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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bloß nichts ans Tageslicht kommt und wir keine Handhabe haben, ihr ein bisschen genauer auf den Zahn zu fühlen?« Reimann gab einen abfälligen Laut von sich. »Stellen Sie sich doch nicht dümmer, als Sie sind.«
    »Wenn Duffy tatsächlich das wäre, was Sie mir weismachen wollen, wenn sie tatsächlich Dutzende von Bränden verursacht hätte – dann hätte es sich doch wohl kaum verheimlichen lassen«, protestierte Will. Doch schon während er das sagte, spürte er, dass er dabei war, sich zu verrennen. Duffy war eindeutig von ihrer Familie vor der Außenwelt abgeschirmt worden, und so, wie er Martina kannte, hatte es ihr bestimmt kein Vergnügen bereitet, ihre einzige Tochter wahlweise in einer – wenn auch komfortabel als Kinderparadies ausgebauten – Garage oder in einem Keller einzuschließen. Martina musste einen guten Grund gehabt haben, auf diese Weise mit Duffy umzuspringen, und Duffy hatte ihrerseits bei ihrer ersten Begegnung bestimmt nicht grundlos behauptet, dass die Leute, die sie verfolgten – also Martina, Angela und ihre Handlanger –, sie umbringen wollten. Auch wenn er das Wort umbringen als typisch kindliche Übertreibung wertete, als einen Hilfeschrei, und damit wohl eher einsperren gemeint war, zeugte es doch von einer ganz besonderen Art von Familiendrama.
    Von einer besonders feurigen Art.
    Will reichte es jetzt endgültig. »Sie behaupten also, Sie hätten ein geheimes Dossier über die unerklärlichen Brände angelegt?«, fragte er scharf. Als Reimann nickte, fuhr er noch eine Spur schärfer fort: »Und darin taucht tatsächlich der Name meiner Tochter auf?«
    »Mehr oder weniger direkt«, gab Reimann mürrisch zurück. »Aber immer im Zusammenhang mit der Familie Schmidt.«
    Will brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Duffys Stiefvater – Martinas verstorbener Mann – Schmidt geheißen hatte.
    »Und Sie dürfen mir glauben: Die Schmidts sind eine der einflussreichsten Familien des Landes.« Reimann hielt die Taschenlampe etwas höher und leuchtete den nächsten Gang aus, in den er offensichtlich einzubiegen gedachte. »Und sie sind Meister darin, sich jede Art unerwünschter Publicity vom Hals zu halten.«
    Diese Behauptung forderte Wills Widerspruch geradezu heraus. Gehorsam humpelte er in die Richtung mit, die ihm Reimann vorgegeben hatte, aber damit war seine Bereitschaft zum Entgegenkommen bereits erschöpft. »So etwas gibt es doch heute gar nicht mehr. Mächtige Familien, die es schaffen, sich komplett die Medien vom Leib zu halten: Das ist doch vollkommener Humbug. Wenn Duffys Name wirklich in eindeutigem Zusammenhang in Ihrem geheimen Untersuchungsbericht aufgetaucht wäre, hätte bestimmt jemand der Presse einen Wink gegeben, und die Medien hätten sich darauf gestürzt und das so breit gequetscht, bis auch der letzte Idiot davon gehört hätte. Das ist doch alles ausgemachter Bullshit.«
    »Sie müssen es ja wissen«, sagte Reimann ärgerlich. »Aber sind Sie schon einmal darauf gekommen, dass es so etwas wie Modethemen gibt? Die Medien hecheln nur durch, was gerade in ist, und wenn sie nicht wirklich jemand mit der Nase drauf stößt, lassen sie alles andere links liegen. So ist das auch in diesem Fall. Es gibt keinen terroristischen oder sonstwie politischen Ansatz, der die ganze Sache brisant macht, nur ein paar, wenn auch teilweise spektakuläre Brände, deren Ursache nicht eindeutig geklärt werden kann. Schlimmstenfalls lästert man ein bisschen über die Deppen der Ermittlungsbehörden, und dann geht man wieder zur Tagesordnung über.«
    »Aber der Brand, bei dem meine Wohnung mit draufging …«
    »Der war ein bisschen ein anderes Kaliber und hat tatsächlich zwei, drei Tage lang die Fantasie der Leute beschäftigt«, sagte Reimann. »Und das, was heute passiert ist, dürfte sogar schon jetzt ausreichen, um die Medien ein paar Wochen mit Sonderberichten Kopf stehen zu lassen. Mindestens. Und auch nur dann, wenn es uns gelingt, dem Ganzen noch rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben.« Seine Stimme hatte, während er das sagte, einen ganz besonderen Klang angenommen; sie klang gleichzeitig gepresst wie auch – erwartungsfroh. Will hätte kein anderes Wort dafür finden können. Irgendetwas ging hier vor, von dem er sich offensichtlich bislang nicht die geringste Vorstellung gemacht hatte.
    »Sie weichen mir aus, Reimann«, sagte Will, erschöpft, aber immer noch mit einem Rest der Wut und Verzweiflung in sich, die ihn bis jetzt angetrieben hatte. »Immer,

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