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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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bloß ein paar Monate vergangen.
    Aber der Blick der dunkelbraunen Augen ist noch derselbe. Auch ein paar ausgeblichene blaue Strähnen sind noch da, hängen leblos um das ausgemergelte Gesicht.
    »Olivia«, sagt Linnéa.
    Olivia lacht. Dort, wo ein Eckzahn sitzen sollte, klafft eine Lücke.
    »Ja, jedenfalls bin ich nicht Rickard Johnsson«, sagt Olivia. »Aber mal im Ernst. Habt ihr das wirklich gedacht?«
    Ihre Haut wirkt sogar unter dem weißen Puder grau. Linnéas Blick fällt auf das Amulett, das auf dem schwarzen Top glänzt.
    »Denk nicht mal daran«, sagt Olivia und zieht den Reißverschluss ihrer Kapuzenjacke zu. »Du weißt, was mit den anderen passiert, wenn du es versuchst.«
    »Mach mit mir, was du willst, aber lass sie laufen«, sagt Linnéa.
    Olivia seufzt.
    »Gott, bist du paranoid. Ich will dir doch nichts tun. Ich habe dich hergeholt, um dir zu sagen, wie es jetzt weitergeht.«
    »Okay. Ich bin da. Erzähl.«
    »Elias kommt zurück.«
    Linnéa starrt sie an. Sie hat alles erwartet. Aber nicht das.
    »Das ist unmöglich«, sagt sie.
    »Ist es nicht«, sagt Olivia. »Er kommt schon heute Abend.«
    Linnéa schaut zu der Kabine, in der sie Elias’ toten Körper gefunden haben. Das Blut. Die Spiegelscherben. Seine schönen Augen, die nie mehr etwas sehen werden.
    »Das ist unmöglich«, sagt sie noch einmal.
    »Nicht für mich«, sagt Olivia feierlich und sieht Linnéa erwartungsvoll an. »Ich bin Die Auserwählte.«

    »Wer bist du?«
    Minoo öffnet die Augen und begegnet Adrianas Blick. Nicht die Spur eines Erkennens. Minoo hat es versucht und geschafft. Das ist ein unbehagliches Gefühl.
    »Erkennen Sie mich wirklich nicht?«, sagt Minoo.
    Adriana setzt sich langsam in ihrem Bett auf.
    »Ich weiß nicht … Ich … Nein. Ich kenne dich nicht. Es tut mir wirklich leid …«
    Sie sieht aus, als wäre es ihr peinlich, aber zugleich hat sie Angst.
    Minoo steht auf. Ihr wird schwindelig, als ihr Adrianas Erinnerungen durch den Kopf schießen. Simon. Max. Rebecka.
    Das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, unverwundbar zu sein, ist definitiv verschwunden.
    »Ich fühle mich so komisch …«, sagt Adriana. »Habe ich geschlafen?«
    Sie blickt an ihren Kleidern hinunter, streicht mit den Händen über ihren zerknitterten Rock.
    Minoo schaut sie besorgt an. Sie muss so schnell wie möglich in die Schule, aber kann sie Adriana in diesem Zustand alleine lassen? Kann sie ihr etwas sagen, um sie zu beruhigen? Dass sie einen Gedächtnisverlust hat? So etwas zu erfahren, ist vielleicht nicht sonderlich beruhigend, aber doch zumindest eine Erklärung.
    »Adriana …«, setzt sie an, aber da geht die Tür auf.
    Minoo dreht sich um. Vor ihr steht Alexander.

    »Ich habe es letzten Sommer erfahren«, sagt Olivia. »Ich bin die Einzige, die die Apokalypse aufhalten kann.«
    Linnéa hat das Gefühl, sich selbst im Zerrspiegel zu sehen. Nur dass es nichts zu lachen gibt.
    »Wer sagt das?«, fragt sie.
    Olivias Lächeln wird noch breiter, und Linnéa fällt auf, dass ihr zwei weitere Zähne fehlen.
    »Elias.«
    Linnéa würde ihr gerne glauben. Nur für einen Augenblick. Aber sie weiß ja, wer die sind, die sich als Elias ausgegeben haben.
    »Er hat in meinen Träumen mit mir geredet«, fährt Olivia fort. »Erst konnte ich nicht glauben, dass er es ist. Aber er hat mir Dinge erzählt, die nur Elias wissen kann.«
    Linnéa erinnert sich an Max, der im Speisesaal vor ihr stand und so tat, als wäre er Elias. Er wusste alles über ihn. Details, von denen niemand sonst eine Ahnung haben konnte.
    »Das war nicht Elias«, sagt Linnéa. »Die Dämonen …«
    »Bist du schwer von Begriff? Wir werden die Dämonen
aufhalten
. Elias und ich. Und du. Wenn du willst.«
    »Du verstehst nicht …«
    »Nein, du bist es, die nicht versteht! Als Elias mir sagte, dass ich Die Auserwählte bin … Es war, als hätte ich es schon mein Leben lang gewusst. Ich habe immer gespürt, dass ich anders bin. Als wäre ich im falschen Leben gefangen.«
    »Jeder fühlt sich manchmal so«, sagt Linnéa. »Das heißt doch nicht, dass es wirklich so ist.«
    »Warum kannst du mir nicht einfach glauben?«, schreit Olivia und ihre Stimme hallt zwischen den Kacheln. »Du hast mir nie geglaubt. Du hast mich nie ernst genommen!«
    Linnéa kann ihr nicht widersprechen. Was Olivia sagt, stimmt.
    »Manchmal war ich fast neidisch auf dich«, fährt Olivia fort. »Darauf, was mit deiner Mutter passiert ist, auf deinen Vater …«
    »Neidisch?«, Linnéa spuckt

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