Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
sie hat die ganze Zeit rumgenervt. Außerdem wollte Felicia heute Abend kommen und du mit Erik …«
»Verstehe«, sagt Ida.
Sie versteht es wirklich. Hätte sie eine Wahl, sie würde auch bei Positives Engelsfors mitmachen.
»Ist Felicia denn hier?«, fragt sie.
Julias Blick flackert.
»Also, ich hab ja eigentlich nicht mehr viel mit ihr zu tun, nur manchmal, wenn du keine Zeit hast …«
Von dem schönen Gewinner-Gefühl ist nichts mehr übrig. Geblieben ist nur eine große Leere. Und diese widerliche leise Stimme, die ihr in letzter Zeit immer vertrauter geworden ist.
Ist es das wert, ist es das wert, ist es das wert, ist es das wert …
Es kommt ihr vor, als hätte sie ihr Leben lang eine Rolle gespielt und würde jetzt nicht mehr in das Theaterstück passen. Ihre Gegenspieler haben sich verändert und verhalten sich nicht mehr so wie sonst.
Oder es liegt an mir, denkt Ida. Ich bin es, die sich verändert. Ich werde genauso ein Freak wie die anderen Auserwählten.
»Ist schon okay«, sagt sie. »Du kannst dich so oft mit Felicia treffen, wie du willst. Von mir aus könnt ihr jeden Tag zusammensitzen und euch gegenseitig die Haare kämmen. Ist mir egal.«
»Du bist sauer, das sehe ich dir doch an«, sagt Julia verunsichert.
»Nein, ehrlich. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, warum Felicia und ich uns eigentlich gestritten haben.«
Julia mustert sie angespannt, als würde sie auf einer Falltür stehen und versuchen herauszufinden, ob Ida plant, auf den Knopf zu drücken.
»Wie schön«, sagt sie und wagt ein vorsichtiges Lächeln. »Dann können wir ja endlich wieder Freundinnen sein. Jetzt sind wir ja sogar alle bei PE dabei.«
Ida lächelt steif zurück.
»Ich suche Felicia und rede mit ihr, damit sie weiß, dass du hier bist und dich wieder mit ihr vertragen willst und so«, sagt Julia und eilt los.
Ida seufzt und fängt an, sich im Raum umzusehen. Eine ganze Wand ist mit Bildern aus der Kinderstunde zutapeziert. Große leuchtende Sonnen, fröhliche Kopffüßlerfamilien, die vor ihren Häusern stehen und sich an den Händen halten, lachende Hummeln, Katzen und Hundewelpen. Rasmus’ Name steht auf mehreren Bildern, tief eingedrückt mit stolzen Großbuchstaben.
Irgendwo wird eine Tür aufgerissen. Ida dreht sich um und sieht Gustaf den Raum durchqueren, mit zornigen Schritten ist er auf dem Weg zum Ausgang. Er bemerkt sie nicht einmal.
G!, würde sie am liebsten rufen, aber es bleibt ihr im Hals stecken.
G! G! Bitte, G, beaaachte mich! Darf ich deine Schuhe lecken, bitte, G!
Er sieht sie und bleibt stehen.
»Bist du jetzt etwa auch dabei?«, sagt er.
Er klingt angewidert. Ida sucht nach Worten. Sie hat ihn noch nie so wütend erlebt.
»Nein, ich … Ich habe nur Erik begleitet.«
Ihre Stimme ist dünn und leise und sie hasst sich dafür. Sie räuspert sich und klopft sich übertrieben auf den Brustkorb, als wolle sie andeuten, dass sie erkältet ist.
»Ist was passiert?«, fragt sie dann.
Gustaf wirft einen kurzen Blick in die Richtung, aus der er eben gekommen ist. Rickard steht in der Tür und winkt Erik und Robin zu sich. Bevor er die Tür hinter ihnen schließt, lächelt er Gustaf zu und hält den Daumen hoch.
»Verdammte Schweine«, murmelt Gustaf.
»Was ist denn los?«, sagt Ida.
»Er hat etwas über Rebecka gesagt …«, Gustaf verstummt und schüttelt den Kopf. »Ich kann mit dir nicht darüber reden.«
»Warum nicht?«
Er wirft ihr einen müden Blick zu.
»Weil du du bist«, sagt er und verschwindet auf die Straße.
Ida schaut ihm nach. Sie muss sich beherrschen, um ihm nicht hinterherzurennen, sich an sein Bein zu klammern und sich von ihm durch die Straßen schleifen zu lassen, bis er ihr die Frage beantwortet hat, die ihr ganzes Bewusstsein beherrscht.
Und was stimmt nicht mit mir?
WAS STIMMT NICHT MIT MIR ?
Erik ruft sie. Sie blinzelt die Tränen weg, dann dreht sie sich um.
»Wir haben was zu erledigen«, sagt Erik. »Es wird sicher spät werden. Am besten, du gehst nach Hause.«
»Was habt ihr vor?«, fragt sie.
»Geh nach Hause, wir sehen uns dann morgen.«
Sie will nicht nach Hause. Der Gedanke, alleine zu sein, erfüllt sie mit Panik. Sie weiß nicht, wie sie das aushalten soll. Erst von der Liebe ihres Lebens abgewiesen zu werden und dann von ihrem Freund. Ida hat sich noch nie weniger als Gewinnerin gefühlt.
»Kann ich nicht mitkommen?«, fragt sie.
»Das ist nur was für besondere Mitglieder.«
Ida kennt Eriks Gesichtsausdruck. Genauso sah er
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