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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Maike die Hände sinken. „Was wollen Sie damit sagen?"
    Die Kommissarin holte tief Luft. „Die Polizei hat" -ihr Blick wanderte zu der Standuhr -„gestern Abend drüben am Neßsand eine Leiche geborgen. Nach der ersten Beschreibung könnte es Iris sein."
    Maike starrte auf ihre Hände. Sie zitterten. „Wann werden wir es genau wissen?" Das Sprechen fiel ihr sichtlich schwer.
    „Ihre Mutter wird sie heute Morgen identifizieren."
    Maike sprang so hastig auf, dass der Stuhl mit einem Krachen nach hinten fiel. „Barbara will zu ihr? Nein! Ich werde zu Iris gehen. Das bin ich ihr schuldig."
    „Maike? Bist du das?", ertönte Frau Jacobsons Stimme aus dem Schlafzimmer.
    Maike eilte zu ihr. „Ja, Großmutter. Verzeih mir. Ich war gedankenlos. Ich hätte dich anrufen und dir sagen sollen, dass es heute spät wird."
    Sabine folgte ihr langsam und blieb dann in der Tür stehen. Maike kniete vor dem Bett der alten Frau, das Gesicht in der Decke vergraben. Weinte sie? Frau Jacobson warf Sabine einen Hilfe suchenden Blick zu.
    „Wir werden beide zu Iris gehen, um sie zu identifizieren. Können Sie mir sagen, wohin wir genau müssen? Ich werde ein Taxi bestellen", fügte sie bestimmt hinzu, als wolle sie jeden Widerspruch gegen diese unglaubliche Geldverschwendung von vornherein ausschließen.
    Die Kommissarin schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht nötig", sagte sie und fuhr schnell fort, ehe Frau Jacobson ihren Protest loswerden konnte. „Ich bringe Sie hin. Ich werde Sie um neun Uhr mit meinem Wagen abholen. Versuchen Sie zu schlafen. Ich fahre jetzt nach Hause und lege mich auch noch ein paar Stunden ins Bett."
     
    „Muss wirklich ich fahren? Du weißt, dass ich das nicht gerne tue! Ich habe keinen Führerschein und will keinen Ärger bekommen."
    „Jammer nicht rum, sondern sieh zu, dass wir Land gewinnen. Es ist bald halb drei. Wer soll denn da noch kontrollieren?"
    „Gerade um diese Uhrzeit suchen sie nach Besoffenen", widersprach Carmen, schwang aber ihr Bein über den Sitz und startete den Motor. Aletta ließ sich schwerfällig hinter ihr auf das Kunstleder sinken. Sie legte ihre Arme um Carmens Leib und schloss die Augen. Sie spürte, wie das Motorrad schlingerte, als Carmen auf die Straße zusteuerte, aber sie war zu erschöpft, um sich zu ängstigen. Die Eindrücke der vergangenen Stunden wirbelten durch ihren Kopf: der Einbruch bei der Adoptionsbehörde, die meterlangen Aktenschränke im Keller, die verzweifelte Suche nach dem richtigen Ordner. Es war ihr, als könne sie noch immer den Staub riechen. Jetzt wussten sie es also. Sie hatten sich geirrt! Machte diese Tatsache es besser? Oder noch schlimmer? Oder war es egal? Aletta konnte es nicht sagen. Sie war müde, unendlich müde und wollte nur noch schlafen, sich fallen lassen. Es wurde dunkel um sie. Zwei Arme hielten sie fest. Sie fühlte einen schmerzhaften Stich an ihrem Hals, und dann einen Hitzestrahl, der durch ihre Adern zu rinnen schien. Diese roten Augen ließen sie nicht los. Was passierte hier? Sie hatte keine Drogen genommen, woher, zum Henker, kamen dann die Halluzinationen? Eine dünne Stimme sagte ihr, dass das alles kein Gespinst ihres Gehirns war. Nein! Sie hatte es erlebt! Es gab nicht nur die Dinge auf dieser Welt, die die Wissenschaftler erklären konnten, davon war sie überzeugt -spätestens seit sie Esther kennengelernt hatte. Aber ein Mensch -nein ein Wesen, das Blut saugte -, ein Vampir? Sie schüttelte abwehrend den Kopf. Wenn sie doch nur vergessen und in die lockende Dunkelheit sinken könnte!
    „Aletta, he! Du fällst ja gleich runter. Setz dich richtig hin!", brüllte Carmen und drosselte den Motor. „Was ist mit dir? So habe ich dich ja noch nie erlebt!"
    Sie fuhr am Eppendorfer Baum vorbei, querte den Kanal und folgte dann dem Lehmweg. „Vielleicht ist es am besten, wenn du bei mir pennst. Dann kannst du deine Maschine morgen gleich wieder mitnehmen."
    Sie tuckerte auf die Kirche zu und hielt an der alten Backsteinvilla gegenüber an, die über Jahrzehnte als Pfarrhaus gedient hatte.
    „Verdammt, mach dich nicht so schwer. Ich kann dich nicht tragen!"
    Alettas Augen öffneten sich einen Spalt. Sie ließ sich von Carmen die wenigen Stufen hinauf in ihr Zimmer im Erdgeschoss schleppen. Bevor Carmen die Gelegenheit hatte, ihre Schlafcouch auszuziehen, war Aletta auf dem Teppich zusammengesunken und so fest eingeschlafen, dass es der Freundin nicht mehr gelang, sie wach zu rütteln. Mit einem Schulterzucken schob

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