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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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geben.
    »Hallo?«, sagt Ida schrill. »Bist du noch da, oder was?«
    »Ja, ich bin noch da. Wir müssen uns erst einmal auf den Prozess konzentrieren«, sagt Minoo. »Wir können nicht gegen zwei Feinde gleichzeitig kämpfen.«
    Es klingt fast, als würde Ida schluchzen.
    »Ist alles okay?«
    »Na klar, ich fühle mich großartig!«, sagt Ida. »Ich liebe mein fantastisches, wunderbares Leben! Meine Familie, mein Freund und alle meine Freundinnen haben sich einer Dämonensekte angeschlossen!«
    Minoo ist nahe dran, Ida zu korrigieren und sie darauf hinzuweisen, dass es vielleicht gar keine Dämonensekte ist, sondern nur eine ganz gewöhnliche Sekte. Aber sie weiß nicht, ob das die Sache besser machen würde.
    »Hallo?«, sagt Ida. »Du legst doch nicht auf?«
    »Nein …«
    »Also … ich bin gleich zu Hause«, keucht Ida. »Wenn wir vielleicht noch ein bisschen weiterreden könnten …«
    »Worüber denn?«
    »Was weiß denn ich. Am liebsten nicht über den Weltuntergang, wenn’s geht.«
    »Ida«, sagt Minoo und weiß, dass sie bereuen wird, was sie gleich sagt. »Du weißt, dass du Freundinnen haben kannst, die nicht bei PE mitmachen. Wir könnten deine Freundinnen sein. Wenn du nur …«
    »Wenn ich nur was? Warum soll eigentlich nur ich mich die ganze Zeit ändern? Warum machen mir alle Vorwürfe? Was stimmt nicht mit mir?«
    »Vielleicht solltest du darüber mal nachdenken«, sagt Minoo ruhig.
    Ida ist still. Außer ihrem Keuchen ist nichts zu hören.
    »Ich bin jetzt zu Hause«, sagt sie schließlich.
    Minoo hört, wie sie eine Haustür aufschließt und öffnet.
    »Tschüss«, sagt Ida und legt auf.
    Minoo lässt ihr Handy sinken. Jetzt kann sie das nächste unangenehme Gespräch auch gleich in Angriff nehmen.

    Ingrid kommt mit zwei Sturmlaternen aus dem Lagerraum. Sie stellt sie vor Linnéa auf den Tisch und lacht.
    »Du siehst zu drollig aus«, sagt sie.
    Linnéa wirft ihr einen schiefen Blick zu.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagt sie.
    Sie steht an der Kasse und heftet Rechnungen in einen Ordner. Zwischen Kinn und Schulter hat sie sich eine Taschenlampe geklemmt.
    »Das ist mal wieder typisch«, sagt Ingrid und stellt sich vor einen Spiegel mit einem Rahmen aus Weinkorken. »So was passiert natürlich dann, wenn wir das Lager aufräumen wollen. Und man weiß ja nie, wann der Strom zurückkommt. Von mir aus kannst du gehen. Wir machen morgen weiter.«
    »Mir macht es nichts aus.«
    Ingrid dreht ihre langen, weißen Haare ein und steckt sie zu einem Knoten im Nacken zusammen.
    »Du bist ganz schön eigensinnig«, sagt sie.
    Kann schon sein, denkt Linnéa.
    Aber vor allem hat sie keine Lust, schon jetzt raus in die Dunkelheit zu gehen. Keine Lust, an einem Abend wie diesem länger als unbedingt nötig alleine zu sein. Schon seit sie heute aus der Schule gekommen ist, spürt sie diese unbehagliche Unruhe in ihrem Körper. Ständig hat sie das Bedürfnis, sich umzudrehen. Zuckt beim kleinsten Geräusch zusammen.
    Ingrid geht zu einem der Restpostenregale und nimmt einen kleinen Troll aus Tannenzapfen in die Hand.
    »Wie lange stehst du eigentlich schon hier rum, mein Freund?«, sagt sie zu dem Troll. »Will dich keiner haben? Vielleicht ist es an der Zeit, dich in den Müll zu werfen?«
    Sie bläst ein bisschen Staub von dem albernen Zapfenmännlein und stellt es zurück. Es darf unbehelligt auf seinem Regalbrett bleiben. Linnéa weiß, dass Ingrid es nie fertigbringt, etwas wegzuschmeißen.
    »Möchtest du diesen weißen Spitzenstoff, den ich neu reinbekommen habe?«, fragt Ingrid. »Mit diesen Flecken wird er sich nie verkaufen, aber du färbst ja sowieso alles schwarz.«
    »Danke«, sagt Linnéa. »Gerne.«
    Es ist ein Mysterium, wie Ingrid es schafft, das Geschäft am Laufen zu halten, obwohl so gut wie nie Kunden kommen. Den Gerüchten zufolge lebt sie vom üppigen Erbe ihres Ehemanns, der angeblich im Lotto gewonnen hatte. Außerdem munkelt man, sie hätte zu den Kunden des geheimen Swingerclubs gehört, der damals in der »Kleinen Ruhe« abgebrannt ist, und ihr erwachsenes Kind wolle nichts mehr von ihr wissen.
    Aber das Einzige, was Linnéa interessiert, ist, dass Ingrid sie immer behandelt hat wie jeden anderen auch.
    Ein schrilles Klingeln durchschneidet die Stille, und Linnéa fährt so zusammen, dass ihr die Taschenlampe erst auf die Ladentheke und von dort aus weiter auf den Boden fällt. Ausgeht.
    »Jesses«, sagt Ingrid. »Wer ruft denn um diese Zeit noch hier an?«
    Linnéa nimmt den

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