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Feuer (German Edition)

Feuer (German Edition)

Titel: Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele d'Annunzio
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Ewigkeit
Wärst du verdammt mit mir
Für eine Stunde
Vergessens meiner Sendung
In deines Arms Umfangen!‹ –
     
    Und Kundrys wilde Ekstase:
›So war es mein Kuß,
Der welt-hellsichtig dich machte?
Mein volles Liebes-Umfangen
Läßt dich dann Gottheit erlangen!
... Laß mich dich Göttlichen lieben,
Erlösung gabst du dann mir.‹
     
    Und der letzte Kraftaufwand ihres dämonischen Wollens, der äußerste Versuch der Verführung, das wütende Flehen und Sichanbieten:
›Nur eine Stunde mein, –
Nur eine Stunde dein:
Und des Weges –
Sollst du geleitet sein!‹ –
     
    Weltverloren blickten sich Stelio und Perdita in die Augen; in einem Augenblick vermischten sie sich, besaßen und genossen sich und vergingen vor Wonne, wie auf einem Lager der Wollust und des Todes.
    Die Marangona, die größte Glocke von San Marco, klang in die Mitternacht. Und wie schon beim Abendläuten glaubten sie wieder das Dröhnen des Metalls in ihren Haarwurzeln zu spüren, wie ein Erschauern ihres eigenen Fleisches. Wieder glaubten sie, über ihre Häupter den ungeheuren Wirbelwind von Tönen dahinbrausen zu hören, aus dem sie plötzlich, von dem einstimmigen Gebet heraufbeschworen, die Erscheinung der trostspendenden Schönheit hatten auftauchen sehen. Alle Zauberbilder des Wassers, und das Hangen und Bangen des heimlichen Wunsches, das Sehnen, die Verheißung, das Auseinandergehen, und das Fest und das schreckensvolle Ungeheuer mit den zahllosen menschlichen Gesichtern, und der große Himmelsglobus, und der donnernde Beifall, und die Symphonie, und der Gesang, und die Wunder des Feuerwerks, die Fahrt durch den klingenden Kanal, das Lied von der kurzen Jugend, der Kampf und die stille Qual in der Gondel, der plötzliche Schatten auf den Geschicken der drei, das durch reiche Gedanken verschönte Gastmahl, die Verheißungen, Hoffnungen und stolzen Gefühle, alle Pulsschläge des starken Lebens erneuerten sich im gleichen Rhythmus in ihnen, beschleunigten sich und waren tausendfältig und waren einzig. Und sie hatten die Empfindung, als ob sie über alle menschlichen Grenzen hinaus gelebt hätten, und als hätten sie in diesem Augenblicke vor sich eine unbekannte Unendlichkeit, die sie in sich aufnehmen könnten, wie eine Quelle einen Ozean; denn sie schienen leer, da sie so viel gelebt hatten; sie dürsteten, da sie so viel getrunken hatten. Eine leidenschaftliche Vorstellung hatte sich ihrer reichen Seelen bemächtigt. Die eine glaubte, im Reichtume der andern ins maßlose zu wachsen. Verschwunden war die Jungfrau. Die Augen der verzweifelten und heimatlosen Frau wiederholten: »Mein volles Liebes-Umfangen – läßt sich dann Gottheit erlangen! – Laß mich dich Göttlichen lieben, – Erlösung gabst du dann mir. – Nur eine Stunde mein! – Nur eine Stunde dein!« –
    Und das Weihefestspiel entwickelte sich inzwischen weiter in der beredten Darstellung des Enthusiasten. Kundry, die wütende Versucherin, die Sklavin der Begierde, die Höllenrose, die Urteufelin, die Verfluchte, erschien jetzt am frühen Frühlingsmorgen; sie erschien demütig und bleich, im Kleide der Gralsbotin, das Haupt gebeugt, den Blick erloschen, mit rauher, abgebrochener Stimme nur das eine Wort hervorbringend: »Dienen ... dienen!« –
    Das Motiv der Einsamkeit, das Motiv der Demut und das Motiv der Reinigung bereiteten um ihre Unterwürfigkeit den Karfreitagszauber vor. Und nun nahte Parsifal, in schwarzer Waffenrüstung, mit geschlossenem Helme und gesenktem Speer, träumerisch zögernd. »Der Irrnis und der Leiden Pfade kam ich; – soll ich mich denen jetzt entwunden wähnen, – da dieses Waldes Rauschen wieder ich vernehme...« Hoffnung, Schmerz, Reue, Erinnerung, Verheißung, sehnsüchtiger Glaube an das Heil schienen aus geheimnisvoll heiligen Melodien die ideale Hülle zu weben, in die der Tor, der reine, der verheißene Held, ausersehen, die unheilbare Wunde zu schließen, sich hüllen sollte. »Werd' heut' ich zu Amfortas noch geleitet?« Er drohte, in den Armen des Alten ohnmächtig umzusinken. »Dienen – dienen!« – Das Motiv der Demut breitete sich im Orchester wieder aus, die ursprüngliche, heftig bewegte Figur besiegend. »Dienen!« Die treue Magd hat Wasser herbeigeholt, hat sich demütig und glühend vor Eifer niedergekniet und die geliebten Füße gewaschen. »Dienen!« Die treue Magd hat ein goldenes Fläschchen aus dem Busen gezogen und mit dem Balsam die geliebten Füße gesalbt, dann hat sie diese mit ihren schnell

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