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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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das Urteil verkünden«, sagt sie.

    Alle stehen auf, als die fünf Richter den Saal betreten und zu ihren Plätzen schreiten. Die Hauptrichterin trägt heute ein schwarzes Kostüm mit schwarzer Bluse. Anna-Karin muss an den Tod denken.
    »Wir haben soeben die Mitteilung erhalten, dass die Anklageseite eine letzte Befragung durchführen will«, sagt die Richterin und gibt allen Versammelten das Zeichen, sich zu setzen. »Wir haben beschlossen, das Verhör zuzulassen.«
    Anna-Karin schaut zum Tisch der Anklage. Alexander ist alleine. Viktor ist nirgends zu sehen.
    »Hohes Gericht«, sagt Adriana und steht auf. »Die Verteidigung wurde darüber nicht informiert …«
    Aber die alte Frau bringt sie mit einem Blick zum Schweigen.
    »Das Anliegen ist so ernster Natur, dass wir kein Urteil fällen können, solange nicht alles gründlich untersucht wurde«, sagt sie und wendet sich an Alexander. »Bitte sehr.«
    Alexander steht auf.
    »Danke, Hohes Gericht«, sagt er. »Ich rufe Adriana Lopez erneut in den Zeugenstand.«
    Die Auserwählten schauen sich an. Aber Adriana zeigt kein Zeichen von Unruhe, als sie aufsteht, nach vorne geht und sich auf den Stuhl setzt.
    »Adriana Lopez«, beginnt Alexander, aber er sieht sie nicht an.
    Stattdessen wendet er sich an die Zuschauer. Und Anna-Karin bekommt Angst. Alexander hat sein Selbstvertrauen zurückgewonnen.
    »Gestern hast du behauptet, dem Rat gegenüber loyal zu sein. Hältst du an dieser Aussage fest?«
    »Natürlich«, sagt Adriana.
    »Du hast ebenfalls geschworen, du würdest die Wahrheit sagen. Aber hast du das wirklich getan?«
    »Ja.«
    Alexander nickt den Wachmännern zu und sie öffnen die Tür.
    Viktor tritt in den Saal. Er trägt einen Vogelkäfig. Schwarze Flügel schlagen hart gegen das Gitter und jeder Flügelschlag in dem viel zu engen Käfig versetzt Anna-Karin einen Stich. Sie will auch fliehen.
    Wie hypnotisiert starrt Adriana Viktor und den Vogel an.
    »Du hast alle kompromittierenden Erinnerungen in deinem Familiaris abgelegt«, sagt Alexander. »Nur deshalb konntest du das Gericht gestern belügen, nicht wahr?«
    »Ich werde darauf nicht antworten.«
    »Das ist auch nicht nötig«, sagt Alexander.
    Er gibt Viktor ein Zeichen, der den Käfig auf den Boden stellt und ihn aufmacht.
    Der Rabe krächzt zornig, als Viktor in den Käfig greift und den Körper des Vogels schließlich mit einer Hand zu fassen bekommt. Mit der anderen Hand packt er den Schnabel und zieht den Raben heraus. Er muss den Kopf wegdrehen, als der Rabe die Flügel ausbreitet und wild in der Luft flattert.
    Alexander übernimmt den Raben und packt seinen Kopf.
    »Bitte, tu das nicht«, sagt Adriana gequält und Anna-Karin schaut auf den Tisch.
    Sie weiß ja, dass Alexander es tun wird.
    Und er tut es.
    Ein harter, knackender Laut. Ein Reißen. Es dauert, bis die Flügel aufhören zu schlagen. Dann ist alles still. Anna-Karin unterdrückt ein Würgen, schluckt mehrere Male.
    Sie hebt den Blick und sieht, wie Alexander den toten Raben an Viktor übergibt. Angespannt legt er den Vogelkörper zurück in den Käfig.
    »Dann versuchen wir es noch mal«, sagt Alexander. »Adriana Lopez. Bist du in allem, was du getan hast, seit du damals nach Engelsfors gekommen bist, dem Rat gegenüber loyal gewesen?«
    Anna-Karin schaut in Adrianas Gesicht. Sieht das fast unmerkliche Flattern ihres Augenlides.
    »Ja«, sagt Adriana.
    Ihr Kopf wird nach hinten geschleudert. Ein schwaches Wimmern, das tief unten im Hals beginnt, dringt aus ihrem Mund. Sie beißt die Zähne zusammen. Fängt an zu hyperventilieren.
    Es ist unerträglich und trotzdem kann Anna-Karin den Blick nicht von Adriana abwenden. Sie hat das Gefühl, ihr das schuldig zu sein, sie muss zusehen.
Sie
ist dafür verantwortlich, dass Adriana gequält wird.
    »Nein!«, schreit Adriana schließlich. »Nein!«
    Und ihr Körper sackt in sich zusammen.
    »Wärst du so freundlich und würdest deine Antwort etwas deutlicher ausführen?«, sagt Alexander.
    Adriana sieht ihn an. Ein Blutstropfen rinnt langsam aus ihrem Nasenloch bis zur Oberlippe.
    »Nein, ich war dem Rat gegenüber nicht loyal.«
    Die Richter strecken sich auf ihren Stühlen.
    »Hast du zugelassen, dass die Auserwählten auf eigene Faust Magie ausüben?«, fragt Alexander.
    »Nein.«
    Wieder wird Adrianas Kopf nach hinten geschleudert. Ihr Rücken krümmt sich in Krämpfen und sie schreit vor Schmerz laut auf. Ihr eigenes Element wird gegen sie verwendet, sie muss das Gefühl haben zu

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