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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und auch, wenn Will sich beim besten Willen keinen Grund dafür denken konnte, hatte er doch das immer stärker werdende Gefühl, dass sie mindestens genauso viel Angst vor ihm hatte wie er vor ihr, oder, um genauer zu sein, vor ihren Begleitern.
    »Setz dich«, befahl Angie. Will war nicht einmal sicher, dass sie ihrem Begleiter befehlen würde, ihre Aufforderung mit Gewalt durchzusetzen, falls er sich weigern sollte, ihr nachzukommen. Die Unsicherheit in ihrer Stimme hatte noch zugenommen. Sie hatte sich darauf vorbereitet, ihn in Empfang zu nehmen und sich den einen oder anderen passenden Spruch zurechtgelegt, aber nun wusste sie so wenig wie er, wie es weiterging. Einen Moment lang hatte Will ernsthaft überlegt, sich einfach herumzudrehen, die Terrassentür zu öffnen und wieder zu gehen, nur um zu sehen, was sie tun würde. Aber natürlich tat er das nicht. Obwohl er mehr und mehr das Gefühl hatte, nicht wirklich in Gefahr zu sein, sah er doch wenig Sinn darin, unnötig Öl in die Flammen zu gießen. Er zögerte nur gerade lange genug, um zu demonstrieren, dass er freiwillig gehorchte, nicht, weil man es ihm befohlen hatte, und steuerte dann die erste von gleich drei modernen Sitzgruppen an, die locker in dem großzügig geschnittenen Raum verteilt waren. Darüber hinaus war das Zimmer fast leer. An den Wänden hingen zwei oder drei moderne Gemälde, es gab ein zierliches Glasregal, dessen Böden allerdings fast leer waren, und ein großzügiges Terrarium mit handtellergroßen Echsen, die ihn an die Sammlung kleiner Drachen erinnerte, die zusammen mit seiner gesamten Wohnungseinrichtung ein Opfer des Feuers geworden waren, das war alles.
    »Und jetzt?«, fragte er, nachdem er Platz genommen und abgewartet hatte, bis Angie sich ebenfalls gesetzt hatte. Der junge Mann rührte sich nicht von der Stelle, sondern verschränkte nur die Arme vor der Brust und gab sich weiterhin Mühe, möglichst grimmig auszusehen. Das Ergebnis tendierte allerdings eher in Richtung albern als beeindruckend.
    »Das liegt bei dir«, sagte Angie. »Wir haben nicht vor, dir irgendetwas anzutun – falls du uns nicht dazu zwingst.«
    Will überlegte einen Moment, aus welchem Film dieser Dialog nun wieder stammen mochte, verbiss sich aber jede entsprechende Bemerkung und deutete nur ein Schulterzucken an. Die Situation wurde immer surrealer. Er spürte genau, dass er nicht der Einzige war, der sich weit weg wünschte. »Darf ich eine Frage stellen?«
    »Wir sind hier, um zu reden.«
    »Gut«, antwortete Will. »Wofür steht die Abkürzung Angie?«
    Die junge Frau blinzelte. Für einen winzigen Moment verlor sie die Kontrolle über ihr Gesicht und sah einfach nur verblüfft aus; und ein ganz kleines bisschen erschrocken. Dann hatte sie sich wieder in der Gewalt und zwang ein ebenso flüchtiges wie überzeugendes Lächeln auf ihre Züge.
    »Angela«, antwortete sie. Sonst nichts, aber sie sprach dieses eine Wort unüberhörbar im Tonfall einer Frage aus, den Will jedoch einfach ignorierte. Sollte sie sich doch den Kopf zerbrechen, was er sonst noch alles wusste.
    »Angela. Ein hübscher Name.« Will nickte. »Und warum bin ich hier?«

Kapitel 20
    Diesmal hielt der Ausdruck von Verblüffung auf Angelas Zügen deutlich länger an. Schließlich schüttelte sie fast hilflos den Kopf. »Die Frage wollte ich eigentlich gerade stellen«, sagte sie. Will wollte antworten, aber Angela schnitt ihm mit einer raschen Bewegung das Wort ab, stand auf und war mit zwei schnellen Schritten bei der Tür und ihrem grimmig dreinschauenden Bodyguard. Will konnte nicht verstehen, was sie ihm sagte, aber es war nicht zu übersehen, dass es ihm nicht gefiel. Sein Gesicht verdüsterte sich zusehends, und für fünf oder auch zehn Sekunden verwandelte sich ihr Gespräch in eine Art geflüsterten Streit, währenddessen er ein paar Mal erregt in Wills Richtung deutete. Schließlich aber wandte er sich deutlich verärgert um und verließ mit wütenden Schritten den Raum. Angela streckte rasch die Hand aus und schloss die Tür hinter ihm, bevor er sie zuknallen konnte. Mit etwas, das wahrscheinlich ein entschuldigendes Lächeln sein sollte, aber einfach nur nervös wirkte, wandte sie sich wieder zu ihm um und nahm auf ihrem Sessel Platz.
    Will sah sie einen Moment lang nachdenklich an, drehte sich dann halb in seinem Sessel um und sah deutlich länger demonstrativ aus dem Fenster. Ohne dass er es bisher bemerkt hatte, war draußen eine ganze Batterie starker

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