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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Herrenausstatter wechseln«, sagte jemand hinter ihm. »Die Klamotten stehen dir überhaupt nicht.«
    Will erstarrte, und für ein paar Sekunden schien sein Herzschlag auszusetzen.
    »Und um ehrlich zu sein: Ich hätte dich etwas früher erwartet«, fuhr die gleiche Stimme fort. »Ich verstehe gar nicht, wo du so lange geblieben bist. Selbst Fred ist mittlerweile schon aus der Notaufnahme entlassen worden – mit einem Riesenbrummschädel zwar, aber er freut sich schon riesig darauf, dich wiederzusehen. Genauso wie ich übrigens auch.«
    Will schloss einen Moment lang die Augen, als könne er so die Wirklichkeit ausblenden und alles ungeschehen machen, was in den letzten Tagen passiert war und ihn in der perfiden Abfolge eines Albtraums bis hierhin geführt hatte.
    »Fred konnte ich übrigens nur mit Mühe bremsen, dir seine ganz besondere Wertschätzung gleich und hier jetzt auszudrücken«, hörte er die Stimme hinter sich weiterreden. »Er hat einiges abbekommen, als er so kopfunter in meinem Jaguar hing. Was ist bloß in dich gefahren, Herkules zu spielen und den Wagen umzudrehen – und ihn dann seinem Schicksal zu überlassen? War das als besondere Demütigung gedacht?«
    Will drehte sich jetzt doch um, ganz langsam und mit den Bewegungen eines Mannes, dem nur zu bewusst war, dass er verloren hatte – unwiederbringlich und endgültig. »Hallo Georg«, sagte er. »Die Sache mit Fred tut mir Leid. Ich war da wohl nicht ganz bei Sinnen …«
    »Ja«, sagte Georg ruhig. »Das scheint mir auch so. In letzter Zeit ist das bei dir wohl eine Art Dauerzustand.«
    Will schloss einen Herzschlag lang die Augen. Georg hatte Recht; das war das Schlimme, aber das spielte im Augenblick überhaupt keine Rolle. Fast gewaltsam riss er die Augen wieder auf und sagte: »Die Sache mit Fred und deinem Wagen ist nun einmal schief gelaufen, aber es war keine Absicht; das musst du mir glauben. Und jetzt komme ich als Geldbote. Ich hoffe, dass wir damit zumindest die Sache mit Duffy aus der Welt schaffen können.«
    Georg stand im Halbdunkeln, angelehnt an die Mauer eines Gangs, der auf der anderen Seite der Kellertreppe in ein rötlich schimmerndes Etwas führte, vielleicht den Eingang zu einem weiteren Gewölbe, vielleicht aber auch nur zu einem Fahrradkeller oder etwas ähnlich Profanem. Sein Gesicht hatte etwas von dem einer aus Marmor gemeißelten Statue, wie er Will so aus zusammengekniffenen Augen betrachtete. Will hatte erwartet, dass er die Lippen zu einem höhnischen Grinsen verzogen hätte, aber er hatte sich getäuscht. Georg wirkte kalt. Eiskalt.
    »Wie soll es jetzt weitergehen?», hörte sich Will fragen, und noch bevor er die Worte ganz ausgesprochen hatte, verfluchte er sich auch schon für sie.
    »Na, was meinst du denn?«, fragte Georg kühl. »Ich könnte dich zum Beispiel Fred übergeben. Er brennt schon darauf, dir klar zu machen, was er von unterlassener Hilfeleistung hält.«
    »Die Sache mit dem Jaguar tut mir wirklich Leid«, wiederholte Will. »Es war ein Unfall. Ich hatte nicht vor, Fred vor den Wagen zu hüpfen. Aber warum muss der Idiot auch wie ein Bescheuerter auf mich zufahren?«
    »Auf Ausdrücke wie Idiot und Bescheuerter ist Fred mit Sicherheit im Moment nicht gut zu sprechen«, sagte Georg. »Aber lassen wir das …« Er stieß sich von der Wand ab und kam auf Will zu.
    »Du hast das Geheimnis des Feuers gestohlen«, sagte der Wolfsgesichtige. »Und das können wir nicht dulden.«
    Mein Blick wanderte zwischen dem Mann und der Esse hin und her. Irgendetwas war da. Es raschelte und zischelte, als hätte sich eine ganze Rattenschar durch die dicke, aufwendig gesicherte Holzwand gefressen und schickte sich nun an, nach Fressbarem Ausschau zu halten. Ich hatte so etwas noch nie gehört, nicht dieses Gezischel und Geraune, das sich mit knisternden Geräuschen zu etwas vermengte, das kaum weniger unheimlich war als die Geräusche des Windes in einer Sturmnacht, der durch sämtliche Ritzen pfiff
    »Ich glaube nicht, dass du noch einmal Duffy zu Gesicht bekommen wirst«, sagte Georg.
    Will erstarrte, und das wortwörtlich, sein Atem stockte, und sein Herzschlag setzte für einen Moment aus, um dann umso heftiger und schneller wieder einzusetzen. »Nein«, murmelte er. »Du bluffst. Das hast du nicht getan.«
    Georg hob eine Augenbraue. »Was habe ich nicht getan?«
    »Du hast … ich meine …« Will musste sich zusammenreißen, um all die schrecklichen Vorstellungen von dem, was Georg mit Duffy angestellt

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