Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
»Keiner von uns hat diese Nacht vergessen. Der alte Teufel hatte uns unsere Frauen genommen. Er hätte sie auch umgebracht. Gilbert und ich haben uns nicht vorstellen können, dass er Renard tötet. Deine Mutter war in Gefahr, aber nicht du oder er, zumindest haben wir das gedacht, und wir haben auch gedacht, Renard würde irgendwann wiederkommen. Er hat sich geweigert, dich zurückzuholen und mit dem Alten gekämpft, während deine Mutter mit dir geflüchtet ist. Danach wurde es für uns alle noch schlimmer. Meine Frau hat sich umgebracht und die von Gilbert ist weggelaufen.«
»Warum habt ihr den Bastard nicht einfach getötet?«
Beau schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, wie es ist, mit einem Monster zu leben.«
Auch Joshua reagierte mit einem Kopfschütteln. »Und eure Söhne?«
Beau deutete auf zwei erwachsene Männer, die sich nach dem Treueschwur auf den neuen Anführer gerade wieder erhoben.
»Gab es nicht auch eine Tochter? Einer von euch hatte eine Tochter. Zumindest ging das Gerücht um.«
»Eines, für das der Alte nie einen Beweis finden konnte. Wir haben ihm erzählt, das Mädchen sei bei der Geburt gestorben.«
»Was für eine Verschwendung, die Tochter zu verstecken und wie Ratten im Verborgenen zu leben. Ihr solltet mal einem Mann namens Jake Bannaconni begegnen.« Joshuas Stimme klang bitter.
»Joshua.«
Drakes ruhige Stimme drang zu ihm durch, trotz aller verächtlichen Wut. Joshua holte tief Luft und wandte sich dem Mann zu, der ihn noch jedes Mal, wenn sein Zorn zu groß wurde, wieder besänftigt hatte. Die Schultern steif vor Empörung drehte er seinen Onkeln den Rücken und ging zum Haus.
Drake erwartete ihn und sah, in welcher Stimmung er war. »Joshua, es tut mir leid, dass ich dich in eine so unangenehme Lage gebracht habe. Ich habe den Nachnamen wiedererkannt, aber nicht weiter nachgeforscht. Ich hätte fragen sollen, ehe ich dich … «
»Ich hätte dich nicht ohne Rückendeckung gehen lassen. In dem Augenblick, in dem Jake mir erzählt hat, wohin du gefahren bist, habe ich angefangen zu packen.« Joshua sah ihm direkt in die Augen. »Und solange du hierbleibst, bleibe ich ebenfalls. Keiner hat einen Finger gerührt, um meiner Mutter zu helfen, am allerwenigsten diese Familie.« Er betrachtete Drake prüfend und begann plötzlich zu grinsen. »Ich denke, du solltest reingehen, ehe du dich zum Narren machst, Chef.«
Drake, der ein wenig schwankte, grinste zurück. Joshua Tregre war ihm immer ein Rätsel gewesen. Auf der einen Seite war er ruhig, trotzdem selbstsicher, dabei fast nie arrogant und stritt sich, anders als manche Leoparden, nur selten herum. Andererseits hatte er etwas sehr Gefährliches an sich. Es war gut, ihn als Rückendeckung zu haben. Drake hatte immer das Gefühl gehabt, dass er ein grimmiger und gnadenloser Gegner sein würde. Sie arbeiteten nun schon mehrere Jahre zusammen, doch nicht ein einziges Mal hatte Joshua ihm – oder einem anderen aus dem Team – irgendetwas von seiner Vergangenheit erzählt.
Drake stolperte und war selbst überrascht, dass er beinahe stürzte. Joshua stützte ihn, und Remy schloss schnell die Tür, um ihre Zuschauer auszusperren.
»Leg diesen dickköpfigen Kerl auf die Couch«, befahl Sarias Bruder. »Unser furchtloser Anführer hier versaut uns mit seinem Blut noch den ganzen Fußboden.«
»Ich bin nicht euer verdammter Anführer«, widersprach Drake und stöhnte, als Joshua ihm auf die Couch half. »Kümmert euch lieber um eure nervige Schwester.«
»He!«, protestierte Saria. »Es ist nicht meine Schuld, wenn du meinst, du müsstest den Helden spielen.«
»Damit das klar ist«, mischte sich Lojos hilfreich ein, während er sich einen Eisbeutel an den Hinterkopf hielt, »jeder findet Saria nervig. Und zu eurer Information, der arme Jules hat ihr nichts getan. Er würde nie eine Frau schlagen und schon gar nicht Saria. Auch Gaston würde nie die Hand gegen eine Frau erheben.«
»Niemand von unseren Bekannten würde es wagen, meine Schwester zu schlagen«, sagte Remy. »Wir würden ihn umbringen. Und seine Leiche so tief im Sumpf vergraben, dass niemand sie je wieder finden würde.«
Seine Stimme hatte einen Unterton, der Drake dazu veranlasste, den Kopf zu wenden und Remys entschlossene Miene zu mustern. Ja, es sah ganz so aus, als ob die Brüder imstande wären, jeden, der ihrer Schwester wehtat, verschwinden zu lassen, und Remy wollte, dass er es wusste.
»Wie kommst du dann an den blauen Fleck in deinem Gesicht,
Weitere Kostenlose Bücher