Feuer / Thriller
haben also ein bis vier Personen, die sich zwar in Computernetzwerken auskennen, ihre Hausaufgaben im Fach Brandstiftung aber nicht besonders gut gemacht haben«, hielt Donahue fest. »Mindestens eine dieser Personen ist in der Lage, einen Menschen kaltblütig zu erschießen. Es wurde mindestens eine Waffe mitgeführt, so dass man offenbar auf eine gewisse Gewaltanwendung vorbereitet war – auch wenn es sich hier nur um Selbstschutz gehandelt hat. Sind Warnschüsse abgegeben worden?«
»Nein«, sagte Micki. »Wir haben die Patrone gefunden, die Weems getötet hat – Hohlspitzgeschoss, Kaliber 38 –, aber nichts, was auf weitere Schüsse hindeutet. Wir werden im Tageslicht noch einmal suchen.«
Donahue nickte. »Im Augenblick nehmen wir also an, dass es keinen Warnschuss gegeben hat. Wo ist Weems getroffen worden?«
»Direkt ins Herz«, sagte Kane grimmig, und Donahue hob die Brauen.
»Interessant. Sicherer wäre der Schädel gewesen, Weems hätte schließlich auch eine Schutzweste tragen können. Ein Schuss ins Herz ist persönlicherer Natur.«
»Weems repräsentierte die Obrigkeit, auch wenn der oder die Täter nicht wussten, dass er früher Polizist gewesen ist«, gab Olivia zu bedenken. »Solche Gruppen bestehen doch meistens aus Anarchisten. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn sie tatsächlich etwas gegen Weems gehabt hätten.«
»Aber
dass
sie ihn erschossen haben, ist anscheinend ungewöhnlich.« Donahue schrieb etwas in ihr Notizbuch. »Ich werde noch einmal intensiv zu SPOT recherchieren. Vielleicht hat ja jemand schon damals in den Neunzigern ein Profil erstellt.«
»Wir versuchen weiter, etwas über das Mädchen herauszufinden. Ian will sich melden, sobald er mit der Autopsie fertig ist. Bis dahin überprüfen wir Rankins Personal.«
»Und ich rufe Special Agent Crawford bei der FBI -Außenstelle an«, sagte Abbott. »Wir werden die Glaskugel so lange wie möglich aus der Presse heraushalten. Können wir uns darauf verlassen, dass dieser Feuerwehrmann den Mund hält?«
»Ja«, sagte Olivia. Zu schnell, wie sie dachte, als sich alle Augenpaare auf sie richteten. Sie zuckte mit den Schultern. »Er ist ein alter Freund der Familie, der Reportern keine besondere Sympathie entgegenbringt. Er wird nichts ausplaudern.«
Abbott nickte. »Schön. Barlow, Sie sagen Bescheid, wenn Sie Unterstützung brauchen. Ich habe noch ein paar Leute, die ich, falls nötig, von anderen Fällen abziehen kann. Wir treffen uns um fünf wieder.«
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4. Kapitel
Montag, 20. September, 8.55 Uhr
E ric kannte die Nachrichten, die im Dreißig-Minuten-Takt kamen, auswendig.
Was soll ich bloß tun?
Du wirst brav hier sitzen bleiben und warten, wie man es dir gesagt hat.
Wie er es schon seit fünf Stunden tat. In den Nachrichten hatte es seit der Enthüllung, dass das zweite Opfer an Schusswunden gestorben war, nichts Neues mehr gegeben. Also saß er nur da, lauschte dem immer gleichen Bericht und starrte auf sein Handy. Auf dass eine weitere SMS von seinem »Meister« käme.
Dreckschwein.
Und wenn er mich tagelang warten lässt? Irgendwann musste er seine Wohnung verlassen und wieder zum College gehen. Oder vielleicht auch etwas essen. Obwohl allein der Gedanke an Nahrungsaufnahme in ihm einen Würgereiz auslöste.
Wir haben das Mädchen getötet. Aber nicht den Wachmann.
Was bedeutete, dass es ein anderer getan haben musste. Und da blieb nur der Erpresser. Er war es gewesen. Er hatte den Wachmann erschossen.
Aber wer würde das schon glauben? Der Kerl, von dem die SMS stammte, hatte sie gefilmt. Gefilmt, Herrgott noch mal!
Wie haben wir nur so dumm sein können? Woher hat er überhaupt gewusst, was wir vorhatten?
Seit Stunden zermarterte er sich schon das Gehirn und versuchte herauszufinden, wann der Kerl sie zusammen gesehen haben konnte, wann sie über ihren Plan gesprochen hatten. Aber ihm wollte einfach nichts einfallen. Nur, dass einer von ihnen geplaudert hatte.
Er schloss die Augen. Die volle Stunde. Zeit für eine weitere Wiederholung des immer gleichen Berichts über die nächtliche Brandstiftung. Er begann die Worte des Sprechers mitzumurmeln und fuhr kerzengerade auf, als die Stimme sagte: »Wie uns soeben mitgeteilt wurde, gibt es neue Erkenntnisse.«
Der Bildschirm war nun zweigeteilt. Auf der rechten Seite war der Sprecher zu sehen, auf der Linken ein Foto des Wachmanns. In Polizeiuniform. Erics Mund war plötzlich staubtrocken, und er starrte auf die Polizeimarke des Mannes, als der Moderator auf
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