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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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versteckt. Hofft, dass sie das hier nicht mit anhören muss.
    »Ich glaube, viele von euch wissen genau, was ich meine«, fährt Erik fort. »Ich bin nicht der Einzige, der von einem Menschen enttäuscht wurde, von dem er dachte, er stünde ihm nah.«
    Vanessa hört ein vertrautes Schniefen, und ihr Blick fällt auf ein dunkelhaariges Mädchen, das mit dem Rücken zu ihr steht. Ihr Freund streichelt ihr tröstend über die nackten Schultern.
    Michelle und Mehmet.
    »Vergesst diese Gefühle«, sagt Erik. »Konzentriert euch auf eure Ziele. Und wer weiß, vielleicht begreifen es die anderen eines Tages doch und schließen zu uns auf. Bis es so weit ist, haben wir uns. Jeder hier in diesem Raum ist mein Freund.«
    Hunderte von Köpfen nicken zustimmend und Michelles ist einer davon.
    Vanessa muss wegschauen.
    Rickard setzt seine Brille wieder auf. Vanessa konzentriert sich auf sein Amulett. Wenn sie nur schafft, ihm die Kette abzunehmen, ist der ganze Spuk hier vorbei.

    In dem dunklen Duschraum riecht es nach feuchtem Schimmel und Shampooresten.
    Linnéa kann die schattengleichen Umrisse der anderen kaum ausmachen. Ida sitzt zusammengekauert auf dem Boden. Anna-Karin steht daneben. Linnéa kann ihr Gesicht nicht sehen, aber sie weiß, dass Anna-Karins Augen geschlossen sind. Sie ist bei ihrem Fuchs.
    In der Turnhalle singt Erik immer noch sein Loblied auf Positives Engelsfors.
    Linnéa wünschte, ihr Herz würde nicht rasen, nur weil sie seine Stimme hört. Sie wünschte, er hätte nicht die Macht, ihr Angst einzujagen.
    »Ich hasse ihn«, flüstert Ida.
    »Da bist du nicht die Einzige«, sagt Linnéa leise und schaut zu Anna-Karin. »Hat Vanessa es schon getan?«
    »Nein. Es sind zu viele Leute. Es ist schwierig für sie, vorwärtszukommen.«
    Linnéa ist froh, dass Tiere Vanessa auch dann sehen können, wenn sie unsichtbar ist. Aber sie hat furchtbare Angst, dass ein anderer in der Turnhalle vielleicht dasselbe kann.
    Nervös trommelt sie mit den Fingerspitzen an die Wand.
    Linnéa.
    Linnéa schaut in Idas und Anna-Karins Richtung. Aber dann wird ihr klar, dass diese Stimme keiner von beiden gehört. Es ist die Stimme einer Fremden. In ihrem Kopf.
    Kein Wort zu den anderen.
    Linnéa öffnet den Mund, aber die Gedanken der anderen Stimme kommen ihr zuvor.
    Sonst bringe ich Vanessa um. Ich weiß, dass sie in der Turnhalle ist. Und ich weiß, wo ihr seid.
    Linnéa klappt den Mund wieder zu. Schaltet alle Gefühle aus. Sie muss einen kühlen Kopf bewahren, darf nicht impulsiv handeln.
    Gut.
    Und mit einem Mal erkennt sie die Stimme. Glaubt sie zumindest. Aber ist das wirklich möglich?
    Michelle?,
fragt sie.
Bist du das?
    Für einen Moment bleibt es still.
    Nicht mehr
.
    Eine ganz andere Stimme. Und dieses Mal zweifelt Linnéa keine Sekunde. Dafür kennt sie Backmans Gedanken viel zu gut.
    Ich bin alle.
    Diese Stimme kommt ihr nur vage bekannt vor.
    Rickard? Machst du das hier?
    Ein Lachen.
    Und Linnéa versteht. Er kann zwischen den Köpfen hin und her springen, kann fremde Gedanken zu ihr lenken.
    Ich kontrolliere alle hier
, fährt Rickards Stimme fort.
Wenn ich es will, töten sie euch.
    »Linnéa?«, flüstert Anna-Karin. »Vanessa steht nur da. Kannst du sie fragen, ob wir ihr irgendwie helfen können?«
    »Warte kurz«, sagt Linnéa und versucht, ihre Stimme, fest klingen zu lassen.
    Sag, was ich tun soll
, denkt sie.
    Denk dir einen Grund aus, warum du weggehen musst. Achte darauf, dass die anderen dir nicht folgen
.
    »Vanessa ruft mich«, sagt Linnéa. »Ich muss etwas erledigen.«
    »Wir kommen mit«, flüstert Anna-Karin.
    »Nein«, entgegnet Linnéa leise. »Sie sagt, ich soll alleine kommen. Wartet hier.«
    »Okay«, sagt Anna-Karin unsicher.
    Gut. Komm.
    Linnéa geht in den Umkleideraum. Das grelle Licht glänzt in den Haken, die rundum an der Wand befestigt sind.
    Sie würde Vanessa gerne einen warnenden Gedanken schicken, aber sie traut sich nicht. Es würde sie womöglich nur in noch größere Gefahr bringen.
    Sie kann nur hoffen, dass Vanessa es entgegen aller Wahrscheinlichkeit rechtzeitig schafft, und alle Götter, an die sie nicht glaubt, anflehen, ihr dabei zu helfen.

72. Kapitel
    V
anessa bewegt sich langsam auf Rickard zu. Seine Aufmerksamkeit ist voll und ganz auf die Bühne gerichtet, wo Erik immer noch spricht. Er kann sich endlos in seinen PE -Klischees verlieren.
    »Wir sind viele und wir werden jeden Tag mehr«, sagt er. »Unsere Reise hat gerade erst begonnen!«
    Wieder bricht Jubel aus.

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