Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
mir Ruhe, wenn ich aufgewühlt bin, und die Illusion, die Welt würde sich nicht so schnell verändern."
    Ihre Schritte fanden vertraulich zueinander. Er führte sie sicher durch die Dunkelheit, sodass sie nicht ein einziges Mal strauchelte. Der Vorsatz, Abstand zu gewinnen, verwehte in der jungen Nacht.
    „Möchtest du mitkommen? Ich habe den Wagen vorn am Tor. Wir könnten miteinander plaudern, uns von der Musik bezaubern lassen, uns an der Nacht berauschen."
    Sabine nickte. „Ja, danke. Es wäre sehr nett, wenn du mich nach Blankenese mitnehmen könntest. Mein Auto steht noch immer vor deiner Tür. Ich bin mit der S-Bahn hergefahren und muss unbedingt in die Panzerstraße. Ich möchte noch heute mit Frau Jacobson und mit Maike reden. Ich weiß nicht einmal, ob die Vermisstenstelle sie angerufen und ihnen vom Fund der Leiche berichtet hat."
    Peter von Borgo neigte den Kopf. Kein Wimpernzucken verriet seine Enttäuschung. Er führte Sabine auf dem kürzesten Weg zum Ausgang und zu seinem Wagen. Mit einer Verbeugung hielt er ihr die Tür des Jaguars auf und ließ sie einsteigen. Die Kommissarin staunte wieder einmal, wie schnell sich der Vampir mit einem Fahrzeug durch Hamburg bewegen konnte.
    „Hast du eigentlich noch nie einen Strafzettel bekommen?", fragte sie und klammerte sich an ihrem Sitz fest.
    „Nein", sagte er kühl. „Wenn ich angehalten werde, besinnen sich deine Kollegen von der Schutzpolizei immer wieder und lassen mich weiterfahren."
    Sabine wollte gar nicht hören, durch welche Mittel er diesen plötzlichen Sinneswandel erreichte.
     
    Allein der Geruch, der ihr entgegenschlug, brachte ihr mehr Ruhe und Sicherheit, als es ihre lange Wanderung durch den Zoo erreicht hatte. Esther, die Hohepriesterin, empfing sie an der Tür und umarmte sie herzlich. Sie hatte den Decken-Scheinwerfer in der Diele gedimmt und über die Stehlampe im Wohnzimmer ein rotes Tuch geworfen, sodass dieser Teil des alten Bauernhauses in ein sanftes, warmes Licht gehüllt war. In den restlichen Räumen herrschte die Dämmerung des schwindenden Tages.
    „Artemis, komm herein, die anderen sind schon da."
    Aletta begrüßte die fünf Männer und sechs Frauen, die alle ihrer Bitte gefolgt waren. Rainer, der Hohepriester, der sich im Kreis der Wicca Bei nennen ließ, nahm Aletta mit zu dem niederen Tischchen, das an der Nordwand des Zimmers stand.
    „Willst du mit uns den Altar vorbereiten?" Sie nickte. Zusammen mit Esther und Rainer richtete sie die Symbole für die vier Elemente nach den Himmelsrichtungen aus: Wasser nach Westen, eine brennende Kerze im Süden, eine Schale mit Räucherwerk im Osten und ein Häufchen Erde im Norden. Ein Hörn und eine Muschel symbolisierten den Gott und die Göttin.
    Esther nahm zwei Schalen mit Wasser und Salz für die rituelle Reinigung und gab mit ihrem Ritualmesser dreimal Salz ins Wasser. Sie schritt den Kreis, den sie mit Kreide auf den Holzboden gemalt hatte, im Uhrzeigersinn ab und verspritzte für jedes Element ein wenig Wasser in die vier Himmelsrichtungen. Bei begann im Osten den Hüter der Luft anzurufen, Aletta übernahm das Feuer, zwei andere Mitglieder Wasser und Erde, dann traten Bei und Esther in die Mitte und beschworen Gott und Göttin. Die Mitglieder des Covens zündeten Teelichter an und stellten sie auf die Kreislinie, dann fassten sie sich bei den Händen und schlossen die Augen. Esther und Bei sprachen im Wechsel die Worte, die Aletta schon bei so vielen Zusammenkünften gehört hatte. War die Kraft der Götter wirklich mit ihr? Sie spürte die Ruhe, die in ihrem Körper aufstieg. Der Rauch aus der Schale am Altar vernebelte ihren Sinn und vertrieb die Angst. Sie war sich sicher: Sie konnte alles schaffen, wenn sie es nur wollte. Die Götter waren um sie!
    Es war bereits Mitternacht, als die Mitglieder sich bei Gott und Göttin bedankten und die Wächter der Himmelsrichtungen entließen. Der magische Kreis löste sich auf, die Kerzen erloschen. Im Garten draußen brachten sie wie üblich den letzten Schluck Wein aus dem Kelch am Stamm der Weide als Opfer dar, dann verabschiedeten sich die Männer und Frauen des Zirkels voneinander.
    Esther küsste Aletta auf die Stirn. „Wir sehen uns am Freitag."
    Aletta nickte. „Ja, sicher. Allerdings könnte es bei niir etwas später werden. Du weißt, die Skatrunde."
    Esther hob erstaunt die Brauen. „Artemis, wir feiern Beltane!"
    Aletta mied ihren bohrenden Blick. Bei keinem anderen Menschen auf der Welt hatte sie jemals dieses

Weitere Kostenlose Bücher