Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
an. »Ich habe am Wochenende Samir getroffen und er ist ganz verrückt nach dir.«
Minoo hat keinen Schimmer, wer Samir ist, aber Vanessa kichert.
»Er und alle anderen Jungs in Schweden«, fügt Evelina hinzu und spießt ein Stück Bulette auf. »Für uns bleibt da keiner mehr übrig.«
Scheiße.
Minoo zuckt so zusammen, dass sie fast ihr Wasserglas umkippt, als sie die Stimme in ihrem Kopf hört.
Ihr Herz rast mit ihren Gedanken um die Wette. Das muss Max sein. Er hat ihren Geburtstag abgewartet, und jetzt ist er zurück, um sich mit ihr zu vereinen.
Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Aber dann wird ihr bewusst, dass es eine ganz andere Stimme ist. Eine Stimme, die sie kennt, auch wenn sie sie noch nie zuvor auf diese Weise gehört hat.
Minoo schaut Linnéa an, die ihr gegenüber sitzt und in ihrem vegetarischen Eintopf stochert. Ihr Blick ist nach innen gerichtet, und sie scheint gar nicht zu bemerken, dass Minoo sie anstarrt. Und erst recht nicht, dass ihre Gedanken in Minoos Kopf zu hören sind.
Scheiße, Scheiße. Ich ertrage das nicht mehr, verdammte Scheiße.
Minoo sieht sich um. Ist sie die Einzige, die es hört? Anna-Karin scheint vollauf mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein, und Vanessas Aufmerksamkeit ist ganz und gar auf Evelina gerichtet, die von Samir erzählt.
Ich will das nicht hören. Ich will nicht mehr, kann ihr nicht irgendwer das Maul stopfen
?
Minoo öffnet den Mund, aber was soll sie zu Linnéa sagen, hier vor Evelina?
Vanessa lacht und plappert irgendwas über Samirs hässliche Unterhose.
»Die wären auf seinem Fußboden sicher besser aufgehoben, könnte ich mir vorstellen«, sagt Evelina.
Linnéa fängt an, ihre Serviette in Stücke zu reißen, in winzig kleine Schneeflöckchen.
WARUM KANN ICH NICHT EINFACH AUFHÖREN ,
SIE ZU LIEBEN ?
Der Gedanke dröhnt in Minoos Kopf. Dann verstummt die Welt. Es bleibt nur ein leises Klingeln in Minoos Ohren. Sie sieht, wie sich die Münder der anderen bewegen, aber sie kann nicht verstehen, was sie sagen.
Sie hat nicht nur Linnéas Gedanken aufgeschnappt, es ist auch ein Gefühl mitgekommen.
Ein Gefühl, das so stark ist, als würde sie von einem rasenden Güterzug überrollt.
Linnéa liebt Vanessa. Liebt Vanessa wirklich.
Und Minoo hat keine Ahnung, wie sie mit dieser Information umgehen soll.
44. Kapitel
A
nna-Karin ist so nervös, dass sie kurz davor ist, sich zu übergeben. Die Autofahrt macht es nicht gerade besser. Sie fahren über ein Schlagloch, und sie hat das Gefühl, als würde ihr Magen gegen den Gaumen prallen.
Viktor biegt in die Zufahrt zum Herrenhof ein. Aber statt weiterzufahren, hält er den Wagen an.
»Willst du ein bisschen frische Luft schnappen?«, fragt er. »Du siehst so aus, als könntest du es gebrauchen.«
Anna-Karin öffnet die Tür und steigt aus. Atmet tief durch. Sie schaut auf den Kanal und versucht so zu tun, als wäre heute ein ganz normaler Tag, versucht zu vergessen, was sie erwartet.
»Es ist schön hier«, sagt Viktor.
Sie sieht ihn an. Er steckt die Hände in die Manteltaschen.
»In ein paar Stunden hast du es hinter dir«, sagt er und lächelt ihr freundlich zu.
Anna-Karin weiß nicht, ob sie auch nur eine Minute überleben wird.
»Weißt du, ich verstehe, dass du es getan hast«, fährt Viktor fort. »Niemand kann reinen Gewissens behaupten, er hätte in deiner Situation nicht dasselbe getan.«
Anna-Karin hat sich ihr Leben lang im Hintergrund gehalten und Menschen beobachtet. Für gewöhnlich fällt es ihr leicht zu erkennen, wer jemand wirklich ist. Aber aus Viktor wird sie nicht schlau. Er scheint das, was er sagt, tatsächlich so zu meinen. Aber wieso sollte er? Er ist schließlich nur in die Stadt gekommen, um sie dranzukriegen.
»Als ich hierhergekommen bin, habe ich sofort gespürt, wie meine Kräfte gewachsen sind«, sagt er. »Engelsfors ist so was wie eine gewaltige Batterie für natürliche Hexen. Und für jemanden, der eine besondere Verbindung zu der Kraftquelle des Ortes hat … Das muss wie ein Rausch sein. Magie ist schwer zu handhaben, wenn man den Umgang damit nicht gewohnt ist. Ich weiß, was alles schiefgehen kann, wenn man zu schnell zu viel bekommt …«
Er verstummt, starrt leer vor sich hin.
»Was hast du denn gemacht?«, fragt sie gegen ihren Willen neugierig.
»Nicht ich. Meine Zwillingsschwester.«
Anna-Karin sieht ihn erstaunt an. Versucht, sich eine weibliche Version von Viktor vorzustellen.
»Ihre magischen Fähigkeiten
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