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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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richtete sich das Mädchen endgültig auf, kniete sich auf die Rückbank und drehte sich herum, um sehr konzentriert durch das Fenster zu sehen. »Du hast sie abgeschüttelt«, murmelte sie schließlich. »Das ist gut.«
    »Das … das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte Will. Fast gewaltsam musste er seinen Blick vom Spiegel losreißen, um sich auf den Verkehr zu konzentrieren, bis er endlich eine Parklücke entdeckt hatte. Mit aufheulendem Motor schoss der Aston Martin hinein und kam mit einem so harten Ruck zum Stehen, dass Will in die Gurte geworfen wurde und das Mädchen mit einem erschrockenen Quietschen das Gleichgewicht auf der Rückbank verlor und wieder in den Fußraum zurückplumpste, in dem es sich bisher verborgen gehalten hatte; im gleichen Moment entpuppte sich die Parklücke als Bushaltestelle, aber das war ihm egal. Er war so wütend, dass er drei Anläufe brauchte, um den Sicherheitsgurt zu lösen und sich im Sitz herumzudrehen.
    »Was zum Teufel tust du hier?«, schrie er. »Bist du wahnsinnig geworden? Was hast du hier zu suchen? Wie kommst du überhaupt hier rein?«
    Das Mädchen arbeitete sich umständlich zum zweiten Mal auf den Sitz hinauf und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, dachte aber gar nicht daran zu antworten. Stattdessen drehte es sich nur noch einmal herum, suchte die Straße in allen Richtungen mit aufmerksamen Blicken ab – und kletterte dann langsam, aber erstaunlich geschickt über die Rückenlehne des Beifahrersitzes, um sich mit einem erleichterten Seufzer in die Polster sinken zu lassen.
    »Dein Fahrstil lässt zu wünschen übrig«, sagte sie. »Ist die Karre neu, oder fährst du immer so? Wenn ja, wundert es mich, dass du deinen Führerschein noch hast.«
    Will starrte sie mit offenem Mund an. Einen Moment lang wusste er nicht, ob er einfach hysterisch loslachen oder brüllen sollte. »Wie … wie kommst du hier rein?«, murmelte er schließlich kopfschüttelnd.
    »Die Tür war offen«, antwortete das Mädchen. »Niemand hat hingesehen, nachdem du ausgestiegen bist, und da habe ich mich hinter den Sitzen versteckt.«
    Will machte eine Bewegung, die wie eine Mischung aus einem Kopfschütteln und einem Nicken aussah und nichts anderes ausdrückte als seine Hilflosigkeit. »Das meine ich nicht«, sagte er. »Diese Frau … wie … wie bist du aus ihrem Wagen herausgekommen?«
    »Sie hatten einen Unfall«, antwortete das Mädchen. Sie lächelte zuckersüß. »Der Kerl am Steuer war ein noch schlechterer Fahrer als du. Ich hab die Gelegenheit genutzt und bin abgehauen.«
    »Einfach so?«, fragte Will misstrauisch. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er wusste es.
    »Einfach so«, bestätigte sie und zuckte mit den Schultern. »War gar nicht so schwer. Ich bin ziemlich schnell, weißt du? Wenn ich nicht will, kriegt mich keiner – außer er fährt mich vorher mit dem Wagen an.«
    Will zuckte leicht zusammen, schluckte die Spitze aber kommentarlos herunter und schüttelte mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen den Kopf. »Ich glaube dir kein Wort, Schätzchen«, sagte er. »Du wirst mir jetzt sagen, was wirklich passiert ist, oder du …«
    »Du«, unterbrach ihn das Mädchen betont und deutete mit dem Zeigefinger der Rechten auf den Innenspiegel, »solltest jetzt lieber weiterfahren. Wir stehen hier auf einer Haltestelle, und da hinten kommt der Bus.«
    Auch Will sah jetzt in den Innenspiegel, und er musste zugeben, dass sie Recht hatte. Tatsächlich näherte sich ein riesenhafter Bus der Haltebucht, in der der Aston Martin regelwidrig stand, und Will hatte für diesen Tag schon genug Ärger gehabt. »Gut«, knurrte er. »Bleib meinetwegen sitzen, bis wir eine Parklücke gefunden haben. Aber wenn dir bis dahin keine verdammt gute Geschichte eingefallen ist, Schätzchen, dann steigst du aus und gehst zu Fuß weiter.«
    »Eine Parklücke? Um diese Uhrzeit und hier auf dem Ring?« Das Mädchen lachte leise. »Mach dich nicht lächerlich. Und hör auf, mich Schätzchen zu nennen. Ich heiße Dumarest.«
    »Du was ?«, antwortete Will automatisch.
    Das Mädchen zog eine Grimasse. »Eben. Das ist irgendwas Altägyptisches – glaub ich.« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »Meine Eltern hatten 'ne echte Macke. Sie fanden das wahrscheinlich komisch, aber ich nicht. Meine Freunde nennen mich Duffy.«
    Will beobachtete die rasch größer werdenden Scheinwerfer des Busses im Rückspiegel, legte den Automatikhebel auf >Drive< und fuhr los, als sich ihm

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