Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Cappuccino und einen Joghurt.
    »Was hast du da am Mund?«, fragte meine Mutter, als ich zurückkam. »Und warum lächelst du so?«
    Der seltsame Geschmack von Schaum, eine Mischung aus Speichel und aufgeschäumter Milch auf meiner Oberlippe.
    Weiße Labormäntel.
    Der kalte Krankenhausboden.
    »Sie hat einen Anfall!« Die Stimme meiner Mutter hallte durch den weiten Korridor, während sich drei Ärzte über meinen zuckenden Körper beugten.
    +++
    Von da an habe ich nur noch sehr wenige Erinnerungsfetzen an die Zeit im Krankenhaus, und diese sind zumeist halluzinatorisch. Im Gegensatz zu der vorherigen Zeit schimmert nirgends mein zuverlässiges Ich durch, die Susannah, die ich in den bisherigen 24 Jahren gewesen war. Auch wenn ich in den letzten Wochen mein Ich immer mehr verloren hatte, war nun der Bruch zwischen meinem Bewusstsein und meinem Körper perfekt. Im Wesentlichen war ich nicht mehr da. Ich wünschte, ich könnte mein Verhalten und meine Motivationen während dieser Zeit verstehen, aber da war kein rationales Bewusstsein mehr am Werk, nichts, wozu ich damals oder heute einen Zugang hätte. Es war der Beginn meiner verlorenen Monate im Wahnsinn.

Teil 2
Die Uhr
    Welches Datum ist heute?
    Wie heißt der amerikanische Präsident?
    Wie groß ist die Gefahr, die von Ihnen ausgeht, auf einer Skala von 1 bis 10?
    Was bedeutet die Redewendung von den »Menschen, die im Glashaus leben«?
    Jede Sinfonie ist ein verschobener Suizid, richtig oder falsch?
    Sollte jede einzelne Schneeflocke für eine Lawine verantwortlich gemacht werden?
    Nennen Sie fünf Flüsse.
    Was, meinen Sie, werden Sie in zehn Minuten machen?
    Wie wäre es mit etwas sanfter Musik der Gruppe Thorazine?
    Wenn Sie eine halbe Stunde mit Ihrem Vater verbringen könnten, was würden Sie ihm sagen?
    Was sollten Sie tun, wenn ich einschlafe?
    Folgen Sie noch immer seinen riesigen Spuren?
    Was ist die Moral von »Mary hatte ein kleines Lamm«?
    Was ist mit seinem Mount-Everest-Schatten?
    Würden Sie Ihre Erziehung mit einer Krankheit vergleichen, die so selten ist, dass noch niemand daran gelitten hat, oder mit der absichtlichen Ausrottung indigener Bevölkerungsgruppen?
    Was ist rätselhafter, die Existenz von Leid oder dessen häufiges Fehlen?
    Sollte den Göttern des Himmels eine ungerade Zahl geopfert werden und denen der Unterwelt eine gerade Zahl oder umgekehrt?
    Würden Sie ein Land besuchen, in dem niemand spricht?
    Was würden Sie lieber anders gemacht haben?
    Warum sind Sie hier?
    Franz Wright , »Intake Interview« [Aufnahmegespräch], Wheeling Motel

Kapitel 15
Das Capgras-Syndrom

    Zweck der Konsultation (inklusive Diagnose zum Zeitpunkt der Überweisung): Psychose Mocell 90845/2972, W 212 375-8952 24 Jahre, BHF [Brasilianisches Hämorrhagisches Fieber], in der Vorgeschichte Melanom, stellt sich vor mit Taubheit in der linken Körperseite (seit einem Monat), 5 Krampfanfälle in den letzten 3 Tagen. Stimmungsschwankungen, zeitweise unpassende Affekte, tangential, glaubt, dass ihr Vater sich in andere Personen verwandelt, um ihr einen Streich zu spielen, unklar, ob Halluzinationen vorliegen. Patientin nahm vor der stationären Aufnahme Keppra ein, Behandlungsdauer unklar, setzte das Medikament selbst ab wegen Reizbarkeit. MRT 9. Feb. normal.

    I ch wurde am 23. März nachmittags aufgenommen, zehn Tage nach dem ersten Blackout beim Anschauen der PBS-Sendung mit Gwyneth Paltrow. Das NYU Langone Medical Center hat eine der größten Epilepsie-Abteilungen der Welt, das einzige freie Bett in der 18 Patienten fassenden Station war jedoch auf der Station für hochintensive Überwachung (AMU), in einem Vierbettzimmer für »Grid-Patienten«, für Menschen mit schwerer Epilepsie, denen Elektroden ins Gehirn implantiert werden müssen, damit die Klinik vor bestimmten operativen Behandlungen der Epilepsie die elektrische Aktivität aufzeichnen kann. Gelegentlich landen hier auch andere Patienten, so wie ich, aus Platzmangel. Das Zimmer hat eine eigene Krankenschwesterstation, von dem aus ein Teammitglied die Patienten rund um die Uhr überwacht. Über jedem Bett hängen zwei Kameras, die jeden Patienten auf diesem Stockwerk ständig überwachen, sodass das Krankenhaus Krampfanfälle sowohl physisch als auch anhand der elektrischen Evidenz der Anfälle erfassen kann. Nach der Entlassung eines Patienten wird das meiste Filmmaterial vernichtet; das Krankenhaus verwahrt nur die Aufzeichnungen von Anfällen oder abnormen Vorfällen. Später, als ich