Feuer des Schicksals: Fantasy Roman (German Edition)
waren zu Fäusten geballt. Auch ohne emphatische Kräfte wusste sie, dass ihr Bruder mit sich rang. Seine Kraft flutete ihr in Wellen entgegen. Sie überlegte kurz, ob sie sich zu erkennen geben sollte, doch da sprach er sie bereits an. „Wie geht es unserem Großvater?“
Nun kam Laylah doch näher heran, bis sie hinter ihm stand und seine verkrampften Muskeln sehen konnte.
„Besser. Er schläft jetzt. Ich habe ihm soweit alles berichtet. Ich denke, morgen wird es ihm wieder gut gehen.“
Laylah hob eine Hand, um sie ihm auf die Schulter zu legen, doch mitten in der Bewegung verharrte sie, ehe sie die Hand wieder sinken ließ.
„Sag mir, was los ist Aidan.“ Ihre eindringliche Stimme schien nicht zu ihm vorzudringen, denn er hob nur gleichgültig die Schultern.
„Mir geht es gut.“
Seine Stimme klang noch tiefer als gewöhnlich. Mit einem Mal wurde sie wütend. Und alle, die sie kannten, wussten, dass mit ihrer Wut nicht zu spaßen war. Die Cailleach konnte sie nun nicht mehr anschreien, denn im Grunde konnte diese junge Frau nichts für die Vergangenheit und schon gar nichts für die Zukunft. Laylah wusste nicht alles, doch das, was geschehen war, hatte Aidan gezeichnet. Die Narben auf seinem Körper waren Zeugen seiner Gier nach Kämpfen. Sie ging nun um ihn herum, um ihm in die Augen zu sehen. Und dann schrie sie ihn an. „Ich weiß, dass die Cailleach die zweite Hälfte deiner Seele ist. Sag ihr die Wahrheit. Beanspruche sie für dich. Dein Drache kämpft darum, dass du deinem Instinkt nachgehst. Warum erleidest du Schmerzen und wehrst dich dagegen?“ Laylah hätte alles dafür gegeben, ihrem Bruder diesen Schmerz zu nehmen. Aidan hob eine Hand und strich seiner Schwester die nassen Haare aus dem Gesicht.
„Es ist nicht so einfach, Laylah. Ich habe sie aus einer uns fremden Welt gerissen. Wie würdest du dich an ihrer Stelle fühlen? Außerdem muss es einen Grund geben, warum Shima nicht möchte, dass sie jetzt die Wahrheit erfährt.“
Mehr sagte er nicht. Die beiden Geschwister standen noch lange schweigend im Regen, bis Laylah nachgab und zurück zum Lager ging. Aidan hingegen verwandelte sich und erhob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Er hatte Laylah nicht die gesamte Wahrheit gesagt. Etwas tief in seinem Inneren verzehrte sich danach, Savannah zu seiner Gefährtin zu machen. Doch ein anderer Teil hatte ihre Tat nicht vergessen und der Groll und das Gefühl des Verrates steckten zu tief in ihm. Ehe die Vergangenheit nicht abgeschlossen werden konnte, gab es keine gemeinsame Zukunft. Sein Drache brüllte seine Wut hinaus in die Nacht. Er würde lange fliegen müssen, um seine überschüssige Energie zu verbrauchen.
Savannah konnte lange nicht einschlafen. Sie saß noch immer auf ihrem Platz, spürte, wie sich die Energie immer mehr in ihr aufstaute und konnte sich doch nicht bewegen. Ihr Leben lang war sie die gute, aufopferungsvolle Tochter, die Außenseiterin gewesen. Jetzt war es noch merkwürdiger, denn ihre Energie war dabei, immer schneller ein gefährliches Level zu erreichen. Sie hatte einen riesigen dreiköpfigen Hund in einem Kampf auf Leben und Tod besänftigt und war auf der Suche nach ihrer Familie. Und dann waren da natürlich noch Aidan, eine Göttin, ein ihr unbekannter Feind und ein Geheimnis, das sie nicht erfahren sollte. Ihre Hände hatte sie um ihre Knie geschlungen, nun flogen wieder kleine Funken aus ihren Fingerspitzen. Sie hörte einen Drachen brüllen und war sich sicher, dass es sich dabei um Aidan handelte.
Laylah kam zurück und schaute kurz nach ihrem Großvater, ehe sie Savannah einen unergründlichen Blick zuwarf und sich dann schlafen legte. Während Laylahs Abwesenheit hatte sie das Feuer wieder entfacht. Nun schaute sie auf das Armband hinunter, das im Licht des Feuers funkelte. Kurz fragte sie sich, ob es sich bei den Steinen um Smaragde und Saphire handelte, ehe ein Krampf tief in ihrem Magen sie zwang, sich ein wenig vorzubeugen und sich den Mund zuzuhalten, um nicht zu stöhnen. Auch wenn sie sich wahrscheinlich töricht und eitel benahm, so wollte sie nicht, dass Laylah etwas von ihrem Zustand mitbekam. Als sie die gleichmäßige Atmung der anderen Frau wahrnahm, stand sie leise auf und schlich in den Wald. Als sie sicher war, dass niemand sie mehr hören konnte, rannte sie los. Ihr Atem entwich ihren Lungen stoßweise, ihre Waden und Knöchel fingen an zu brennen, doch noch immer spürte sie diesen Druck in ihrem Inneren. Der
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