Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)
starrt sie entsetzt an. Aber die Richter lächeln nur herablassend.
»Vanessa Dahls Verhalten ist nur ein weiterer Beweis für Adriana Lopez’ korrumpierenden Einfluss auf diese jungen Geister. Nicht dass es diese Bestätigungen noch gebraucht hätte, um die Richtigkeit unserer Entscheidung zu unterstreichen.«
Sie heftet den Blick auf Adriana und gibt ihr ein Zeichen aufzustehen.
Adriana versucht es, aber sie schwankt. Alexander geht zu ihr und bietet ihr seinen Arm an, doch sie schlägt ihn weg, stützt sich auf den Stuhl.
»Adriana Lopez«, sagt die Richterin. »Es ist an der Zeit, dass Sie Ihre Verbrechen sühnen. Wir verurteilen Sie zur höchsten Strafe des Rats.«
Adriana verzieht keine Miene. Aber Alexander wird blass.
»Die Hinrichtung wird heute in einer Woche vollzogen.«
63. Kapitel
D
er Wind weht direkt in Idas Gesicht, dröhnt in ihren Ohren. Sie kneift die Augen noch fester zu. Vermutlich fühlt es sich ungefähr genauso an, in zehntausend Metern Höhe aus einem Flugzeug geworfen zu werden.
Plötzlich flaut der Wind ab, verschwindet ganz. Die Welt erscheint unnatürlich still, bis sich jemand räuspert.
Vorsichtig öffnet Ida die Augen. Sie steht jetzt auf der anderen Seite des Zirkels. Schaut zu Minoo. Zum Körper, in dem sie sich eben noch befand. Ida lässt die Hände der anderen los. Sie schaut an sich herunter. Jetzt, wo sie drei Tage lang in einem fremden Körper gelebt hat, wird ihr bewusst, wie vertraut ihr der eigene ist. Er ist so …
ihrer
. Es gibt kein Wort, um das zu beschreiben, warum auch? So was ist schließlich nur in ihrem gestörten Leben nötig.
»Es hat geklappt«, sagt Minoo und klingt genauso erleichtert, wie Ida sich fühlt. »Oder? Ist jede wieder sie selbst?«
Die anderen nicken. Ida mustert sie in dem schwachen Licht der Taschenlampe, die auf der Bühne liegt. Linnéa angelt sich ihre Zigaretten aus dem Stiefelschaft und steckt sich eine an. Vanessa tufft ihre Haare auf. Anna-Karin knöpft den Dufflecoat über dem schwarzen Kostüm zu, sehnt sich anscheinend nach ihrem Trainingsanzug.
Es herrscht kein Zweifel, dass sie alle wieder da sind, wo sie hingehören.
Könnt ihr mich hören? Es funktioniert wieder, oder?
Linnéa schaut fragend in die Runde.
Vanessa antwortet, indem sie sich unsichtbar macht und wiederauftaucht.
»Unsere Kräfte sind zurück«, sagt sie. »Und ich habe den Eindruck, es ist einfacher geworden, sie zu benutzen.«
»Wir werden sie brauchen«, sagt Minoo. »Wir müssen Adriana helfen.«
Ida sieht vor sich, wie die Wachmänner Adriana aus dem Saal geführt haben. Sie zitterte so sehr, dass sie kaum gehen konnte.
Ida konnte den Rat noch nie sonderlich leiden, aber jetzt
hasst
sie ihn. Ekelhafter Alexander, der seine eigene Schwester ausliefert und einen armen Raben umbringt. Ekelhafter Viktor. Ekelhaftes Richterweib.
Es war ja wohl nicht die Sache des Rats zu entscheiden, ob Ida auserwählt ist oder nicht, verdammt noch mal.
»Aber wie?«, sagt sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, was wir tun können. Und sie werden doch garantiert darauf vorbereitet sein, dass wir es versuchen werden.«
»Das spielt keine Rolle. Wir müssen uns etwas einfallen lassen«, sagt Anna-Karin. »Sie hat sich für uns geopfert.«
»Das finde ich auch«, sagt Linnéa. »Wir müssen etwas unternehmen. Uns bleibt eine Woche, um das Problem zu lösen. Im Augenblick gibt es allerdings Dringlicheres. Ich fürchte, ich kenne zwei weitere Leute, die auf der Malmgren’schen Todesliste stehen.« Sie schaut zu Vanessa. »Wille und Jonte.«
Vanessa sieht aus, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen.
»Warum ausgerechnet die beiden?«, fragt Anna-Karin.
»Weil sie Elias Drogen verkauft haben«, sagt Vanessa schwach.
»Okay«, sagt Minoo. »Wir müssen sie warnen. Aber erst müssen wir alles durchgehen, was in den letzten Tagen passiert ist. Damit wir wissen, was uns in unseren Leben erwartet.«
»Mein Großvater hat mir von einem Traum erzählt«, sagt Anna-Karin plötzlich. »Darin ist er einem Mädchen begegnet, das vor Hunderten von Jahren lebte. Sie steckte zwischen den Welten fest. Ihr wisst, wen ich meine, oder? Sie sagte ihm, es wäre wichtig, dass wir uns endlich gegenseitig vertrauen und unsere Geheimnisse miteinander teilen, um dem Gesegneten der Dämonen entgegentreten zu können.«
Anna-Karin spricht so leise, dass Ida sich nach vorne beugen muss, um überhaupt etwas zu verstehen.
»Und vielleicht war der Körpertausch
auch
dazu gedacht«, fährt sie
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