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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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schneller, als ich zu hoffen gewagt hätte.«
    »Wie geht es ihr?«, fragte Minoo.
    »Sie ist immer noch verwirrt. Aber unsere Ärzte haben ihr eine Diagnose gegeben, die ihren Gedächtnisverlust erklärt. Sie wird sich erholen.«
    Es war eine kleine Erleichterung, das zu hören. Gleichzeitig fragte sich Minoo, was die Ärzte des Rats wohl über die Sache wussten.
    »Wird sie hierbleiben?«
    »Bis auf Weiteres ja«, sagte Viktor. »Und dasselbe gilt für uns.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. Er fingerte am Blinkerhebel herum. Wich ihrem Blick aus.
    »Wieso denn?«, fragte sie. »Ich dachte, ihr hättet entschieden, dass alles hier in Engelsfors nur heiße Luft ist?«
    Viktor antwortete nicht.
    »Was glaubst du selbst?«, fragte Minoo. »Glaubst du, dass wir die Auserwählten sind?«
    »Ich glaube, dass du etwas Besonderes bist, Minoo«, sagte er und lächelte.
    Da war es, als säße der alte Viktor neben ihr. Der, der versuchte, sie mit seinen Spielchen einzuwickeln.
    »Spar dir das«, sagte Minoo.
    Sein Lächeln erstarb.
    »Was habt ihr mit Olivia gemacht?«, fragte sie.
    »Ich kann das nicht mit einer Außenstehenden diskutieren.«
    »Was ist mit all dem, das du über den Rat gesagt hast?«
    »Dazu stehe ich. Aber wenn ich etwas verändern will, muss ich, so gut es geht, nach seinen Regeln spielen.«
    »Das heißt, du hältst dich wieder an die Befehle?«
    Viktor sah sie traurig an.
    »Ich kapiere nicht, wie jemand, der so intelligent ist, gleichzeitig so naiv sein kann«, sagte er. »Du denkst, alles wäre so einfach. Richtig oder falsch, gut oder böse. Aber das Ziel ist entscheidend und nicht, wie man es erreicht.«
    »Der Zweck heiligt die Mittel?«, sagte Minoo.
    »Wenn du es so ausdrücken willst, ja.«
    »Du irrst dich«, sagte sie.
    »Tu ich das? Denk an Adriana. Würdest du es
gut
nennen, ihr die Erinnerungen zu nehmen? Sie zu jemandem zu machen, der sie eigentlich nicht sein will?«
    »Es ging darum, ihr Leben zu retten …«
    »Exakt.«
    Seitdem verfolgen sie seine Worte. Und es gibt nur eine Sache, von der sie wirklich überzeugt ist: Nie wieder wird sie Viktor Ehrenskiöld vertrauen.
    »Minoo«, sagt Linnéa und fasst nach ihrem Mantelärmel.
    Ein Stück die Allee hinunter ist Erik aufgetaucht, den Arm um Julia gelegt.
    »Wie kann er es wagen, sich hier blicken zu lassen?«, murmelt Vanessa. »Wie kann er es wagen, überhaupt zu existieren?«
    Weil es so läuft, denkt Minoo. Es gibt keine kosmische Gerechtigkeit. Kein »Sünden strafen sich selbst«. Menschen wie Erik können weiter durchs Leben segeln, ganz egal, was sie getan haben. Vielleicht schläft er nachts schlecht. Vielleicht schläft er ausgezeichnet.
    Die Auserwählten sehen ihn schweigend an. Er bemerkt es, aber er schaut nicht in ihre Richtung. Will nicht oder wagt es nicht. Minoo hofft auf Letzteres. Und obwohl sie weiß, dass die Welt nicht so funktioniert, hofft sie, dass er eines Tages für alles, was er getan hat, bezahlen wird.
    Oder dass er wenigstens niemandem mehr schaden kann.
    Sie warten, bis Erik und Julia durch das Kirchenportal verschwunden sind.
    Sie schauen sich an.
    Es ist Zeit, reinzugehen.
    Es ist Zeit, Abschied zu nehmen.

77. Kapitel
    S
ie schaut zur Kirchendecke, die sich hoch über ihren Köpfen wölbt. Ihr wird schwindelig, wenn sie an die vielen Menschen denkt, die vor Hunderten von Jahren dort oben herumgeklettert sind, um das Gewölbe zu erbauen.
    Ein riesiges Ölgemälde, das Jesus am Kreuz zeigt, hängt über dem Altar. Mit traurigen Augen blickt er nach oben in einen dramatischen Himmel.
    Es sind so viele Leute da. Und alle tragen Schwarz.
    Linnéa und Vanessa kommen den Mittelgang entlang. Sie halten beide eine weiße Rose in der Hand. Sie schauen niemanden an, sondern schlüpfen in eine freie Bankreihe in der Mitte der Kirche. Linnéa ist kaum wiederzuerkennen, so normal sieht sie aus – ungeschminkt und in einem schlichten schwarzen Kleid.
    Minoo und Anna-Karin folgen ihnen, auch sie halten jeweils eine Rose und Anna-Karin trägt dasselbe Kostüm wie beim Prozess.
    Obwohl das ja eigentlich Vanessa war. So war es doch?
    Es ist schwer, die Erinnerungen zu ordnen, wenn man träumt. Man kann sich auf nichts verlassen. Manchmal glaubt man, sich an Dinge zu erinnern, die gar nicht passiert sind, die vielleicht nur das Abbild eines Traums sind, den man früher schon geträumt hat.
    Und dann kommt Gustaf.
    Sie rennt zu ihm, geht neben ihm den Mittelgang entlang.
    »Wo warst du denn plötzlich?«, fragt sie.

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