Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns

Titel: Feuer im Kopf - meine Zeit des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Calahan
Vom Netzwerk:
»Das bin ich. Und das war ich.« Dennoch erinnere ich mich an einige wenige Momente in diesen Wochen direkt nach dem Krankenhaus. Es sind diese Momente in meiner Erinnerung, in denen ich am ehesten nachempfinden kann, wie es sich anfühlte, so gänzlich von mir selbst getrennt zu sein.
    Wenige Tage nach meinem ersten Krankenhausaufenthalt fuhr Stephen mit mir zum Haus seiner Schwester Rachael in Chatham, New Jersey.
    Ich erinnere mich an den Blick aus dem Seitenfenster des Beifahrersitzes, als wir durch die vertrauten, von Bäumen gesäumten Vorstadtstraßen fuhren. Ich starrte aus dem Fenster, während Stephens freie Hand meine Hand hielt. Ich denke, er war ebenso nervös wie ich über meine Wiedereinführung in die reale Welt.
    »Ein guter Truthahn«, sagte ich aus heiterem Himmel, als wir in die Einfahrt einbogen. Damit bezog ich mich auf den Abend im Krankenhaus, als Stephen mir vom Osteressen seiner Familie Reste vom gebratenen Truthahn mitgebracht hatte. Er konnte nicht anders als lachen und auch ich lächelte, obwohl ich nicht sicher bin, dass ich den Scherz wirklich verstand.
    Stephen parkte den Wagen neben einem Holzschuppen unter einem Basketballkorb. Ich fasste nach dem Türgriff, aber meine Feinmotorik war noch so schwach, dass ich die Autotüre nicht öffnen konnte, daher lief Stephen rasch auf die Beifahrerseite und half mir sicher hinaus.
    Stephens Schwestern Rachael und Bridget sowie ihre kleinen Kinder Aiden, Grace und Audrey warteten im Hof. Sie hatten Bruchstücke von dem gehört, was passiert war, aber das meiste war für Stephen zu schmerzlich gewesen, um es zu erzählen, daher waren sie weitgehend unvorbereitet. Bridget für ihren Teil war über meinen Zustand schockiert. Mein Haar war ungekämmt und der bedrohliche rote und kahle Fleck von der Biopsie war unverdeckt, inklusive der Metallklammern, die noch immer meine Haut zusammenhielten. Meine Augenlider waren gelb verkrustet. Ich ging unsicher wie eine Schlafwandlerin mit ausgestreckten, steifen Armen und offenen Augen, die jedoch auf nichts fokussierten. Zu dieser Zeit wusste ich, dass ich nicht ganz ich selbst war, hatte jedoch keine Ahnung, wie erschreckend meine veränderte Erscheinung für jemanden sein musste, der mich zuvor gekannt hatte. Wenn ich mich an solche Augenblicke erinnere, die im Anfangsstadium meiner Genesung häufig vorkamen, wünsche ich, ich könnte wie ein Schutzengel herabeilen und helfen, diese traurige, verlorene Geistererscheinung meines Ichs zu beschützen.
    Bridget befahl sich, mich nicht anzuglotzen, und versuchte ihre Nervosität zu verbergen. Sie war besorgt, ich könnte sie spüren, aber dadurch fühlte sie sich nur noch nervöser. Rachael und ich waren uns bei der Feier zum ersten Geburtstag ihrer Tochter begegnet, die im Oktober stattgefunden hatte, damals war ich kontaktfreudig und gesprächig und, anders als viele von Stephens früheren Freundinnen, kein bisschen eingeschüchtert von den engen Beziehungen innerhalb ihrer Familie. Meine Verwandlung seit damals war extrem, als habe sich ein Kolibri in ein Faultier verwandelt.
    Audrey und Grace, die noch Kleinkinder waren, bemerkten nicht, dass etwas nicht stimmte. Aber Aiden, ein kontaktfreudiger Sechsjähriger, hielt Distanz zu mir, er war eindeutig aus der Fassung gebracht von dieser fremden neuen Susannah, die so gar nichts mit der zu tun hatte, die nur wenige Monate zuvor mit ihm gespielt und gescherzt hatte. (Er erzählte seiner Mama später, dass ich ihn an einen geistig behinderten Mann erinnerte, den er öfter in der öffentlichen Bücherei sah. Selbst in diesem Zwischenstadium konnte ich seine Ängstlichkeit spüren, auch wenn ich verunsichert darüber war, warum er so erschrocken wirkte.)
    Wir standen alle in der Einfahrt, als Stephen die Geschenke verteilte. Sobald ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte ich mich veranlasst gesehen, die Stofftiere wegzugeben, die sich bei mir angehäuft hatten, während ich krank war. So dankbar ich für sie gewesen war, riefen sie jetzt doch quälende Erinnerungen an meinen kindlichen Zustand hervor, daher wollte ich mich von ihnen befreien, indem ich sie den Kindern schenkte. Aiden sagte schnell Danke und stellte sich hinter seine Mutter, während die beiden Mädchen meine Beine umarmten, wobei jede ihr eigenes hell klingendes »Danke« von sich gab.
    Diese erste Erinnerung an meine erste von vielen Interaktionen mit der Außenwelt, die noch folgen sollten, dauerte kaum fünf Minuten. Nachdem

Weitere Kostenlose Bücher