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Feuer der Rache

Titel: Feuer der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nachdenklich. Sie war noch bleicher, als man es unter diesen Umständen erwarten konnte, ihr Kleid war zerknittert und fleckig, und ihre Lippen waren ausnahmsweise ungeschminkt. Nur die Augen waren mit dem üblichen Kajalstrich umrandet und ließen ihr Gesicht noch kränker wirken. Um den Hals hatte sie einen grau gemusterten Schal geschlungen.
    In Sabines Bewusstsein regte sich etwas. Es lag ganz nahe. Sie musste nur danach greifen.
    Aletta hustete trocken. „Kein Grund zur Panik. Habt ihr noch nie eine lange Nacht gehabt?" Sie schwankte ein wenig, als sie die beiden Stufen hochstieg, und musste sich an einem der Eisenträger festhalten, die das Vordach stützten.
    „Sie sehen wirklich nicht gut aus", murmelte die Kommissarin.
    „Danke für das Kompliment."
    Etwas klickte in ihr. Sie starrte den Schal an. „Haben Sie sich am Hals verletzt?", stieß Sabine hervor.
    Alettas Hand schnellte hoch. Ihre Finger berührten eine Sabine wohlbekannte Stelle. „Verletzt? Nein! Wie kommen Sie denn darauf?" Ihr Blick schien sie zu durchbohren.
    Sabine musste die beiden kleinen Einstichwunden eigentlich nicht mehr sehen, um Gewissheit zu haben, und dennoch schob ihr Zeigefinger den Schal beiseite. Verstehen huschte über Alettas Gesicht. Sie begriff, dass die Kommissarin um das Geheimnis ihres Freundes wusste.
    Schweigend starrten sich die beiden Frauen an. Voller Entsetzen wurde Sabine klar, dass sie keines der Opfer vor sich hatte, die sich am anderen Tag an nichts mehr erinnern konnten. War Peter ein Fehler unterlaufen, oder hatte er sich absichtlich offenbart? Es traf sie wie ein Faustschlag. Er war in Gefahr -sie war es -, eine unvorstellbare Jagd würde eröffnet werden. Es lag in Alettas Hand!
    „Sie kennen die ,Krankheit', an der ich leide?", fragte die junge Frau und hob die gefärbten Augenbrauen.
    „Sie müssen sich nicht ängstigen", sagte Sabine gepresst. „Die Schwäche wird bald vergehen, und Sie werden keinen Schaden davontragen."
    Aletta hob den Blick und starrte durch die Glastür. Sie antwortete nicht, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Personen, die den Vorraum durchquerten: der Pförtner, der hinter seiner Theke hervorgetreten war und einer Frau die Tür öffnete. Sie war mittelgroß und schlank, ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem Knoten aufgesteckt. Sie trug Jeans und eine luftige Bluse, die sie über einem roten Top zusammengeknotet hatte. Nach einem kurzen Blick zu der Ansammlung auf dem Vorplatz ging sie auf Sabine zu und streckte der Kommissarin die Hand hin.
    „Hallo, Frau Berner. Sie sind wieder im Dienst? Das freut mich!" Dr. Benate Lichtenberg lächelte sie offen an.
    Für einen Moment war die Kommissarin in Versuchung, sie in dem Glauben zu lassen, doch wie lange würde das gut gehen? Das Einzige, was sie damit erreichen würde, wäre, ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich bin -privat -in den Fall verwickelt. Ich habe die Großmutter und die Schwester der Toten hergebracht -falls es sich wirklich um Iris Stoever handelt. Ich wollte Sie gestern noch anrufen, habe Sie aber nicht erreicht."
    Dr. Lichtenberg ließ den Blick über die fünf Frauen wandern, die näher getreten waren und sie mit einer Mischung aus Angst und Spannung ansahen.
    „Sie sind aber nicht alle mit der Vermissten verwandt?"
    „Nein." Sabine stellte die Frauen vor.
    Renate Lichtenberg sah in die Gesichter. „Man sagte mir, Frau Barbara Stoever würde die Identifikation vornehmen?"
    Iris' Mutter trat vor. „Ja", sagte sie mit fester Stimme, aber zum ersten Mal konnte Sabine Furcht in ihren Augen sehen, und ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen.
    „Ich will wissen, was meiner Schwester passiert ist", rief Maike und trat neben ihre Mutter. Sie vermied es, sie anzusehen. „Gibt es einen Aufzug?", verlangte Irene Jacobson zu wissen. „Dann komme ich auch mit."
    „Gut, dann folgen Sie mir. Ihre Freundinnen können in der Eingangshalle warten."
    Sabine half der alten Frau die beiden Stufen hinauf in die lichtgraue Eingangshalle, deren Strenge nur durch ein paar rote und blaue Farbstreifen an Pfeilern und Decke unterbrochen wurde.
    Sie fuhren ein Geschoss nach unten und folgten dann dem Flur bis zur Schleuse. Ein Sektionshelfer im grünen Kittel kam auf sie zu.
    „Frau Lichtenberg, ich habe sie in die Kühlung gebracht." Die Rechtsmedizinerin nickte. Sabine sah die Ärztin fragend an.
    „Die Leiche hat zu lange draußen gelegen",

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