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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Jaguar hatte sich mehrfach überschlagen und besaß jetzt nur noch Schrottwert, und auch wenn Duffy nicht an Bord gewesen war, war die Katastrophe doch perfekt. Einer von Georgs Leuten war dabei zu Schaden gekommen – um es vorsichtig auszudrücken. Will erinnerte sich nur mit Grausen an den leblosen Körper, der in den Gurten hing. Er hatte das Gesicht des Mannes nicht erkennen können, aber seine langen Haare. Fred, wenn er sich nicht täuschte. Oder Rattengesicht für die Leute, die ihn nicht mochten.
    »Georg hat Martina angerufen«, sagte Angela rasch. »Es ist wirklich alles in Ordnung. Er ist nicht durchgedreht oder so was.«
    Will sah nicht nach vorne, er starrte weiter auf Mike, dessen Gesicht jetzt wieder im Halbdunklen lag. Martinas Bodyguard wirkte vollkommen gefasst, aber Will konnte geradezu das Unbehagen spüren, das den Mann erfasst hatte. Als er die Stelle bei Martina angetreten hatte, hatte er es sich wahrscheinlich nicht träumen lassen, einmal in eine Entführung mit hineingezogen zu werden, bei der es Tote geben konnte – und kein Netz polizeilicher Routinearbeit, das ihn von der Verantwortung entlastete, was mit dem halberfrorenen Idioten geschehen sollte, neben dem er im Fond eines uralten Polos hockte.
    »Georg wird sich das nicht gefallen lassen«, sagte Will. Er wandte endlich den Blick von Mike und blickte nach vorne in die Morgenstimmung. »Er tobt vielleicht nicht herum. Aber er wird uns das nicht durchgehen lassen.«
    »Das hat er auch nicht«, sagte Angela. Sie warf ihm im Rückspiegel einen kurzen Blick zu. »Er hat seine Forderungen erhöht.« »Wie viel will er?«, fragte Will.
    »Das Doppelte«, antwortete Angela rasch – zu rasch, wie Will fand. Ihm war es ganz egal, wie viel Georg im Endeffekt von Martina bekam; das war es nicht, worüber er sich Sorgen machte. Er spürte geradezu, dass sich hinter ihren Worten noch eine andere Botschaft verbarg. Aber er fühlte sich zu schwach und verwirrt, um diesen Gedankengang weiterzuverfolgen.
    »Du hast dir eine ganz schöne Unterkühlung zugezogen«, sagte Angela. »Aber Georg war auf diesem Ohr taub. Er verlangt trotzdem, dass du den Geldboten spielst.«
    »Das Doppelte von sechshunderttausend«, sagte Will, »das sind 1,2 Millionen. Hat Martina so viel?«
    Angelas Blick blieb starr auf die Straße gerichtet. »Ich denke, dass sie es auftreiben kann«, sagte sie nach einer Weile.
    »Schnell genug, bevor Georg ungeduldig wird?«, bohrte Will nach.
    »Auch das.« Sie drehte sich verärgert zu Will um, einen Moment nur, aber lange genug, um Will nervös zu machen. Er hatte noch nie viel von Autofahrern gehalten, die überall hinblickten, nur nicht auf die Straße; und das dann auch noch bei Tempo hundertfünfzig mit einer alten Kiste, bei der die Stoßdämpfer durch waren und die Radlager schlackerten wie die Beine von Johannes Heesters bei seinem hundertsten Geburtstag.
    »Hör mal, Will«, sagte Angela, als sie wieder nach vorne starrte. »Wir sind unter Zeitdruck. Georg will die zweite Rate sofort.«
    »Zweite Rate?«, ächzte Will. »Das ist doch keine Eigenheimfinanzierung!«
    »Ich weiß ja nur das, was dein sauberer Geschäftsfreund mit Martina am Telefon besprochen hat«, sagte Angela. »Er war außer sich, wie du dir vorstellen kannst.«
    Das war zwar das glatte Gegenteil von dem, was sie ihm gerade gesagt hatte, aber dennoch nickte Will widerspruchslos. Oh ja, das konnte er sich nur zu gut vorstellen. Er musste getobt haben, als Will ihm den Jaguar gestohlen hatte. Und dann hatte er wahrscheinlich mit seinem Nachtglas im Detail beobachten können, wie sich Will dem Jaguar in den Weg gestellt hatte, als wäre er ein todesmutiger Torero, der einem angreifenden Stier Paroli bieten wollte. In welchem Zustand sich Georg nach dem Totalschaden seines Jaguars mittlerweile befand, das wollte Will lieber gar nicht so genau wissen.
    »Ich frage mich, was er diesmal mit mir vorhat«, sagte er. Angela antwortete ihm nicht. Dafür schubste ihn Mike mit dem Ellbogen an und deutete dann mit dem Kopf auf den dampfenden Plastikbecher in seinen Händen. »Ein Schluck Kaffee?«, fragte er.
    Will nickte geistesabwesend. Es fiel ihm schwer, Mike den Becher abzunehmen. Die braune Flüssigkeit, die darin schwappte, sah wenig vertrauenerweckend aus, aber immerhin wärmte der Becher seine Hände, mit denen er ihn fest umschloss. Seine Finger begannen zu prickeln und zu stechen, als Leben in sie kam. Angela hatte wahrscheinlich Recht. Er hatte sich eine

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