Feuer / Thriller
erkennen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Von wegen. Ich wusste Einzelheiten, die kein anderer wusste. Crawford ist sicher, dass es sich um Moss’ Leute handelt. Er glaubt, er hätte jemanden geschnappt, der ihn zu Moss führt, aber er irrt sich.«
»Ach ja?« Er musste zugeben, dass sie ihn neugierig gemacht hatte. »Und woher wusstest du von diesen Einzelheiten?«
»Ich habe dem Webmaster von Moss’ Seite gemailt. Hab ihm geschmeichelt, behauptet, ich würde Moss verehren. Wir lernten uns kennen, und er vertraute mir. Er hat mir bestimmte Dinge erzählt, die ich dann dazu benutzt habe, Crawford reinzulegen. Ich wollte, dass er glaubt, sein Traum würde in Erfüllung gehen. Ich weiß nämlich, wo Moss ist.«
Mit einer E-Mail … sie hatte also bloß ihren alten Trick mit neuer Technologie wiederholt. »Und dann?«
Ihre Augen verengten sich. »Ich wollte ihn betteln hören, wie Mom gebettelt hat. Dann hätte ich ihn getötet.«
»Tja, dann stirbst du ja sicher beruhigt in dem Wissen, dass ich das schon für dich erledigt habe.« Er richtete die Pistole auf sie und beobachtete, wie ihr auch die restliche Farbe aus dem Gesicht wich. »Vor zehn Jahren hast du mich im Stich gelassen. Heute begleichen wir die Rechnung.«
Sie wich einen Schritt zurück. »Das wollte ich nicht, Jonathan. Ich wollte nicht, dass das geschieht.«
»Ja, das glaube ich. Weil du nämlich niemals weiter denkst, als deine Nase lang ist. Wo ist die alte Lady? Deine Geisel? Hunter, richtig? Die ist doch bestimmt mit dem Feuerwehrmann verwandt, der deine Glaskugel gefunden hat. Wo hast du sie versteckt? Im
Schrank?
«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe sie schon getötet. Die Leiche liegt im Wagen.«
»Das war dumm von dir. Sie hätte dein Ticket nach Frankreich sein können.« Er lachte über seine Anspielung. »Eric war ein Vollidiot. Hast du ihn umgebracht, oder war es Albert?«
»Nein«, sagte sie leise, den Blick wieder auf seine Waffe gerichtet. »Ich habe sie alle umgebracht.«
»Selbst Joel? Bei ihm war ich mir sicher, dass Albert es getan hat.«
Sie schloss die Augen und schluckte. »Joel wäre zusammengebrochen. Er hätte uns alle verraten. Ich habe ihm die erste Tablette gegeben, um ihn zu beruhigen.«
»Aber als er wieder erwachte, war er noch immer hysterisch, stimmt’s? Er konnte nicht mit dem Gedanken an das Mädchen am Fenster leben. Also hast du beschlossen, es euch allen ein bisschen leichter zu machen. Oder nur dir allein. Das muss man dir wirklich lassen, du hast dich nicht verändert.«
»Ich wollte nicht, dass das passiert«, brachte sie verzweifelt hervor. »Ich war erst dreizehn. Ich war wie gelähmt.«
»Im Schrank mit einem schnurlosen Telefon in der Hand. Hätte ich gewusst, dass du diese Nummer abziehen würdest, hätte ich selbst die Polizei gerufen. Aber ich habe dir das Telefon gegeben …« Er presste die Kiefer zusammen, als die Erinnerung zurückkam und sein Bewusstsein ausfüllte, als sei es erst gestern geschehen und nicht vor zehn Jahren. »Um den Ex-Knacki mit seiner Riesenwut und dem noch riesigeren Schlagstock von Mom fernzuhalten.« Er trat einen Schritt näher. »Einen Ex-Knastbruder, den du uns ins Haus gelockt hast!«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er wollte sich an Crawford rächen. Und Crawford hätte sterben sollen, nicht Mom. Doch nicht Mom!«
»Aber Crawford war nicht zu Hause, denn er musste ja Moss jagen, und der große, böse Knasti war nicht wählerisch, nicht wahr?«, fragte er verbittert. »Ich durfte zusehen, wie er Mom den Schädel einschlug, und anschließend auch noch seine Rache genießen. Ich lag einen Monat im Krankenhaus!«
»Das weiß ich«, presste sie hervor.
»Ja, sicher. Denn du warst ja dabei. Und hast zugehört. Aus dem Schrank! Hast du auch gehört, wie er nach dir rief? Ich schon. Er hat immer wieder nach dir gerufen. Er kannte deinen Namen!« Er beugte sich mit verengten Augen vor. »Hast du wirklich gedacht, niemand würde es herausfinden, Mary Fran?«
Sie wich unsicher zurück. »Du hast es gewusst?«
»O ja, ich habe es gewusst. Nachdem ich aus dem Krankenhaus kam, erzählte man mir, dass man den Kerl geschnappt und eingesperrt habe – er würde nie wieder herauskommen. Aber ich konnte nicht vergessen, dass er dich gerufen hat. Eine Weile glaubte ich, ich hätte es mir nur eingebildet. Daher besuchte ich ihn und fragte ihn, woher er dich gekannt hatte. Und warum er dich gerufen hatte.«
»Und er hat dir von den Briefen erzählt«, murmelte
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