Feuer / Thriller
und Männer in Todesgefahr gebracht.«
»Aber ihnen ist nichts passiert.«
»Nicht in der ersten Nacht. Aber was war mit gestern? David wäre erneut fast verunglückt, und sein Partner wird vielleicht nie wieder gehen können. Und jetzt sag mir nicht, dass du das alles nicht gewollt hast.« Ihre Stimme war barsch geworden, und sie sah, wie das Mädchen den Kopf einzog. Etwas sanfter sprach sie weiter. »Entweder du läufst weg oder du stellst dich. Das sind die Optionen, die du hast.«
»Eric wollte nach Frankreich. Ich hätte ihn am Leben lassen sollen, damit er mich mitnimmt.«
Phoebe hätte nicht geglaubt, dass ihr noch eisiger werden konnte, aber sie hatte sich getäuscht. Anscheinend empfand Mary keinerlei Reue, ein Leben beendet zu haben – nur Bedauern, dass sie nicht vorausschauend gedacht hatte.
»Tja, nun, hast du aber nicht. Um wieder zu der Anfangsfrage zurückzukehren – und was hast du nun mit mir vor?«
Mary versteifte sich und knallte die Pistole auf die Theke. »Ich werde dir den Mund stopfen.«
Mit angehaltenem Atem beobachtete Phoebe, wie Mary in den Küchenschubladen wühlte und schließlich mit einer Schere und Klebeband zurückkehrte. »Lincoln hat das mitgebracht, als wir das letzte Mal hier waren. Er hat mir draußen die Schaukel repariert.« Sie klebte Phoebe den Mund zu, dann zerrte sie den Stuhl hinter das Sofa und legte ihn auf die Seite. »Jetzt muss ich dir weder zuhören noch dich ansehen.«
Phoebe versuchte den Schmerz, der durch ihre Knochen jagte, zu ignorieren. Sie hatte das Mädchen so weit gereizt, wie sie es gewagt hatte. Mary wollte ihr offensichtlich nichts tun, aber sie war unberechenbar, zumal ihre Verzweiflung wuchs.
Im Rücken spürte sie einen kalten Windzug. Die Glasschiebetür befand sich nicht weit weg. Falls Mary einschlafen würde und sie es schaffte, nah genug heranzurutschen und vielleicht die Tür zu öffnen …
Herrgott. Es war frustrierend, den Ausweg so nah vor Augen zu haben und doch nicht fortzukönnen.
Okay, David, ich wäre also jetzt bereit für eine Rettung.
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27. Kapitel
Mittwoch 22. September, 19.15 Uhr
D as hätten wir.« Olivia klebte Kirbys Bild in die Reihe der anderen Fotos. Austin und seine Mutter waren auf dem Weg hierher, so dass die Identifizierung des Schützen und der anschließende richterliche Beschluss nur eine Frage der Zeit sein konnten.
»Ich habe von Austins Handy eine SMS an die falsche Kenny-Nummer geschickt«, sagte Noah. »In der Nähe des Treffpunkts werden Scharfschützen und Kollegen vom Sondereinsatzkommando postiert. Wir haben einen Bereich ausgewählt, der zu der Zeit verlassen sein wird. Ich kümmere mich darum. Du fährst nach Hause und schonst deinen Schädel.«
»Mach ich, sobald Austin Kirby identifiziert hat.« Zu nervös, um ruhig dazusitzen, hörte sie ihre Nachrichten ab, löschte die der Reporter und erstarrte mitten in der Bewegung, als sie Davids Stimme vernahm. Noch bevor die Nachricht endete, hatte sie schon ihre Kamera aus der Schublade geholt. »Noah. David weiß, wohin Mary gefahren ist. An den See in der Nähe des Neubaus.«
»Sind David und Tom ihr allein hinterhergefolgt?«, fragte Noah, und sie warf ihm einen knappen Blick zu.
»Was denkst du wohl?«
Schon rannten sie beide los, wurden jedoch von Abbotts Stimme gebremst. »Was ist hier los?«
»David hat Mary gefunden«, gab Olivia zurück. »Wir müssen los.«
»Wo ist die Schutzweste?«
Sie klopfte sich selbst auf die Schulter und fühlte das Kühlkissen, das noch immer dort festgeklebt war. »Im Konferenzraum. Hol den Wagen«, sagte sie zu Noah. »Ich treffe dich unten.«
Mittwoch, 22. September, 19.25 Uhr
»Da ist es.« David deutete auf die grüne Markise etwa hundert Meter vor ihnen. Sie hatten den Wagen abgestellt, weil sie es nicht gewagt hatten, noch näher heranzufahren, und schlichen nun durch den dichten Baumbestand am Seeufer. »Ich wünschte, ich hätte ein Fernglas.«
»Ich wünschte, ich hätte eine Pistole«, murmelte Tom. »Wie wollen wir vorgehen?«
»Keine Ahnung«, flüsterte David. »Wir entscheiden spontan. Hauptsache schnell.« So lautlos wie möglich hasteten sie voran. Und dann blieb Davids Herz stehen.
Nein! Bitte nicht.
Sie hatten sich bis an den kleinen Garten der Hütte genähert. Man konnte durch eine gläserne Schiebetür in den Wohnbereich sehen. Einen knappen Meter hinter der Tür befand sich die Rückenlehne des Sofas. Und davor lag seine Mutter an einen Stuhl gefesselt auf der
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