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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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Haus meines Vaters.
    »Sie haben mich entführt. Sie halten mich gegen meinen Willen fest. Hier geschehen schlimme Dinge. Fahr los«, verlangte ich.
    Mein Vater hatte ihnen bereits berichtet, was nachts vorgefallen war. Nachdem ich ihm diese schrecklichen Dinge gesagt und darauf bestanden hatte, dass er das Zimmer verlässt, war er nach oben gegangen in ein Zimmer, wo er mich, ohne dass ich es wusste, durch dünne Wände kontrollieren konnte. Er hatte versucht, wach zu bleiben, war jedoch eingenickt. Als er hörte, wie ich versuchte auszubrechen, rannte er nach unten und fand mich verbarrikadiert im Bad. Eine Stunde hatte es gedauert, bis er mich überredet hatte herauszukommen und mich auf die Couch zu legen, wo er bis zur Morgendämmerung bei mir saß. Er hatte meine Mutter angerufen und sie waren sich einig, mich in ein Krankenhaus zu bringen. In einem Punkt jedoch blieben sie unerbittlich: Ich würde nicht in eine psychiatrische Klinik kommen.
    Allen fuhr mich direkt wieder zur Praxis von Dr. Bailey, ich saß, wieder einmal in mein Schicksal ergeben, auf dem Rücksitz.
    »Ihr EEG war völlig normal«, protestierte Bailey, während er meine Akte durchsah. »Das MRT ist normal, die Untersuchung ist normal, die Blutuntersuchung ist normal. Alles ist normal.«
    »Aber sie ist nicht normal«, blaffte meine Mutter, während ich still und höflich dasaß, meine Hände im Schoß gefaltet. Sie und Allen hatten einen Pakt geschlossen, sie würden Herrn Dr. Baileys Praxis nicht ohne meine Krankenhauseinweisung verlassen.
    »Lassen Sie es mich möglichst taktvoll ausdrücken«, sagte der Arzt. »Sie trinkt zu viel und zeigt die klassischen Symptome eines Alkoholentzugs.« Die Symptome passten: innere Unruhe, Depression, Erschöpfung, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Albträume, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Appetitverlust, Übelkeit oder Erbrechen, Verwirrung, Halluzinationen und Krampfanfälle. »Ich weiß, dass es für Sie schwer ist, dies über die eigene Tochter zu hören. Aber ich kann Ihnen wirklich nicht mehr sagen. Sie muss einfach die Medikamente weiter einnehmen und mit dem Feiern aufhören«, sagte er und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    »Alkoholentzug?« Meine Mutter fuchtelte mit einem rot linierten Blatt Papier herum, das sie vorbereitet hatte. »Das hier sind ihre Symptome: Krampfanfälle, Schlaflosigkeit, Verfolgungswahn, und das wird alles schlimmer. Seit über einer Woche hat sie überhaupt nichts getrunken. Sie muss stationär aufgenommen werden, und zwar jetzt. Nicht morgen. Jetzt.«
    Er schaute erst mich an, dann wieder sie. Er zweifelte nicht daran, recht zu haben, war jedoch nicht so dumm zu streiten. »Ich werde einige Telefonate führen und sehen, was ich tun kann. Aber ich muss noch einmal wiederholen: Mein Eindruck ist, dass es eine Reaktion auf übermäßigen Alkoholkonsum ist.«
    Er verließ das Sprechzimmer kurz und kam mit Neuigkeiten zurück. »Die NYU hat eine Station für eine 24-Stunden- EEG -Kontrolle. Wären Sie damit zufrieden?«
    »Ja«, sagte meine Mutter.
    »Sie haben gerade ein Bett frei. Ich weiß nicht, wie lange, daher würde ich Ihnen raten, sofort in die Klinik zu fahren.«
    »Großartig«, sagte sie, während sie nach ihrer Handtasche griff und ihre Papiere zusammenfaltete. »Wir fahren sofort hin.«
    Durch Drehtüren betraten wir die geschäftige, kürzlich umgestaltete Lobby des New York University Langone Medical Center. Krankenschwestern in grünen Kitteln eilten umher, gefolgt von Schwesternhelferinnen in lila Kitteln. Ärzte in weißen Labormänteln unterhielten sich an den Kreuzungen der Korridore, Patienten kamen vorbei, mit leerem Blick und schweigend, einige mit Verbänden, andere an Krücken, einige in Rollstühlen, wieder andere auf fahrbaren Tragen. Keinesfalls gehörte ich hierher .
    Wir fanden den Weg zur Patientenaufnahme, bestehend aus einer Gruppe von Stühlen um einen kleinen Schreibtisch, an dem eine Frau die Patienten durch die verschiedenen Korridore des riesigen Krankenhauses weiterschickte.
    »Ich will Kaffee«, sagte ich.
    Meine Mutter schaute mich gereizt an. »Wirklich? Jetzt? Na gut. Aber du kommst sofort zurück.« Ein Teil in meiner Mutter glaubte daran, dass mein altes, verantwortungsvolles Ich noch irgendwo vorhanden war, und sie vertraute einfach darauf, dass ich nicht abhauen würde. Zum Glück hatte sie dieses Mal recht.
    An einem kleinen Stand gleich nebenan wurden Kaffee und Gebäck verkauft. Ich wählte in aller Ruhe einen

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