Feuer / Thriller
der anderen Bildschirmhälfte wieder zu sprechen begann.
»Die Polizei von Minneapolis hat die Identität des Wachmanns bestätigt, der gestern Nacht bei dem Brand getötet wurde. Das Opfer heißt Henry Weems, der vergangenes Jahr nach fünfundzwanzig Jahren Dienst bei der hiesigen Polizei in den Ruhestand gegangen war, wie seine Tochter Brenda Weems offiziell mitteilte.«
Das Bild wechselte zu Brenda Weems, die auf der Treppe zu einem bescheidenen Häuschen stand und die Arme fest vor der Brust verschränkt hatte. Das Gesicht war tränenüberströmt.
»Mein Vater war ein guter Polizist und ein guter Ehemann und Vater. Er und ein zweites Opfer sind gestern Nacht ermordet worden. Ich weiß, dass die Polizei alles tun wird, um den Mörder zu finden – nicht, weil mein Vater selbst ein Polizist war, sondern weil er zu dieser Gemeinde gehörte. Meine Mutter und ich bitten Sie alle um Zurückhaltung, damit wir in Ruhe trauern können. Vielen Dank.«
Das Bild kehrte zum Nachrichtensprecher zurück, und Eric fühlte sich wie betäubt.
Ein Polizist war tot.
Und wir sind es auch.
Die Polizei würde nicht eher Ruhe geben, bis sie sie gefunden hatten.
Das hatte auch Joel gestern Nacht gesagt, als sie noch geglaubt hatten, dass das tote Mädchen ihr größtes Problem war. Abrupt stand Eric auf. Er musste Joel aufsuchen, bevor dieser die Neuigkeiten erfuhr, denn es ließ sich nicht vorhersagen, wie er reagieren würde. Vielleicht brach er zusammen und plapperte alles aus.
Und dann wandern wir alle in den Knast. O nein – das wird nicht passieren.
Er wandte sich zum Gehen, als sein Handy auf dem Tisch surrte. Einen Moment lang sah er es nur an, dann nahm er es so vorsichtig zur Hand, als sei es giftig. Seine Schultern sackten nach vorn. Keine SMS . Ein Anruf von Albert.
»Hast du die Nachrichten gesehen? Ich habe ihn nicht getötet. Ich habe ihm nur einen Schlag verpasst. Jemand hat ihn erschossen. Aber wer?«
»Ich … ich weiß es nicht«, antwortete Eric tonlos.
»Er war ein Bulle. Wenn Joel, das Weichei, es jemandem erzählt, sind wir erledigt!«
Er dachte an das Video. Die SMS .
Du hast ja keine Ahnung, wie erledigt wir schon sind.
»Ich weiß.« Eric traf eine Entscheidung. »Wir müssen Joel am Reden hindern.« Und er musste den anderen Kerl davon abhalten, das Video zu zeigen, das sie alle vernichten würde. »Tu ihm aber nicht weh, okay?«
Alberts Stimme klang unheimlich ruhig. »Wir werden nie wieder darüber sprechen.«
Eric sog die Luft ein. Er wusste, dass er Joel zum Tod verurteilte. »Nein. Nie wieder.« Er klappte das Telefon zu und war nicht überrascht, als sich mit einem Surren eine Nachricht ankündigte.
ecke 11. straße und nicollet. setz dich auf die bank an der bushaltestelle. am sitz klebt ein briefumschlag. komm allein. sags niemandem. ja oder nein?
Mit einem Mal vollkommen gelassen, gab Eric
ja
ein. Er ging ins Schlafzimmer und nahm die Plastiktüte, in die er seine verqualmten Kleider gesteckt hatte. Die Putzfrau durfte sie nicht finden. Er würde sie draußen in einen Müllcontainer stecken.
Dann schob er die Hand hinter den Videostapel auf seinem Bücherregal und tastete nach seiner Pistole. Er überprüfte, ob das Magazin voll war, und schob es mit der Handkante zurück. Falls der Erpresser sich tatsächlich blicken ließ, würde er bereit sein.
Er lachte innerlich, als er das Prepaid-Handy zuklappte. Dann hob er den Blick zum Fernseher, der an der Wand angebracht war, und setzte eine angemessen ernste Miene auf. Der Bericht endete mit den Nachrichten, die schon bekannt gewesen waren, aber die ersten paar Minuten hatten ihm den Tag versüßt.
Der Wachmann war ein verdammter Bulle gewesen! Das wurde ja immer besser! Oder schlimmer, wenn man zu Erics Truppe gehörte. Ein ermordeter Wachmann war eine Sache, aber ein ermordeter Ex-Bulle im Ruhestand? Der reine Wahnsinn.
Er hätte gern gewusst, ob Eric es den anderen gesagt hatte. Hätte gern gewusst, wie Eric versuchen würde, sich gegen ihn zu wehren. Aber es spielte eigentlich keine Rolle.
Ich halte die Karten in der Hand. Wie immer.
»Entschuldigung.«
Er löste den Blick vom Fernseher und wandte sich der nächsten Kundin zu, die ein wenig ungeduldig wirkte. »Tut mir leid«, sagte er ernst. »Es ist nur wegen dieses Brands. Diese armen Menschen. Ein Officer!«
Die Kundin seufzte. »Ja, es ist wirklich schlimm. Wenn man heutzutage das Haus verlässt, begibt man sich gleich in Lebensgefahr.«
»Allerdings!« Er zog ein
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