Feuer / Thriller
Autopsie des Mädchens anzufangen, als ich eben in der Gerichtsmedizin vorbeigeschaut habe.«
Kane betrachtete sie eingehend. »Wann hast du denn in der Gerichtsmedizin vorbeigeschaut?«, fragte er, obwohl sehr deutlich war, dass er eigentlich fragen wollte:
Wieso bist du nicht nach Hause gefahren, um ein bisschen zu schlafen, was dir gutgetan hätte?
»Auf dem Weg hierher. Ich wollte mir ein Foto des Mädchens besorgen.« Was nicht gänzlich gelogen war. Nach dem Training war sie tatsächlich nach Hause gefahren, hatte aber nicht schlafen können, also hatte sie getan, was sie immer tat – gearbeitet. »Wo Barlow ist, weiß ich allerdings nicht. Ich habe ihm gesagt, dass das Treffen um acht stattfindet.«
»Ich bin ja schon da.« Barlow kam hereingestürmt und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Augenblicklich wichen alle ein Stück vor ihm zurück. »Entschuldigung«, murmelte er. »Ich komme direkt vom Tatort und hatte noch keine Chance zu duschen.«
»Ja, man merkt’s«, sagte Micki, lächelte dann aber freundlich. »Hier, nimm einen Keks.«
Neben Olivia hustete Kane, um ein Lachen zu überspielen.
»Danke. Ich hatte auch noch keine Zeit zum Frühstücken.« Barlow nahm sich eine Handvoll, und Olivia verspürte plötzlich den Anflug eines schlechten Gewissens.
»Ich würde erst mal einen davon probieren«, sagte sie, und er verengte die Augen.
»Hast du die gebacken?«, fragte er misstrauisch. »Willst du mich etwa vergiften?«
Sie verdrehte die Augen.
Sollte er doch leiden.
»Da wir jetzt alle hier sind, können wir ja anfangen.« Sie wollte gerade Abbotts Tür schließen, als er die Hand hob.
»Lassen Sie sie offen«, sagte er. »Dr. Donahue kommt auch noch.«
Olivias Nacken verspannte sich. Donahue war die Abteilungspsychologin. Diejenige, die ihr auch nach drei verordneten Terminen nicht hatte helfen können. Sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
Na, toll.
»Ich will ein Profil des Brandstifters«, fuhr Abbott fort, und Olivia spürte seinen Blick auf sich ruhen. Eigentlich spürte sie die Blicke aller, sogar Barlows.
Blöder Mistkerl.
»Donahue hat Zeit und Erfahrung mit Brandstiftern. Und da ist sie auch schon.«
Die Psychiaterin betrat den Raum. Sie trug ein blaues Kostüm, das aussah, als habe man es ihr auf den Leib geschneidert. »Guten Morgen«, sagte sie. »Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen.«
»Dr. Donahue«, sagte Abbott, während sie sich setzte. »Kennen Sie alle Anwesenden?«
»Alle außer Ihnen.« Sie lächelte Barlow an. »Ich bin Jessie Donahue.«
»Micah Barlow, Brandursachenermittler. Nehmen Sie keinen von den Keksen«, fügte er trocken hinzu.
Donahues verwirrte Miene hätte Olivia unter anderen Umständen ein Grinsen entlockt, aber allein die Anwesenheit der Frau versetzte sie in gereizte Stimmung. Sie schüttelte das Unbehagen ab. »Legen wir los, okay? Mick, was wissen wir? Können Sie uns schon etwas zur Identität des Mädchens sagen?«
»Bislang nichts. In unserer Datenbank sind keine Fingerabdrücke von ihr, also hat sie keine Vorstrafen, zumindest keine Akte, auf die wir Zugriff hätten. Von der Datenbank für vermisste Kinder hat sich noch niemand zurückgemeldet, aber das wird in Kürze geschehen. Keine Rundmeldung, im Moment wissen wir also nichts.«
»Ich habe das Foto aus dem Leichenschauhaus an die Florida Highway Patrol geschickt«, sagte Olivia. »Ich hoffe, dass die Abziehbildchen auf den Nägeln etwas bringen, auch wenn unsere Unbekannte in keiner Datenbank erfasst worden ist. Was ist mit dem Gel?«
»Die Ergebnisse bekomme ich erst um die Mittagszeit«, gab Micki zurück, »aber über die Kugel kann ich schon etwas sagen. Wir wollten sie so lassen, wie die Feuerwehr sie gefunden hat, bis wir wissen, woraus das Gel besteht, also haben wir fotografiert, was sich unter dem Zeug befand. Das hier habe ich bekommen, kurz bevor ich heraufgekommen bin.« Sie legte ein Foto auf den Tisch.
Die Kugel war ein gläserner Globus, die Kontinente waren in das Glas eingraviert.
»Sieht aus wie ein Briefbeschwerer«, sagte Olivia zögernd, obwohl ihr Verstand bereits Globus, Welt und Brandstiftung miteinander verband und ein ungutes Gefühl in ihrer Magengrube hervorrief.
Neben ihr fluchte Micah Barlow leise, nahm das Foto und starrte darauf. »Nein. Es ist ein Markenzeichen, eine Art Logo. Und zwar eines, das seit ungefähr zehn Jahren nicht mehr eingesetzt worden ist.«
»Zwölf«, berichtigte Micki. »Ich habe nach dem Stichwort Glasglobus
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