur Seite, und die Maschine jagte die schmale Lindenallee zum Baurs Park enüang. Sabine blieb nur, sich an ihn zu klammern und ihr Gesicht an seinen Rücken zu pressen. Schon raste er auf die Eibchaussee hinaus. Sabine unterdrückte einen Schrei. Der Vampir warf den Kopf in den Nacken und lachte. Sein schwarzes Haar flatterte im Fahrtwind.
    „Ist das nicht herrlich?", rief er, aber Sabine antwortete nicht. Sie kniff die Augen zusammen, während er in einem irrsinnigen Tempo einen Wagen nach dem anderen überholte. Die entgegenkommenden Fahrzeuge hupten oder blinkten mit Fernlicht. Zum Glück war es schon nach zwei Uhr nachts, und der stetige Strom an Autos auf Hamburgs Straßen war lichter geworden. Schneller, als sie es sich je hätte vorstellen können, erreichten sie den Neuen Wall. Vor „Louis Vuitton" trat der Vampir in die Bremsen. Das Motorrad kam so abrupt zum Stehen, dass Sabine sich in einem hohen Bogen über den Fahrer fliegen sah, doch schon einen Wimpernschlag später stand sie sicher neben ihm auf der Straße. Der Vampir deutete zu einem Fenster in dem Haus schräg gegenüber.
    „Dort drüben liegt er. Vergiftet. Ich bin mir nicht sicher, wie. Außer Zigarettenrauch konnte ich nichts Erkennbares herausfiltern. Muss ziemlich schnell gegangen sein. Als er merkte, was mit ihm los ist, hat er es nicht einmal mehr zur Tür oder zum Telefon geschafft."
    „Hat er es überhaupt gemerkt?"
    Der Vampir nickte. „Ich glaube schon." Er verbeugte sich und bot Sabine den Arm. „Wollen wir? Du willst ihn dir doch sicher ansehen!"
    Sie ließ sich über die Straße führen. Ein hysterisches Lachen lauerte in ihrer Kehle. Was passierte hier eigentlich? Eine nächtliche Spritzfahrt mit dem Motorrad, um eine Leiche zu besuchen?
    Zu Sabines Überraschung ließ sich die Eingangstür widerstandslos aufschieben. Sie wunderte sich über den Leichtsinn in dieser teuren Gegend, bis der Vampir sich bückte und ihr ein kleines Hölzchen zeigte, das verhinderte, dass die Sperre der Tür einrastete.
    „Hast du das hier befestigt?" Er schüttelte den Kopf. „Dann war es wohl der Mörder!"
    Sie folgte ihm die Treppen hinauf, bis sie die Tür mit der Aufschrift „Kanzlei Reeder & Carst" erreichten.
    „Reeder!", stieß Sabine hervor. Das war es gewesen. Sönke hatte von der Adresse der Kanzlei gesprochen, in der Sven von Everheests Anwalt -Exanwalt -arbeitete. War er das nächste Mordopfer?
    Die Tür zur Kanzlei war verschlossen. Zum ersten Mal konnte die Kommissarin beobachten, wie der Vampir sich in Nebel auflöste. Ihr Gehirn schien sich weigern zu wollen, so etwas zu glauben. Da stand sie, im hellen Licht der Flurbeleuchtung, und der Mann vor ihr verblasste einfach. Das Schwarz seines Haares und seiner Kleidung wurde zu Grau, das Bild an der Wand hinter ihm begann durch seinen Körper zu schimmern, bis nur noch formlose Nebelschwaden zwischen Sabine und der Wand schwebten. Er schillerte leicht grünlich, begann einen Wirbel zu bilden und floss dann unter dem Türspalt hindurch in die Kanzlei. Sabine lief ein Schauder über den Rücken. Tiezes Psychiater würde sie in eine geschlossene Anstalt einweisen, wenn sie ihm Einblick in ihre Erinnerungen geben würde!
    Der

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