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Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition)

Titel: Feuer (Engelsfors-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mats Strandberg
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nicht«, sagt sie, aber sie erträgt jetzt keine Wiederholung der Szene von heute Morgen im Auto. Sie wechselt das Thema. »Wusstest du, dass PE neuerdings mit unserer Schule zusammenarbeitet?«
    Papa richtet sich auf und sieht Minoo so intensiv an, dass jemand, der ihn nicht kennt, meinen könnte, er wäre wütend.
    »Nein«, sagt er. »Wo hast du das gehört?«
    »Heute war Vollversammlung in der Aula. Tommy Ekberg hat stellvertretend die Schulleitung übernommen und uns die neue ›positive‹ Ausrichtung des Gymnasiums vorgestellt. Danach hat Helena eine Rede gehalten und alle aufgefordert, das Zentrum zu besuchen.«
    Jetzt sieht ihr Vater wirklich wütend aus.
    »Herrgott noch mal, das ist immer noch eine staatliche Schule.«
    »Sie ist mit Krister Malmgren verheiratet, also kann sie vermutlich machen, was sie will«, sagt Minoo. »Denkst du, sie ist dafür verantwortlich, dass Adriana Lopez gefeuert wurde? Als Rache dafür, was mit Elias passiert ist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Papa mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber ich werde das ganz sicher nicht auf sich beruhen lassen.«

    Anna-Karin will nicht nach Hause, aber sie weiß auch nicht, wohin sie sonst gehen soll. Sie traut sich nicht mehr, im Wald Zuflucht zu suchen. Und es ist zu spät, um bei Großvater vorbeizuschauen. Nicht mal mehr Nicolaus’ Wohnung ist sicher. Und das ist allein ihre Schuld. Sie hätte den Farn mit nach Hause nehmen sollen.
    Sie weiß nicht, wie lange sie schon durch die kleinen Straßen von Engelsfors geistert, aber es ist dunkel, und langsam bekommt sie Hunger. Früher oder später muss sie nach Hause. Seit dem Streit gestern Abend hat sie kein Wort mehr mit ihrer Mutter gewechselt. Allein der Gedanke daran, in der Wohnung zu sein, löst in ihr Beklemmungen aus.
    Als sie den Storvallsplatz überquert, entdeckt sie Minoo, die unter dem blauen Neonschild der
Engelsfors Nachrichten
steht.
    »Hi«, ruft Minoo und winkt.
    »Hi«, sagt Anna-Karin. »Hast du deinen Vater besucht?«
    Minoo nickt.
    »Er holt nur schnell das Auto. Sollen wir dich nach Hause fahren?«
    »Nein, danke«, sagt Anna-Karin.
    Sie will Minoos Vater lieber nicht begegnen. Das steife Aufeinandertreffen letzten Winter hat ihr gereicht.
    »Ich wohne doch ganz in der Nähe«, fügt sie hinzu und schaut auf den Boden.
    »Wie geht es dir?«, fragt Minoo.
    Anna-Karin studiert das Kopfsteinpflaster des Platzes.
    »So lala«, murmelt sie.
    Sie schweigen eine Weile. Ein paar Dohlen fliegen über ihre Köpfe hinweg. Sie krächzen gellend.
    »Ich habe doch erzählt, dass Mama und ich in diesem Positives-Engelsfors-Zentrum waren«, sagt Anna-Karin. »Meine Mutter … Sie scheint alles in ihrem Leben zu hassen, aber sie unternimmt einfach nichts dagegen. Sie geht ja kaum vor die Tür. Und dann hat Helena genau das gesagt, was mal gesagt werden musste. Aber sie wollte nicht zuhören. Und es ist so …«
    Anna-Karin verstummt. Sie ist nah daran zuzugeben, welche Sorgen sie sich um ihre finanzielle Situation macht, aber es ist zu demütigend.
    »Ich verstehe es nicht«, sagt sie stattdessen. »Ich habe alles Mögliche unternommen, aber sie will sich einfach nicht ändern. Das war der Grund, warum ich im Herbst versucht habe, … ihr zu helfen.«
    Schließlich hebt sie doch den Blick. Minoo hat die Arme verschränkt, als würde sie in ihrem dunkelblauen Pullover frieren.
    »Okay, es ist nicht ganz dasselbe«, sagt sie. »Aber mein Vater ist im Begriff, sich umzubringen. Mein Großvater ist an einem Herzinfarkt gestorben, als er so alt war wie Papa jetzt, aber der scheint sich für unsterblich zu halten. Er isst und isst, treibt überhaupt keinen Sport und hat megahohen Blutdruck, man muss ihn nur anschauen, um das zu erkennen. Meine Mutter und er streiten die ganze Zeit, und ich glaube, sie wollen sich scheiden lassen.«
    Minoo ist fast ein bisschen außer Atem, als sie eine Pause macht.
    »Entschuldige«, sagt sie dann. »Du hast gerade von deinen Problemen erzählt, und jetzt habe ich einfach angefangen, über meine zu reden.«
    »Ist schon okay. Es tut gut zu hören, dass andere auch Probleme haben.«
    »Wir sollten eine Alternative zu Positives Engelsfors ins Leben rufen«, sagt Minoo. »Negatives Engelsfors! Triff Leute, denen es schlechter geht als dir, und fühl dich besser.«
    Sie lachen.
    Ein Auto hält neben ihnen. Anna-Karin wirft einen kurzen Blick durch die Scheibe und erkennt Minoos Vater hinter dem Lenkrad. Er hört laut die Radionachrichten. Die ruhige

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