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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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entsetzliche Angst vor dem Rat.
    »Ich weiß, dass du es schwer gehabt hast«, sagt Helena, unverändert freundlich. »Aber du kannst diese Zeit auch als Chance für ein neues Leben begreifen. Für eine neue, spannende Karriere.«
    Anna-Karin wirft Helena einen dankbaren Blick zu. Sie sagt genau das, was ihre Mutter hören muss.
    »Mit meinem schlimmen Rücken finde ich ja nicht mal einen Job.«
    Mama klingt aggressiv. Aber Helena lässt sich nicht abschrecken.
    »Das sind genau die Dinge, mit denen wir uns bei PE gegenseitig unterstützen«, sagt sie und beugt sich ein kleines Stück näher zu ihr, schnüffelt ein wenig. »Und gegen das Rauchen können wir auch was unternehmen.«
    Sie zwinkert wieder.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagt Mama und zieht Anna-Karin mit sich weg.
    »Kommt wieder, wann immer ihr Lust habt!«, sagt Helena. »Unsere Türen und Arme stehen euch immer offen!«
    Mama stürmt nach draußen, boxt sich mit den Ellenbogen durch die Menge auf dem Bürgersteig und überquert die Straße mit energischen Schritten.
    »Es geht niemanden etwas an, wie ich mein Leben lebe«, murmelt sie wütend, drückt entschlossen die Tür auf und geht ins Haus. »Sie hat leicht reden …«
    »Leicht?«,
schreit Anna-Karin, sodass es durchs Treppenhaus hallt. Mit einem Knall schlägt sie die Haustür hinter sich zu. »Elias ist gestorben. Helenas
Sohn
ist tot! Und trotzdem versucht sie,
dir
zu helfen!«
    Schließlich ist ihr Zorn doch übergekocht. Mama schaut sie erschrocken an.
    »Du bist nicht weltweit am schlimmsten dran, auch wenn du das gerne so hättest«, sagt Anna-Karin.
    »Du hast keine Ahnung, wie es mir ergangen ist.«
    »Und ob ich eine Ahnung habe«, sagt Anna-Karin. »Mir ergeht es nämlich haargenauso. Und das wusstest du die ganze Zeit. Aber es ist dir einfach egal, du tust dir lieber selbst leid!«
    »Ach ja? Dann bin ich jetzt also auch noch eine schlechte Mutter? Vielen Dank, Anna-Karin. Danke, dass du noch nachtrittst, obwohl ich schon am Boden liege.«
    Anna-Karin kennt diese Taktik. Jedes Mal, wenn man ihrer Mutter gegenüber auch nur den leisesten Hauch von Kritik äußert, verhält sie sich so. Macht einem ein schlechtes Gewissen, bis man alles zurücknimmt. Und obwohl man die Strategie durchschaut, funktioniert sie.
    Aber dieses Mal nicht.
    »Such dir Hilfe«, sagt Anna-Karin und lässt die Tüten fallen. Konservendosen und Limonadenflaschen rollen über den Boden.
    Sie geht aus der Tür und dreht sich erst wieder um, als sie ein ganzes Stück die Straße hinunter ist. Ihre Mutter ist ihr weder an die Haustür gefolgt noch an einem der Fenster zu sehen.
    Vor dem Zentrum für ein Positives Engelsfors steht Helena. Sie ist von einer Menschentraube umgeben, aber sie schaut geradewegs zu Anna-Karin und lächelt sie warmherzig an.
    Anna-Karin will Helenas Lächeln erwidern, aber da kommt Krister Malmgren, Helenas Mann, und legt einen Arm um seine Frau. »Der Herr Wichtig persönlich«, wie Mama ihn gerne nennt. Er sagt etwas zu Helena und gemeinsam gehen sie ins Haus.

28. Kapitel
    V
anessa fliegt.
    Sie schwebt durch die Luft, höher und höher. Sie weiß, dass irgendwo dort unten in der Tiefe der Boden ist, dass sie stirbt, wenn sie jetzt abstürzt, aber sie hat keine Angst. Sie fliegt weiter. Nach oben, nach oben, nach oben.
    Sie durchquert eine Wolke. Wie im Nebel. Auf der anderen Seite ist der Himmel wieder klar und blau.
    Sie lässt ihren Körper im sanften Wind treiben. Sie muss nur das Gewicht in die richtige Richtung verlagern, dann trägt er sie, wohin sie will. Fliegen ist so
einfach
. Warum hat sie das nicht schon viel früher gemerkt?
    Sie sieht tief unter sich den dunklen Wald. Die Sonne glitzert auf der Oberfläche der überfluteten Grubenlöcher und nicht weit dahinter entdeckt sie das spitze Dach des Tanzpavillons.
    Vanessa hebt den Blick und sieht das Schulgebäude am Horizont.
    Der Wind lässt sie fallen.
    Es fühlt sich an wie eine Bruchlandung in die Wirklichkeit, als sie in ihrem Bett aufwacht. Und dann brechen die Erinnerungen der Nacht wie eine Lawine über sie herein und begraben sie unter sich.

    »Du siehst echt scheiße aus«, sagt Linnéa und lächelt, als sie ihr die Tür aufmacht.
    »Ich bin verkatert«, stöhnt Vanessa.
    Sie geht ins Wohnzimmer und lässt sich auf Linnéas Sofa fallen. Der zerschlissene Samtbezug fühlt sich weich an den nackten Beinen an.
    Auf dem Couchtisch liegt ein Berg aus schwarzem Tüll. Linnéa nimmt ihn weg und verschwindet damit in ihr

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