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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller
Autoren: Karen Rose
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Frau war eindeutig schon hier gewesen, denn sie hatte Phoebe zielsicher zu einem offenen Fenster geführt und angewiesen, hindurchzusteigen. Dann hatte sie sie ausgerechnet mit den Kordeln der Rollos an einem Stuhl festgebunden.
Wenn ich hier jemals rauskomme, werden Glenn und David sich darüber schlapp lachen.
    Mary wanderte nervös auf und ab und klopfte sich die Pistole gegen die Handfläche.
Du musst sie beruhigen. Tu, was du kannst.
»Wenn Sie mich losbinden, kann ich Ihnen einen Tee machen«, sagte Phoebe. »Wie ich sehe, steht ein Kessel auf dem Herd.«
    Mary warf ihr einen finsteren Blick zu. »Sie sind doch verrückt. Ich fessele Sie, und Sie wollen nett zu mir sein?«
    »Hätte ich eine Waffe, würde ich wahrscheinlich auf Sie schießen, das gebe ich zu. Ich würde Sie nicht töten wollen, sondern nur dafür sorgen, dass Sie mich nicht verfolgen können. Aber ich habe keine Waffe, und Sie sehen aus, als könnten Sie einen Tee gebrauchen.«
    »Sie sind eine merkwürdige Frau, Phoebe.« Ihre Lippen zitterten. »Ich will Ihnen doch gar nichts tun.«
    »Ich will auch nicht, dass Sie mir etwas tun. Was haben Sie mit mir vor? Sie haben nirgendwo angerufen, haben keine Forderungen gestellt.«
    Ihr Lachen klang spröde. »Im Kino wollen die Entführer immer freie Fahrt nach Mexiko.«
    »Aber dann müssten Sie sich ständig umsehen. Es lebt sich nicht gut, wenn man ständig auf der Hut sein muss.«
    »Im Gefängnis lebt es sich auch nicht gut.«
    »Dann haben Sie eine schwierige Entscheidung zu treffen. Aber treffen müssen Sie sie, denn ich mag nicht bedroht werden. Und Sie können mich nicht ewig hier verstecken.«
    Mary sah sich sehnsüchtig um. »Ich wollte es. Hier für ewig leben, meine ich.«
    »Und wann wollten Sie das?«, fragte Phoebe leise.
    »Als ich klein war. Meine Mom und mein Dad – mein echter Dad – und wir Kinder kamen hierher und verbrachten ganz normale Familienferien.«
    »Wie alt waren Sie da?«
    »Vier. Ich war fünf, als er starb.« Sie presste die Kiefer aufeinander. »Und dann hat sie den anderen geheiratet.«
    »Wer war das, Liebes?«
    »Crawford. Er hatte schon ein Kind. Andy war eigentlich nett, aber Crawford … Er wollte Wunderkinder. Wir mussten alles können. Betten machen. Früh aufstehen. Tolle Noten nach Hause bringen. Ich konnte ihn von Anfang an nicht ausstehen.«
    »Aber Ihre Mutter muss ihn geliebt haben.«
    »Meine Mutter hatte keine Arbeit und niemanden, der ihr helfen konnte. Als mein echter Vater starb, waren wir plötzlich arm. Wir bekamen Essensmarken von der Regierung. Meine Mutter konnte uns nicht ernähren. Sie brauchte einen Mann.«
    »Mein Mann starb, als mein jüngstes Kind noch in der Schule war. Es war eine schlimme Zeit.«
    Mary hatte ihre Wanderung wieder aufgenommen. Noch immer hielt sie die Pistole in der Hand. »Wieso ist er gestorben?«
    »Er hatte einen Autounfall. Einer meiner Söhne war ebenfalls im Auto. Er war eine Weile gelähmt.«
    Marys Miene verfinsterte sich. »Wie es der Feuerwehrmann sein wird. Das wollte ich nicht. Ich wollte die anderen beiden Brände auch gar nicht legen. Eric und Albert haben mich dazu angestiftet.«
    Sie klang wie ein verwundetes Kind, und Phoebe ahnte, dass sie im Grunde auch nichts anderes war. Aber das verwundete Kind hatte viele andere getötet und hielt darüber hinaus eine Pistole in der Hand, und daher musste es aufgehalten werden, und zwar um jeden Preis. Phoebe hatte nicht gelogen. Sie würde die Pistole gegen Mary einsetzen, wenn sie ihrer habhaft werden konnte.
Wenn es sein muss, bringe ich sie um.
    Doch im Augenblick konnte Phoebe nur ihre sanfte Stimme nutzen und die dumpfe Ahnung, dass das verwundete Kind sich nach einer Mutter sehnte. »Ja, ich weiß, Liebes. Aber du warst dennoch dabei. Und deine Tat hatte Folgen. Der Brand im Neubau hat zwei Menschen das Leben gekostet.«
    Mary schüttelte den Kopf. »Nein. Nein! Wir wussten doch nicht, dass das Mädchen da war. Und jemand anders hat den Wachmann erschossen. Das war ich nicht.«
    »Auch mein Sohn ist in jener Nacht fast umgekommen. Als der Boden nachgab, wäre er fast vier Stockwerke tief gefallen.«
    »Er hat die Kugel gefangen«, murmelte sie. »Ich wollte doch nicht, dass ihm etwas geschieht.«
    »Und was hast du dir gedacht, Mary? Hast du gedacht, das Feuer würde ruhig und geordnet niederbrennen und von allein aufhören? Wenn es irgendwo brennt, kommt die Feuerwehr. Dazu sind sie ausgebildet. Du hast ein Streichholz angerissen und zwölf Frauen
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