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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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was ich sage. Wir stehen auf verschiedenen Seiten.«
    »Ist dir das jetzt schon aufgefallen?«
    »Ich wünschte wirklich, die Umstände wären anders«, sagt Viktor und klingt beinahe traurig. »Sehr, sehr anders.«
    »Das wünschte ich auch«, sagt Vanessa. »Ich wünschte, du und dein Vater wärt nie hierhergekommen.«
    Viktor sieht sie fragend an.
    »Ihr werdet euch so unglaublich blamieren mit diesem Prozess. Ihr werdet so was von dermaßen verlieren, dass ihr euch nie mehr davon erholen werdet. Und weißt du, warum?«
    Viktor schüttelt den Kopf.
    »Wir sind die Auserwählten«, sagt Vanessa und lächelt. »Und wer bist du?«
    Er scheint keine Antwort auf diese Frage zu haben.
    Vanessas Hand zittert ein wenig, als sie die Tür aufschließt. Sie hat keine Ahnung, ob sie den Prozess gewinnen werden, weiß nicht mal, ob das überhaupt möglich ist.
    Aber sie weiß, dass sie
alles
tun wird, damit es gelingt.

43. Kapitel
    M
it schweren Schritten geht Minoo die Haupttreppe der Schule hoch. Sie hat das Gefühl, einen Berg zu besteigen. Sie ist so müde, dass sie sich hier und jetzt hinlegen und auf der Stelle einschlafen könnte. Seit drei Nächten hat sie so gut wie kein Auge zugemacht.
    WIR GEHEN HELLEREN ZEITEN ENTGEGEN !, steht auf einem der neongelben Frühlingsfest-Plakate, an denen sie vorbeikommt.
    Eine Herde Positiver Engelsforser kommt angaloppiert, und Minoo drückt sich ans Geländer, um nicht niedergetrampelt zu werden. Kevin rennt vorneweg, als wäre er das Alphatier der Truppe, und Minoo fragt sich, wie viele gelbe Poloshirts er eigentlich besitzt. Sie hofft, dass es nicht nur dieses eine ist, nachdem er, wie viele andere PE -ler, angefangen hat, es jeden Tag zu tragen. Als wäre es eine Art Schuluniform.
    Sie hält kurz inne, um zu verschnaufen, als sie das nächste Stockwerk erreicht.
    Ihr Blick bleibt an der neuen Hausmeisterin hängen, die im Flur auf einer Trittleiter steht und Kautabakreste von der Decke kratzt. Sie sieht so jung aus, dass man sie glatt für eine Schülerin halten könnte.
    Ihre stumpfsinnige Arbeit hat etwas Hypnotisierendes.
    Plötzlich dudelt ein Xylofon in Minoos Jacke los, so laut, dass sich alle Umstehenden umdrehen. Sie kramt das neue Handy aus der Tasche und schaltet den Ton ab.
    Sie hat es gestern zum Geburtstag bekommen, und sie kann nicht anders, als das Display jedes Mal abzureiben, sobald sie es berührt hat, um nur ja keinen Fingerabdruck darauf zu hinterlassen. Bald wird es nur ein weiterer Alltagsgegenstand sein, aber noch grenzt es an Entweihung, es zu benutzen. Sie öffnet die Nachricht.
    HOFFE , DU KANNST DEIN GEBURTSTAGSGESCHENK GEBRAUCHEN , LIEBLING ! BIS BALD !
    Es ist das erste Mal überhaupt, dass Mama Minoo eine SMS schickt. Bislang war sie immer der Ansicht, man solle anrufen, wenn man etwas will. Noch eine der kleinen, aber gewaltigen Veränderungen, die ihre Mutter durchlaufen hat, seit sie nach Stockholm gezogen ist. Sie hat sich die Haare kürzer schneiden lassen. Das Parfüm gewechselt. Oberflächlich belanglose Details, die zusammengenommen bedeuten, dass sie dort ein anderes Leben führt. Ein Leben ohne Minoo.
    Sie telefonieren oft miteinander, aber seit ihrem Umzug im Herbst kommt ihre Mutter nur einmal pro Monat nach Engelsfors. Und Papa arbeitet mehr denn je. Manchmal scheint es Minoo, als würde sie beide gleichermaßen selten zu Gesicht bekommen.
    Sie freut sich über das Handy. Keine Frage. Doch der Geschenkeberg, den Mama und Papa gestern Morgen an ihrem Bett abgeladen haben, stank förmlich nach schlechtem Gewissen.
    Sie geht weiter. Sie dachte, achtzehn zu werden, würde sich anders anfühlen. Volljährig. In den Augen der Umwelt erwachsen. Aber Alkohol kaufen zu dürfen, fühlt sich nicht mehr ganz so großartig an, wenn man seit eineinhalb Jahren das Schicksal der Welt auf seinen Schultern trägt.
    Kevin sitzt schon, als sie ins Klassenzimmer kommt. Er hält auf den Plätzen in der letzten Reihe Hof. Minoo setzt sich neben Anna-Karin.
    »Hattest du einen schönen Geburtstag?«, fragt Anna-Karin und schaut von ihrem Physikbuch auf.
    »Geht so«, sagt Minoo. »Wie war dein Wochenende?«
    Anna-Karin zeigt ins Buch und schaut Minoo unglücklich an.
    »Ich werde das hier nie kapieren«, sagt sie.
    Minoo kennt die Seite. Sie hat einen Großteil des Wochenendes mit den komplexeren Aspekten des Magnetfelds verbracht. Einer der Gründe, weshalb sie so wenig geschlafen hat.
    »Wir können es heute nach der Schule zusammen durchgehen«, sagt Minoo.

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