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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schweigen.«
    »Mit denen werde ich fertig«, behauptete Will großspurig.
    »Nein, wirst du nicht«, erwiderte Martina. »Aber mach dir keine Sorgen. Wir haben den Schaden angerichtet, wir bringen die Sache auch wieder in Ordnung.«
    »Ich nehme an, du hetzt ihnen deine Stieftochter auf den Hals, damit sie sie windelweich prügelt?«
    »Das wäre die allerletzte Möglichkeit«, antwortete Martina lächelnd. »Keine Angst. Ich werde mit diesem Georg reden. Ich gebe ihm ein wenig Geld, und die Sache ist erledigt. Ich kenne Typen wie ihn zur Genüge.«
    Will fragte sich nicht nur, woher, er wusste auch, dass Martina sich irrte. Hätte sie Typen wie ihn wirklich gekannt, dann hätte sie auch gewusst, dass sie prinzipiell gieriger wurden, je mehr sie bekamen. Vielleicht war die Idee mit Angela nicht einmal die schlechteste. Aber Georg und seine beiden Prügelknaben waren im Moment wirklich nicht sein dringendstes Problem.
    »Was ist jetzt mit Duffy?«, fragte er.
    »Es wird schlimmer«, antwortete Martina, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß nicht, wie lange wir sie noch hier behalten können, das ist mit ihr.«
    Will warf einen raschen Blick auf den erloschenen Fernsehschirm, und ganz kurz blitzte das Bild der vermeintlichen Garage im Garten der ausgebrannten Villa vor seinem inneren Auge auf. »Nur weil sie das Problem mit dem Feuer hat?«
    »Du hast es nicht verstanden«, seufzte Martina. »Aber wie könntest du auch? Duffy hat nicht einfach ein Problem mit Feuer. Sie legt Feuer, wann immer und wo immer sie kann. Und sie ist gut darin. Wir haben es am Anfang nicht ernst genug genommen. Das Übliche eben – Streichhölzer und Feuerzeuge wegschaffen, darauf achten, dass nichts Brennbares in ihrer Reichweite ist …« Sie hob die Schultern und starrte in ihr Glas. »Es hat nichts genutzt.«
    »Was ist so schwer daran, einem Kind die Streichhölzer wegzunehmen?«, fragte Will.
    Martina lachte bitter. »Ja, das dachte ich auch. Aber du kennst Duffy nicht. Sie schafft es irgendwie immer, Feuer zu legen. Ein winziges Stück Papier, ein Fetzchen Stoff, irgendetwas, woraus sie einen Funken schlagen kann, ein Brennglas oder irgendwelche harmlosen Küchenchemikalien … ich bin allmählich selbst eine halbe Spezialistin in solchen Dingen geworden. Es gibt tausend Möglichkeiten, Feuer zu legen, und darunter auch ein paar, auf die du nicht einmal in Traum kämst. Ich könnte glatt bei der Feuerwehr anfangen, um Brandstiftern auf die Spur zu kommen.«
    Will blieb ernst. »Und deshalb habt ihr sie eingesperrt?«
    »Du machst dir keine Vorstellung, wie erfindungsreich unsere Tochter ist«, sagte sie. »Sie bastelt einen Brandsatz aus einem Stück Würfelzucker und drei Büroklammern, wenn es sein muss. Es ist krankhaft und gefährlich. Sie hat allein in den zurückliegenden drei Jahren fast sechs Monate in Spezialkliniken verbracht, um sich von den Verbrennungen zu erholen, die sie sich selbst zugefügt hat.«
    »Verbrennungen?«, fragte Will zweifelnd. »Davon ist mir nichts aufgefallen.«
    »Es hat gewisse Vorteile, wenn man kein Kassenpatient ist«, sagte Martina achselzuckend. »Du wärst erstaunt, wozu die Medizin heute fähig ist, wenn Geld keine Rolle spielt.«
    »Warum holt ihr euch dann keinen Spezialisten, der sich um ihr Problem kümmert?«, fragte Will.
    Martina schnaubte abfällig und trank einen zweiten, deutlich größeren Schluck. »Glaubst du denn, das hätten wir nicht schon längst getan? Wir haben Spezialisten konsultiert. Die besten. Eine Zeit lang hat es sogar geholfen, aber hinterher ist es immer nur schlimmer geworden. Letztendlich haben sie uns immer dasselbe geraten: sie in ein Sanatorium zu bringen, wo man sich entsprechend um sie kümmern kann.« Sie lachte. »Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das aussieht. Wahrscheinlich hätte sie den Laden nach spätestens einer Woche abgefackelt. Und wenn nicht, dann würden sie sie vermutlich …« Sie sah ihn gespielt fragend an. »Wie nennt man das doch gleich? Ruhig stellen?« Sie nickte und schüttelte praktisch in der gleichen Bewegung so heftig den Kopf, dass ein goldbrauner Tropfen aus ihrem Glas spritzte und über ihren Handrücken lief. »Nein. Danke.«
    Will widersprach nicht. Wie auch? Der Gedanke, dass Duffy den Rest ihres Lebens in der Klapse zubringen sollte, eingesperrt in eine Gummizelle aus nicht brennbarem Material oder bis zum Stehkragen voll gepumpt mit Beruhigungsmitteln, stand nicht einmal zur Diskussion. »Und wie soll es jetzt weitergehen?«,

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