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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Doktor berichten? Es würde mich nicht wundern, wenn du auch ihn ganz zufällig gefunden hättest!"
    Peter von Borgo ließ sich in einen der Sessel sinken und verschränkte lässig die Hände hinter dem Kopf. „Höre ich da einen gewissen Sarkasmus in deiner Stimme?" Seine Mundwinkel wanderten nach oben. „Aber ja! Ich habe den toten Doktor ganz zufällig gefunden, noch bevor deine Kollegen den Ort des Verbrechens in ein Tollhaus verwandelten. Ich drehte meine nächtliche Runde, als ich das frische Blut roch. Nun, ich bin ein neugieriges Wesen und gern bereit, mich aus meiner Langeweile reißen zu lassen, daher sah ich nach, warum in einer Schönheitsklinik nachts so viel frisches Blut floss."
    „Aha. Und der Neue Wall lag gestern auch ganz zufällig auf deinem Weg?"
    „Warum nur steigt in mir der Verdacht auf, dass du mir nicht glaubst?", murmelte der Vampir und schüttelte den Kopf. „Aber um deine Frage zu beantworten: Nein, es war kein Zufall, der mich in den vergangenen Nächten immer wieder in den Neuen Wall führte -und übrigens auch in die Eibhöhe und in die Oderfelder Straße. Ich fand das Kündigungsschreiben zwischen Anwalt und Mandant, das vor unserem toten Doktor lag, sehr interessant!"
    Sabine erhob sich und legte die Pistole auf den Schreibtisch. „Gut", sagte sie und begann im Büro auf und ab zu gehen. „Nehmen wir einmal an, du hast weder den Doktor noch seinen Anwalt getötet." Der Vampir neigte zustimmend den Kopf. „Dann ergeben sich zwei Möglichkeiten. Erstens: Wir haben einen oder mehrere Mörder, die erst den Doktor erschossen und dann den Anwalt vergiftet haben, oder Sven von Everheest hat Streit mit seinem Anwalt, er kündigt seine Mandantenschaft, Kai Reeder erschießt ihn, und irgendjemand -der den Doktor gemocht hat -erfährt von dem Mord und vergiftet daraufhin aus Rache den Anwalt."
    „Eine schöne Theorie", bestätigte Peter von Borgo. „Es fehlen nur noch der Grund des Streits und die Nemesis, die den Mörder gerichtet hat."
    „Du denkst an eine Frau, nicht? An eine der Ehefrauen?" Der Vampir nickte. „Schon möglich."
    Sabine öffnete den Mund, um ihrer Theorie ein weiteres Detail hinzuzufügen, als der Vampir vorschnellte und ihr seine Hand auf die Lippen legte.
    „Still! Ich höre Schritte auf der Treppe."
    Panik wallte in der Kommissarin auf. Der Wachdienst! Sicher hatte er das Licht bemerkt und kam nun nachsehen, was das zu bedeuten hatte. Verflucht! Wo konnte sie sich verstecken? Ihr Blick huschte über die Aktenschränke. Hier im Büro bot sich keine Möglichkeit, sich zu verbergen. Dann draußen am Empfang? Es gab doch sicher einen Garderobenschrank! Oder eine Küche oder Abstellkammer?
    Ein Schlüssel knirschte im Schloss. Sabine hörte zwei Männerstimmen.
    „Bleib hier. Ich erledige das", gebot ihr der Vampir, trat in den Gang hinaus und schloss die Tür. Oh nein, was würde er den beiden antun? Sie musste es verhindern. Es war ihre Pflicht als Bürgerin und Mitglied der Polizei. Dennoch blieb die Kommissarin wie erstarrt hinter der geschlossenen Tür stehen und lauschte nur. Die Stimmen der Männer waren verstummt. Es war still. Unheimlich still. Obwohl nur ein paar Minuten verstrichen, kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, bis der Vampir die Bürotür wieder öffnete. Seine Lippen waren prall und rosig. In seinem Mundwinkel glänzte ein Tropfen Blut. Sabine wich vor ihm zurück.
    „Komm, meine Liebe, wir sollten gehen. Es ist spät geworden."
    Er griff nach ihrem Handgelenk und zog sie hinter sich her den mit dicken Teppichen belegten Gang entlang bis vor zum Empfang. Sie ließ es geschehen. Was würde es nützen, sich gegen ihn zu wehren? Und doch blieb sie stehen, als er die Tür zum Treppenhaus öffnete, und entzog ihm ihre Hand.
    „Wir können den Toten nicht einfach bis Montag hier liegen lassen! Je später man ihn findet, desto schwieriger werden die Ermittlungen. Und was ist mit den Wachmännern? Man muss etwas für sie tun!"
    Der Vampir schob Sabine die Treppe hinunter. „Meine Liebe, glaub mir, es würde die Arbeit deiner Kollegen noch viel mehr erschweren, wenn du die Polizei verständigen würdest. Wie wolltest du ihnen das alles erklären? Und auch ich bin nicht sehr erpicht darauf, schon wieder in den Fokus polizeilicher Ermittlung zu geraten. Und was für eine Theorie sollten sie erst für die bewusstlosen Wachmänner entwickeln?"
    „Werden sie überleben?", fragte Sabine zaghaft.
    „Aber ja", wischte der Vampir ihre Bedenken beiseite.

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