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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu bestellen. Will konnte einen sehnsüchtigen Blick in Richtung des Ausgangs nicht unterdrücken, aber er verscheuchte den Gedanken, der diesem Blick folgen wollte, sofort wieder. Slavko ging nur einen Schritt hinter ihm, und die bloße Vorstellung, diesem Kerl davonzulaufen – oder es gar mit ihm aufzunehmen! –, war grotesk.
    Vor der Tür zu Georgs Büro blieben sie stehen. Slavko drückte die Klinke, und eine Sekunde später erschallte ein leises elektrisches Summen, und die schwere Tür sprang auf. Wenn die Bar in Betrieb war, ließ sich die Tür nur durch Georgs elektrischen Türöffner entriegeln. Der Knopf befand sich unter seinem Schreibtisch, direkt neben einem winzigen Monitor, auf dem er sehen konnte, wer draußen vor der Tür stand; ein weiterer Beweis für Georgs Paranoia. Sie traten ein. Georg saß allein hinter seinem Schreibtisch, was Will im ersten Moment überraschte. Er konnte nicht sagen, warum, aber er war fest davon überzeugt gewesen, dass noch jemand hier war und wartete.
    Georg wedelte ungeduldig mit der Hand. »Mach die Tür zu!«
    Während Slavko seinem Befehl nachkam, ging Will langsam weiter, wobei er sich aufmerksam – und völlig überflüssig – nach rechts und links umsah. Sein Herz klopfte. Er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Georg hatte sich umgezogen und trug nun einen anthrazitfarbenen Seidenanzug mit einem Rüschenhemd, zu dem er einen dunkelblauen Seidenschal angelegt hatte statt einer Krawatte. Er lächelte, aber dieses Lächeln wirkte noch falscher als sonst und fast bedrohlich. Er sagte nichts mehr, sondern wedelte nur erneut ungeduldig mit der Hand, damit Will sich setzte, und als er es – zögernd – schließlich getan hatte, gab Georg das Theater endgültig auf. Das Lächeln in seinen Augen erlosch so übergangslos wie die aufgesetzte Freundlichkeit in seinem Gesicht.
    Will musste sich nicht herumdrehen, um zu wissen, dass Slavko jetzt unmittelbar hinter seinem Stuhl Aufstellung genommen hatte. »Was ist los?«, fragte er.
    »Das frage ich dich«, antwortete Georg. Er deutete ein Kopfschütteln an, das enttäuscht oder vielleicht auch wütend gewirkt hätte, wenn da nicht wieder diese Kälte in seiner Stimme gewesen wäre. »Ich dachte, wir wären Freunde.«
    »Sind wir das denn nicht?«, fragte Will. Seine Gedanken begannen zu rasen. Vielleicht hätte er sich doch nicht wünschen sollen, unter allen Umständen aus seinem Zimmer herauszukommen.
    Georg sagte darauf erst einmal gar nichts, und dann lächelte er, ganz leicht und versonnen, als wäre er mit seinen Gedanken irgendwo ganz anders. »Freunde belügen sich normalerweise nicht, oder?«
    »Belügen?« Will hob die Schultern. »Ich weiß nicht, wovon du …«
    »Ich glaube, das weißt du ganz genau«, fiel ihm Georg ins Wort. Er gab Slavko einen Wink mit den Augen.
    Will hörte Stoff hinter sich rascheln. Er drehte sich nicht herum, um zu sehen, was der Mazedonier tat, aber er war ziemlich sicher, dass es ihm nicht gefallen würde. »Was soll der Unsinn?«, fragte er. »Ich verstehe nicht, wovon du überhaupt sprichst.«
    Georg seufzte. »Schade«, sagte er. »Ich dachte immer, dass wir einigermaßen ehrlich zueinander sind. Warum sagst du mir nicht die Wahrheit, verdammt noch mal? Wenn du meine Hilfe haben willst, muss ich alles wissen.«
    »Alles worüber?«
    »Die Bullen waren schon wieder hier«, sagte Georg. »Sie haben schon wieder eine Menge komischer Fragen gestellt. Fragen über dich und dieses Mädchen. Du kannst dir nicht denken, worum es geht?«
    »Nein«, antwortete Will, und das war in diesem Moment sogar die Wahrheit. Ein Mädchen? Sie konnten nichts von Duffy wissen. Die beiden einzigen Menschen, die gewusst hatten, dass sich die Kleine bei ihm befand, waren tot.
    »Ich verstehe das nicht«, behauptete Georg und schüttelte den Kopf. »Ich meine: Es ist klar, dass sie Fragen stellen. Immerhin ist die halbe Stadt abgebrannt, und bei so was verstehen sie keinen Spaß. Aber dass sie mir die Bude einrennen, nur um ein paar Informationen über einen kleinen Knacki zu bekommen, dessen schlimmstes Verbrechen bisher darin bestand, ein paar Autos zu klauen, ist schon komisch, findest du nicht?«
    Will zuckte nur stumm mit den Schultern.
    »Und sie fragen immer wieder nach diesem Mädchen«, fuhr Georg fort. »Bettina Schmidt. Sagt dir der Name was?«
    Erneut schüttelte Will nur stumm den Kopf. Dieser Name sagte ihm wirklich nichts.
    Georg zog eine Schublade auf, nahm Zigaretten und Feuerzeug

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