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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Maßanzüge trugen und aussahen, als könnten sie vor Kraft kaum noch laufen. Einer von ihnen tat etwas höchst Überflüssiges: Er zielte mit einer Pistole auf Will.
    »Das hat aber verdammt lange gedauert«, sagte Angie spöttisch. »Aber immerhin wird mir allmählich klar, warum du die Hälfte deines Lebens im Gefängnis verbracht hast. Ich habe selten einen Einbrecher erlebt, der sich so ungeschickt angestellt hat.«
    Will ließ langsam die Hand sinken. Das Licht war so grell, dass er noch immer blinzeln musste, und an den Worten der Blonden musste wohl etwas dran sein. Zumindest schien sie ihn lange genug beobachtet zu haben, um genau zu wissen, auf welchem Weg er das Haus betreten würde. Das grelle Licht kam nicht von der Deckenbeleuchtung, sondern von zwei oder drei modernen Stehlampen, die so herum gedreht worden waren, dass sie ihm genau ins Gesicht schienen. Plötzlich kam er sich wie der Idiot vor. Er sagte nichts.
    »Ich weiß zwar, dass es wahrscheinlich überflüssig ist«, sagte Angie, »aber trotzdem: Durchsucht ihn.« Die beiden letzten Worte galten ihren Begleitern. Der mit der Pistole rührte sich nicht, sondern zielte nur weiter auf Will und gab sich alle Mühe, ein möglichst grimmiges Gesicht aufzusetzen, während der andere mit zwei schnellen Schritten hinter ihn trat und ihn rasch, aber nicht besonders routiniert nach Waffen abtastete. Will war in seinem Leben schon oft genug auf die gleiche Weise abgetastet worden, um zu wissen, dass er es nicht mit einem Profi zu tun hatte, sondern bestenfalls mit jemandem, der seine Erfahrungen aus einigen hundert Kriminalfilmen bezog. Er schätzte, dass dem Burschen alles entgangen wäre, was deutlich unter den Abmessungen einer Bazooka lag. Das machte ihn nicht unbedingt ungefährlicher – ganz im Gegenteil. Wenn es etwas gab, das Will fürchtete, dann waren es Amateure. Vor allem, wenn sie nervös und bewaffnet waren. Er hob vorsichtshalber die Arme und hielt den Atem an, bis der Bursche damit fertig war, ihn zu begrabschen.
    »Sauber«, sagte er. Wahrscheinlich stammte das auch aus einem Kriminalfilm Er trat wieder hinter Will hervor und mit zwei Schritten neben seinen Kameraden, und Will blieb noch geschlagene drei Sekunden lang reglos und mit erhobenen Armen stehen, bis er sich selbst albern genug vorzukommen begann und die Hände wieder sinken ließ. Als wäre diese Bewegung ein Zeichen gewesen, senkte auch der junge Mann neben der Blondine seine Waffe, sicherte sie umständlich und verbarg sie in einem Schulterhalfter, das er unter der Jacke trug.
    »Könnten wir vielleicht …?«, begann Will und blinzelte demonstrativ. »Ich meine: Das Licht …«
    »Sicher.« Angie nickte fast hastig, trat zur Tür zurück und betätigte einen Schalter. Unter der Decke und entlang der Wände gingen eine Anzahl Lampen an, die mildes und größtenteils indirektes Licht verstrahlten, und gleichzeitig erloschen die drei Stehlampen, die Will bisher geblendet hatten. Mit einem erleichterten Seufzen hob er die Hand und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Das Licht war nicht so grell gewesen, dass es schmerzte, aber unangenehm. Blondie und ihre beiden Begleiter standen einfach reglos da und starrten ihn an. Will hatte das Gefühl, dass sie etwas ganz Bestimmtes von ihm erwarteten, aber er hätte beim besten Willen nicht sagen können, was.
    »Und jetzt?«, fragte er schließlich, als keiner der drei Anstalten machte, von sich aus das Schweigen zu brechen. »Rufen wir die Polizei?«
    »Das wird hoffentlich nicht nötig sein«, antwortete Angie. Sie sah ihn noch einen Moment lang abschätzend an und wandte sich dann an den Burschen zu ihrer Linken; den, der Will durchsucht hatte. »Geh bitte und sag Bescheid, dass alles in Ordnung ist, Mike. Und schalte die Alarmanlage wieder ein. Nicht, dass wir am Ende noch mehr ungebetenen Besuch bekommen.« Ein dünnes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, als sie das Wort Alarmanlage aussprach, und Will hätte sich dabei eigentlich noch dämlicher vorkommen müssen, als er es ohnehin schon tat. Aber ihre Häme war ebenso wenig echt wie das spöttische Glitzern in ihren Augen. Hinter beidem verbarg sich nichts anderes als auch hinter der bewusst lockeren Haltung, in der sie dastand und ihn mit leicht schräg gehaltenem Kopf ansah: Unsicherheit. Die ganze Situation wirkte gekünstelt, so unecht wie von einem Filmstudenten im ersten Semester arrangiert. Der Kleinen war die Situation mindestens so unangenehm wie ihm,

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