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Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
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wenn ich hier ein paar Sachen zusammengepackt habe?«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Ich gehe hier aber nicht weg.«
    Papa und Giselle tauschten einen wissenden Blick aus, als seien sie auf einen solchen Ausbruch vorbereitet. Vermutlich hatte Mama sie gewarnt. Giselle stellte die Putzutensilien zusammen und ging die Treppe hinunter, um den aufkommenden Unstimmigkeiten zu entgehen.
    »Komm schon, Susannah, wir holen uns einen Kaffee. Ich werde ein Abendessen kochen. Es wird nett und ruhig. Komm einfach mit.«
    »Nein.«
    »Bitte. Würdest du es mir zuliebe tun?«, fragte er. Es dauerte eine halbe Stunde, bis ich schließlich einwilligte und ein bisschen Unterwäsche und andere saubere Klamotten zusammensuchte. Die Krankheit schien vorübergehend nachzulassen und die alte, vernünftige Susannah kurz zurückkehren zu lassen. Wir drei unterhielten uns, als wir zur U-Bahn-Station der 42th Street gingen. Die Ruhe hielt jedoch nicht lange an. Beim Überqueren der Ninth Avenue war die Paranoia wieder da. Mein Vater hat meine Schlüssel genommen. Ich habe keine Möglichkeit, wieder in meine Wohnung zurückzugehen. Ich bin seine Gefangene.
    »Nein. Nein. Nein!«, schrie ich mitten auf der Straße und blieb stehen, als die Ampel auf Grün schaltete. »Ich gehe nicht. Ich will nach Hause!« Ich spürte den festen Griff meines Vaters um meine Schultern, als er mich aus dem anfahrenden Verkehr schob. Ich kreischte weiter, während er ein Taxi heranwinkte. Als das Taxi anhielt, schob er mich hinein und Giselle stieg auf der anderen Seite ein, sodass ich zwischen beiden eingekeilt war. Sie waren entschlossen, einen weiteren Fluchtversuch zu verhindern.
    »Sie entführen mich. Rufen Sie die Polizei! Rufen Sie die Polizei! Sie nehmen mich gegen meinen Willen mit!«, rief ich dem Taxifahrer aus dem Mittleren Osten zu. Er schaute in seinen Rückspiegel, fuhr jedoch nicht los. »Lasst mich gehen. Ich rufe die Bullen!«
    »Aussteigen. Verlassen Sie mein Taxi. Jetzt sofort«, sagte der Fahrer.
    Mein Vater klopfte an die kugelsichere Trennscheibe und presste zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen heraus: »Besser, Sie fahren jetzt los, verdammt noch mal. Und wagen Sie es nicht anzuhalten.«
    Ich habe keine Vorstellung davon, was der Fahrer wohl gedacht haben mag, denn die ganze Situation muss sehr suspekt gewirkt haben, aber er gehorchte. Schon bald beschleunigte er und schlängelte sich durch den Verkehr auf der Brooklyn Bridge.
    »Ich rufe die Polizei, wenn ich hier aussteige. Ihr werdet schon sehen. Ihr werdet wegen Entführung festgenommen!«, schrie ich meinen Vater an. Der Fahrer sah uns im Rückspiegel argwöhnisch an.
    »Mach das«, antwortete mein Vater gemein. Giselle verhielt sich ruhig und schaute aus dem Fenster, als wolle sie die Szene verdrängen. Dann wurde die Stimme meines Vaters milder: »Warum tust du das? Warum tust du mir das an?« Ehrlich gesagt wusste ich das nicht. Aber ich war davon überzeugt, in seiner Obhut nicht sicher zu sein.
    Als wir bei ihrem Stadthaus in Brooklyn Heights ankamen, war ich zu erschöpft, um weiterzukämpfen. Ich war total fertig, was nicht überraschend war, denn ich hatte eine Woche lang weder etwas gegessen noch geschlafen. Nachdem wir im Haus waren, gingen Giselle und mein Vater in die Küche. Sie fingen an, mein Lieblingsessen zu kochen, Penne arrabiata, während ich im Wohnzimmer auf der Couch saß und verwirrt auf die Büsten von Abraham Lincoln und George Washington starrte, die meinem Vater gehörten. Das Haus meines Vaters ist eine Ode an die amerikanischen Kriege, angefüllt mit Antiquitäten und Devotionalien aus dem Zeitraum vom Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zum Zweiten Weltkrieg. Er nennt ein Vorzimmer, das das Arbeitszimmer vom Wohnzimmer trennt, sogar das »Kriegszimmer«. Dort bewahrt er Flinten aus dem Bürgerkrieg auf, M1 Garands, die vom Ersten Weltkrieg bis zum Vietnamkrieg genutzt wurden, Colt-Revolver aus dem 19. Jahrhundert, einen Säbel aus dem Unabhängigkeitskrieg und einen Soldatenhelm aus der gleichen Zeit. Vor der Scheidung hatte er die meisten Stücke in unserem Haus in Summit im Wohnzimmer aufgestellt, was während meiner Highschool-Jahre viele meiner Freunde abschreckte.
    Sie deckten den langen Holztisch und brachten ein dampfendes Essen in Rot, Grün und Gelb – Tomate, Basilikum, Käse und die Penne – in einer blauen Le-Creuset-Schüssel auf den Tisch. In der blutroten Tomatensoße glänzte der Pancetta unnatürlich. Ich verspürte den Drang,

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