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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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starrte etliche Sekunden lang scheinbar konzentriert auf die zerschmolzenen Überreste des Dokuments, gewann noch ein paar Sekunden, indem er einen weiteren Schluck Kaffee trank, und schüttelte dann den Kopf. »Das kann er nicht sein«, sagte er. »Der Kerl auf dem Bild ist ein Neger. So schwarz bin ich nicht.«
    Weder Falkenberg noch Reimann lachten über den schalen Witz. In Reimanns Augen erschien etwas Neues, das Will beunruhigte. Rasch und in ernstem Tonfall sagte er: »Ja. Ich glaube, das ist er. Woher haben Sie ihn?«
    »Aus einem ausgebrannten Wagen«, antwortete Reimann. »Genau gesagt: aus der Brieftasche eines Toten, den wir in diesem Wagen gefunden haben.«
    »Eines Toten?«
    Reimann hätte schon taub sein müssen, um nicht zu hören, dass in seiner Stimme nicht nur Überraschung, sondern Entsetzen mitschwang. Er lächelte unerschütterlich weiter, aber die Härte in seinem Blick nahm zu. »Das überrascht Sie?«, fragte er, während er die Plastiktüte mit dem verbrannten Ausweis wieder einsteckte und zugleich mit der anderen Hand nach seiner Kaffeetasse griff.
    »Natürlich überrascht es mich«, stammelte Will. Überrascht? Das war eindeutig das falsche Wort. »Ich meine … es …« Er schüttelte hilflos den Kopf. »Immerhin ist so etwas … eine schlimme Sache. Was ist denn passiert? Gab es einen Unfall?«
    »Sagen wir: Der Wagen hat Feuer gefangen«, antwortete Reimann. »Es war kein weiteres Fahrzeug daran beteiligt, aber das ist im Moment auch leider schon alles, was wir wissen.«
    »Aber den Rest finden wir heraus, keine Sorge«, fügte Falkenberg hinzu.
    »Und dieser Mann – der Tote? Wer … wer war er?«, erkundigte sich Will zögernd.
    »Wir hatten gehofft, dass Sie uns das vielleicht sagen könnten«, antwortete Reimann Er nippte weiter an seinem Kaffee, behielt Will über den Rand der Tasse hinweg jedoch scharf im Auge. »Leider ist er nahezu bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.«
    »Ist er … der Einzige …?«, fragte Will. »Ich meine: Waren noch andere in dem Wagen?«
    Reimanns Augen verengten sich zu Schlitzen. »Das lässt sich schwer sagen. Der Wagen ist regelrecht zusammengeschmolzen.« Will wunderte sich ein bisschen über die Bereitwilligkeit, mit der er ihm Fragen beantwortete, die ihn – zumindest vom Standpunkt eines Polizisten aus – nicht das Mindeste angingen. Nachdem er einen weiteren Schluck aus seiner Kaffeetasse genommen hatte, fuhr er fort: »Ob noch mehr Personen in dem Wagen waren, und wie viele es waren, können uns wohl erst die Pathologen sagen – vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    Reimann hob die Schultern und stellte die Tasse mit einem unnötig lauten Knall auf den Tisch zurück. »Das Feuer hat nicht viel übrig gelassen«, antwortete er. »Der arme Kerl, in dessen Jackentasche wir Ihren Ausweis gefunden haben, ist wohl aus dem Wagen geschleudert worden. Trotzdem waren wir im ersten Moment nicht ganz sicher, ob es sich bei dem Ausweis nicht um seinen eigenen handelt.«
    Das war eindeutig gelogen, dachte Will. Falkenberg und Reimann waren kein bisschen überrascht gewesen, als er ihnen gerade die Tür geöffnet hatte. Außerdem hätten sie sich nicht die Mühe gemacht, Sturm zu klingeln, wenn sie der Meinung gewesen wären, vor der Tür eines Toten zu stehen. »Na, Gott sei Dank war er das ja nicht. Aber wie kommt dieser Fremde an meinen Ausweis?«
    »Die Frage wollten wir eigentlich Ihnen stellen«, sagte Falkenberg.
    Will behielt seine Taktik bei und ignorierte ihn weiter. Stur an Reimann gewandt, sagte er: »Vielleicht hat er meine Brieftasche gestohlen?«
    »Das wäre immerhin möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich«, antwortete Reimann »Der Tote sah nicht aus wie ein kleiner Taschendieb.«
    »Ich dachte, es wäre nicht viel von ihm übrig geblieben?«
    »Nicht besonders viel«, räumte Reimann ein, »aber genug für eine oberflächliche Beschreibung. Der Mann muss Anfang zwanzig gewesen sein. Ziemlich groß, durchtrainierte Statur, ein teurer Anzug, und er trug wertvollen Schmuck und eine Rolex. Kennen Sie jemanden, auf den diese Beschreibung zutrifft?«
    Will schüttelte den Kopf, obwohl er mindestens ein Dutzend Männer kannte, die Reimann gerade so präzise beschrieben hatte, wie man diesen durchschnittlichen Unterwelttyp nur beschreiben konnte; zwielichtige Gestalten mit dem Intelligenzquotienten einer Bratkartoffel, die schnell Karriere machten und meistens genauso schnell wieder verschwanden – entweder hinter schwedischen Gardinen oder unter

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