Feuer / Thriller
zu beenden, aber seine Stimme brach, »… den es interessierte, was sie tat. Sie war bloß die Megan von früher. Ich war David, Mr. Perfect.«
Olivia legte ihm eine Hand auf den Rücken und spürte, wie er zusammenzuckte, doch er wich ihr nicht aus. »Und?«
»Die Party ging weiter. Megan war gekommen und gegangen, ohne dass es jemandem aufgefallen war, denn sie war ein Niemand – wir dagegen waren die In-Clique. Ich dachte auch nicht mehr länger an sie. Ich war noch nie zuvor betrunken gewesen und erwachte am nächsten Morgen mit dem schlimmsten Kater aller Zeiten. Ich war entsetzt. Ich musste nach Hause, bevor meine Mutter etwas bemerkte, oder sie würde mich umbringen. Auf dem Heimweg kam ich an Megans Haus vorbei.«
»Und wusstest du noch, was du getan hattest?«
Sein Mund verzog sich. »Ich hatte eine vage Erinnerung an das, was sie gesagt hatte. Und dass sie geweint hatte. Aber ich hatte nichts begriffen, bis ich an ihrem Haus vorbeikam. Ein Polizeiwagen mit Blaulicht stand davor. Mein Herz begann zu hämmern. Ich stellte mein Auto ab und rannte zur Tür, und dann sah ich sie. Der Cop im Haus wollte mir die Sicht versperren, aber es war zu spät. Ich hatte es schon gesehen.«
»Sie war tot?«
»Sie waren alle tot. Ihre Mutter lag auf der Treppe. Ihr Kopf … er hatte ihr den Schädel mit einem Schläger zertrümmert. Megan lag im Wohnzimmer.« Er sog bebend die Luft ein. »Er hatte auch auf sie eingeprügelt. Sie lag über ihrem kleinen Bruder und hatte ihn offenbar schützen wollen. Überall lagen Kleider herum, und ein leerer Koffer lag offen an der Wand.«
»Sie hatte weglaufen wollen«, murmelte Olivia.
»Sie hat es versucht«, sagte er tonlos. »Er hatte sie wahrscheinlich dabei ertappt, als sie gehen wollte. Hatte einen Wutanfall bekommen, sie alle umgebracht und sich anschließend selbst erschossen.«
»Und was hat die Polizei getan?«
»An dem Tag damals? Die Cops befragten mich, aber ich sagte, dass ich nichts wüsste. Dass sie noch bei mir gewesen war, habe ich nie erzählt.«
Seine Stimme troff vor Selbsthass, und es tat ihr im Herzen weh. Dennoch fiel es ihr schwer, die richtigen Worte zu finden. »Und danach?«
Er zuckte resigniert mit den Schultern. »Interessierte es niemanden mehr. Es gab kein Rätsel zu lösen, außer der Frage, wieso in aller Welt sich niemand die Mühe gemacht hatte, diesen Mistkerl daran zu hindern, drei Menschen zu erschlagen.«
»Hast du jemals erzählt, was auf der Party geschehen ist?«
»Nein. Ich habe es ein, zwei Male versucht. Ich wollte es im selben Sommer meinem Vater erzählen, aber ich hätte es nicht ertragen, wie entsetzt er von mir gewesen wäre. Dad war bereits zutiefst gekränkt durch meinen Bruder, der nur noch mit den Leuten seiner Profiliga zusammen war und praktisch gar nicht mehr nach Hause kam. Er nahm alles mit, was sich ihm bot, und meine Eltern litten enorm.«
Er seufzte. »Ich konnte es nicht einmal unserem Geistlichen sagen. Im Herbst ging ich aufs College und scheiterte phänomenal. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich sah sie immer vor mir – tot. Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren. Ich musste unbedingt mit jemandem reden, also kratzte ich alles Geld zusammen und kaufte mir ein Ticket nach L.A. , um meinen Bruder Max zu besuchen. Wir standen uns immer sehr nah … ich dachte, er würde mich sicher nicht verabscheuen.«
Es brach ihr das Herz. »Und was hat er gesagt?«
»Ich bin nicht dazu gekommen, es ihm zu erzählen. Als ich in seiner Wohnung eintraf, fand eine Riesenparty statt. Und als ich den ganzen Schnaps und die Frauen sah, rastete ich aus. Ich konnte nur an diese eine Party damals denken, wie dumm und egoistisch ich gewesen war. Ich warf alle Flaschen aus dem Fenster und schickte die Gäste weg. Zu dem Zeitpunkt brauchte Max anscheinend jemanden, der ihm den Kopf zurechtrückte, und so dachte er, ich sei gekommen, um ihn vor sich selbst zu retten und nach Hause zu holen. Und tatsächlich kam er mit mir und versöhnte sich mit meinem Vater, doch noch am selben Abend hatten sie einen schlimmen Autounfall. Mein Vater starb, Max war gelähmt. Alles geriet aus den Fugen, und meine Mutter war am Boden zerstört. Max brauchte Hilfe bei der Physiotherapie – er brauchte mich.«
»Wie Megan dich gebraucht hatte.«
»Ja. Also stürzte ich mich in diese Aufgabe, Max zu helfen, und bald merkte ich, dass ich an manchen Tagen mehrere Stunden lang nicht an Megan gedacht hatte. Jeder hielt mich für unheimlich
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