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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine Lücke im fließenden Verkehr bot. »So wie Duffy Duck?«, fragte er grinsend.
    Er sah nicht nach rechts, aber irgendwie konnte er den ärgerlichen Blick der Kleinen spüren. »Das finde ich auch nicht komisch«, zischte sie.
    Will fand es komisch, und er wollte gerade ein breites Grinsen in sein Gesicht zaubern, als das Armaturenbrett zu flackern begann. Sämtliche Zeiger rasten bis zum Anschlag hoch, die Temperaturanzeige schnellte binnen einer einzigen Sekunde in den roten Bereich, und aus den Lüftungsschlitzen der Klimaanlage drang ein Schwall heißer, nach verschmorendem Gummi riechender Luft. Erschrocken nahm Will den Fuß vom Gas, und im gleichen Moment erlosch der elektronische Albtraum vor ihm so jäh wieder, wie er gekommen war. Hätte die Luft im Wagen nicht noch immer nach verbranntem Gummi gestunken, wäre er nicht einmal sicher gewesen, sich nicht alles nur eingebildet zu haben. Trotzdem fuhr er langsam und deutlich vorsichtiger weiter und schielte immer wieder mit einem Auge auf das Armaturenbrett hinab. Er verstand eine Menge von Autos, und sein Job als Teilzeit-Autodieb brachte es mit sich, dass er sich auch gerade mit moderner Bord-Elektronik auskannte, aber ein Fehler wie dieser war ihm noch nie untergekommen. Davon abgesehen war der Wagen praktisch fabrikneu. Seltsam.
    »Duffy also«, sagte er schließlich, ohne die mindeste Spur von Spott in der Stimme. »Mir soll es recht sein. Aber du bist mir noch eine Antwort schuldig.«
    »Ich bin ihnen wirklich entwischt«, antwortete Dumarest – Duffy! – mit ebenfalls veränderter, plötzlich eindeutig kindlich klingender Stimme, in der eine ganz sachte Spur von Verletztheit mitzuschwingen schien. Will konzentrierte sich weiter auf den Verkehr und das Armaturenbrett vor sich, sah aber dennoch aus den Augenwinkeln, wie sie nach oben griff und sich anschnallte. Mit einem leisen Anflug von schlechtem Gewissen hangelte auch er nach dem Verschluss des Haltegurtes, zog ihn über die Brust und ließ ihn erneut einrasten.
    »Einfach so?«
    »Nicht einfach so«, antwortete Duffy. »Genau genommen hast du mir dabei geholfen.«
    »Ich?«
    Das Mädchen nickte heftig. »Sie haben mein verletztes Bein gesehen und gedacht, ich könnte nicht richtig damit laufen«, sagte sie. »Und ich hab sie in dem Glauben gelassen. Als der Unfall passiert ist, sind wir alle ausgestiegen, und da hab ich mich losgerissen und bin weggerannt.«
    »Und sie haben nicht versucht, dich einzuholen?« Wills Blick suchte den Straßenrand ab.
    Wie es aussah, hatte Duffy Recht gehabt: Es war ziemlich vermessen, in dieser Gegend, und noch dazu um diese Uhrzeit, nach einem Parkplatz Ausschau zu halten.
    »Versucht schon.« Duffys Tonfall war jetzt belehrend. »Ich hatte Glück. Da waren plötzlich all diese Leute auf der Straße. Und dann kam ganz schnell die Polizei. Und die Gelegenheit habe ich ausgenutzt.«
    »Das Feuer«, vermutete Will.
    Duffy nickte. Sie sagte nichts, sondern machte nur: »Mmh.«
    »Diese Leute«, sagte Will nachdenklich. »Diese Frau und ihr Begleiter – das waren die, vor denen du weggelaufen bist, habe ich Recht?«
    »Ja«, antwortete Duffy einsilbig.
    »Die, von denen du glaubst, dass sie dich umbringen wollen.«
    Diesmal bekam er gar keine Antwort, und als er den Kopf drehte und das Mädchen ansah, starrte sie mit unbewegtem Gesicht durch die Windschutzscheibe nach draußen. Aber das war Antwort genug.
    »Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«, fragte Will. »Du hast selbst gesagt, die Polizei wäre schnell da gewesen. Warum hast du dich nicht an sie gewandt? Sie hätten dir bestimmt geholfen.«
    »Sie hätten mir nicht geglaubt«, antwortete Duffy; leise, widerwillig und erst nach einer geraumen Weile, noch immer ohne ihn anzusehen: »Niemand glaubt mir.«
    Das liegt möglicherweise daran, dass du Unsinn redest, Schätzchen, dachte Will. Vorhin, in der Enge und Dunkelheit des Kellers, der Panik nahe und kaum zu einem vernünftigen Gedanken fähig, war ihm ihre Behauptung schon sonderbar vorgekommen, aber jetzt erschien sie ihm geradezu grotesk. Schließlich war das hier kein amerikanischer Fernsehkrimi, sondern die Wirklichkeit. Sie war schlimm genug, aber geheimnisvolle, schwarz gekleidete Frauen, die nachts in dunklen Limousinen durch die Gegend fuhren und Jagd auf unschuldige Kinder machten, gehörten im Allgemeinen doch nicht dazu.
    Sie legten die nächsten fünf Minuten in unbehaglichem Schweigen zurück. Will sah immer wieder auf das Mädchen neben

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